Per 1. Januar traten diverse Änderungen in der Zuchtwertschätzung (ZWS) in Kraft. «Diese Umstellungen wurden nach ausführlichen Vorabklärungen und vorbereitenden internen Testläufen durch die zuständigen Fachgremien verabschiedet», erklärt Andreas Hofer, Projektleiter bei der Suisag in Sempach LU, das Vorgehen.

Neue Qualitätsmerkmale

Anstelle der Futterverwertung (FV) wird neu ein ZW Futterverzehr pro Tag (FVZ) ausgewiesen und im Zuchtziel gewichtet. Mit den beiden Komponenten FVZ und Masttageszunahmen (MTZ) lasse sich die Zuchtrichtung für die Verbesserung der Futtereffizienz besser steuern. Aus den Zuchtwerten (ZW) für FVZ und MTZ wird ein ZW FV abgeleitet und weiterhin ausgewiesen für die Einstufung des Tieres bezüglich Futtereffizienz.

Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit integriert die Suisag zudem neue Qualitätsmerkmale in die Zuchtwertschätzung. Mit dem Kochverlust (KV) wird der Wasserverlust während dem Kochen gemessen. «Damit können wir neu neben dem Saftverlust während der Lagerung von Frischfleisch (DL) auch den Kochverlust züchterisch bearbeiten», so Andreas Hofer. Mit der Scherkraft (SKr) ist erstmals ein Merkmal der Zartheit in der ZWS.

«Neu können wir auch den Kochverlust züchterisch bearbeiten.»

Andreas Hofer, Projektleiter, Geschätsbereich Zucht, Suisag, Sempach.

Für die Fundamentmerkmale kommt es zu einem Neustart der Zuchtwertschätzung (ZWS). Bisher ging die lineare Beschreibung auf der Skala 1 bis 7 direkt als Merkmal in die ZWS ein. Tiere mit einer extremen Beschreibung auf der anderen Seite des Optimums als der Rassenschnitt wurden so honoriert. Diese Theorie wurde von Praktikern bezweifelt. Die neue – gemäss Hofer allenfalls weniger effiziente aber robustere Zuchtmethode – bewertet Tiere mit optimaler Ausprägung am besten. Neu geht die absolute Abweichung von der optimalen Ausprägung als Merkmal in die ZWS ein. Die Interpretation der Naturalzuchtwerte werde dadurch einfacher, sagt Hofer. Tiere mit einem hohen ZW liegen genetisch näher beim Optimum als Tiere mit tiefem ZW. Dies gelte auch für den Fundament-Index.

Für alle Merkmale wurden die Populationsparameter neu berechnet. Und neu werden auch in der ZWS Exterieur genomische Daten berücksichtigt.

Das Zuchtziel 2020

Aufgrund der Standortbestimmung für jede Rasse wurden gewisse Anpassungen bei den Zuchtzielen vorgenommen. Die bedeutendsten Änderungen sind:

  • Futtereffizienz: Als Ersatz für die bisher gewichtete FV wurden die MTZ stärker positiv und das neue Merkmal FVZ negativ gewichtet, um in etwa die bisherige Selektionsrichtung bezüglich Futtereffizienz vorerst beizubehalten.
  • Aufzuchtvermögen: Die Wurfgrösse wird beim Edelschwein (ES) künftig noch weniger gewichtet. Der Fokus bei den Reproduktionsmerkmalen verschiebt sich damit weiter auf die Qualität der geborenen Ferkel und das Aufzuchtvermögen der Muttersau.
  • Feldprüfung: Bei den neu definierten Fundamentmerkmalen wurde die Gewichtung anhand einer Erhebung bei Feldprüfungstechnikern festgelegt.

Eine Umstellung bei der Zuchtwertschätzung bringt mit sich, dass Tiere im Zuchteinsatz stehen oder unterwegs dazu sind, welche nach den alten Werten gezüchtet und selektiert worden sind. Dies bedeutet, dass in einer Übergangsphase toleranter mit weniger guten Werten umzugehen sei als üblicherweise, sagt Andreas Hofer.