Noch Ende Oktober hiess es bei Suisseporcs, dass die aktuelle Lage im Schweinemarkt stabil sei. Die Schlachtungen und der Konsum waren im Oktober– wie jedes Jahr im Herbst– leicht angestiegen (wir berichteten). «Angebot und Nachfrage sind ausgeglichen und entsprechend marktkonform», meldete das Kompetenzzentrum für Schweinehaltung. Der Preis beim QM-Fleisch hat sich über neun Monate hinweg stabil verhalten. Mit einem guten Preis von Fr. 4.60 pro kg Schlachtgewicht (SG) stieg die produzierte Menge an. Bestände wurden ausgebaut und innerbetrieblich wurde zum Teil sogar investiert.
Entwicklung ist nicht gesund
So meldete Suisseporcs Anfang November: «Das Produktionsniveau hat sich erhöht. Seit Anfang August 2020 sind die Einstallungen von Mastjagern grösser als im Vorjahr. Die Anzahl in Produktion stehenden Mastplätzen ist grösser als es für die Marktversorgung benötigt. Diese Entwicklung ist für den zukünftigen Gesamtmarkt und das Einkommen der Schweinehalter nicht gesund.
«Für das Absatzpotenzial von Schweizer Schweinefleisch ist das aktuelle Produktionsniveau zu hoch. Wir kommen deshalb nicht herum, dieses zu reduzieren», heisst es bei Suisseporcs. Die Zeit des hohen Preises scheint also vorbei zu sein. Seit Anfang November ist der Preis der Schlachtschweine um 50 Rappen pro kg SG gesunken.
«Muttersauen ausmerzen»
Aufgrund der Überproduktion in Folge des guten Preises ruft Suisseporcs in einer Mitteilung dazu auf, «jetzt deutlich mehr Muttersauen auszumerzen». Dies sei für den Gesamtmarkt und das Einkommen der Schweinehalter im zweiten Halbjahr 2021 wichtig. Denn die Ferkel der Muttersauen, die jetzt belegt werden, werden nächsten August oder September verkauft und das ist ein ungünstiger Zeitpunkt, erklärt Noldi Windlin Präsident der Fachkommission Markt Suisseporcs gegenüber der BauernZeitung.
Belegungen sollen reduziert werden
Die Schlachtungen von Muttersauen seien bisher nicht angestiegen, heisst es bei Suisseporcs. Die Fachkommission Markt Suisseporcs und die Schweizerische Schweinehandelsvereinigung rufen daher alle Züchter auf, die Belegungen ab sofort und bis Ende Januar 2021 zu reduzieren. Noldi Windlin räumt ein, dass die nächsten drei bis vier Monate schwierig sein werden. Die Entwicklungen des Schweinemarktes seien noch unklar. «Bei der Preisfestlegung ist Augenmass angezeigt. Die Wertschätzung für ein Schweizer Qualitätsprodukt ist zu beachten», so Windlin.
Produktion ist saisonbedingt leicht höher als die Nachfrage
Die Gründe des Preisabfalles der letzten drei Wochen um insgesamt 50 Rappen pro kg Schlachtgewicht sind vielfältig:
- Nachfrage stagniert.
- Produktion höher als die Nachfrage.
- Hohe Schlachtgewichte im September und Oktober.
- Die Abnehmer sind momentan aufgrund der wirtschaftlichen Situation eher vorsichtig mit Planen.
- Preissensible Agrargüter
Generell ist es so, dass bei einem hohen Inlandanteil eines Agrarguts die Preise stark und schnell beeinflusst werden. Somit seien die Güter sehr preissensibel. «Der Schweinemarkt ist sehr anfällig auf äussere Faktoren», erklärt Noldi Windlin. Wenn also die Nachfrage nur ein bisschen sinkt, und die Produktion auf einem hohen Niveau noch nachhinkt, kann das bereits zu einem schnellen Preisabfall führen, so Windlin. Im Jahresvergleich sind wir immer noch auf einem guten Schnitt, schliesst Noldi Windlin von Suisseporcs ab.