In der Schweiz hängt die gesamte Schweinefleischproduktion von einer guten Kernzucht ab. Kernzuchtbetriebe stellen zum einen erstklassige Eber für die künstliche Besamung (KB) bereit, zum anderen werden reinrassige Jungsauen für die Vermehrung und letztendlich für die Produktion von Mastferkeln erzeugt.

Einer der etwa 100 Kernzuchtbetriebe in der Schweiz liegt in der Gemeinde Graben im Kanton Bern. Auf dem Familienbetrieb der Reinmanns werden seit 30 Jahren Muttersauen der Rasse Edelschweine (ES) gezüchtet. Fabian Reinmann führt zusammen mit seinen Eltern den Zuchtbetrieb mit rund 150 Muttersauen und 400 Jungsauenaufzuchtplätzen (25 bis 10 kg). Er weiss, dass für ein gutes Zuchtergebnis die Faktoren Genetik, Tiergesundheit sowie Haltung und Fütterung ausschlaggebend sind.

Fundament ist matchentscheidend in der Zucht

Eine Muttersau qualifiziert sich erst für die Zucht, wenn sie ein gutes Fundament besitzt. «Hier sind die Beinstellung, der Gang, die Zitzenanzahl und das ­Gewicht matchentscheidend», weiss Fabian Reinmann. Die Sau sollte weder x- noch o-beinig sein, sondern einen «schönen geraden Gang aufweisen. Ideal wäre die Note 3,5», so Reinmann. Wobei die Note 1 für X-Beinigkeit und die Note 7 für O-Beinigkeit steht. Zudem sollte die Sau mindestens sieben Zitzen auf beiden Seiten oder mehr besitzen und darf weder zu leicht noch zu schwer sein. Werden diese Kriterien nicht erfüllt, wird sie dem Schlachthof übergeben. Die besten Tiere qualifizieren sich als Zuchtsauen und können als solche vermarktet werden. Die Ausbeute von Reinmann beträgt etwa 60 Prozent. «Von denen behalten wir nur die besten Tiere, um unseren Herdenbestand zu erneuern und gezielt einen grossen Zuchtfortschritt zu realisieren.» Die restlichen Tiere gehen an Zuchtbetriebe für die Mastferkelproduktion.

Nur erstklassige Genetik für seine Muttersauen

Für die Besamung der Muttersauen erhält der Jungbauer die Genetik von der Suisag. Diese muss ebenfalls eine Reihe von Kriterien erfüllen. «Hier ist entscheidend, welches Genetikpotenzial der potenzielle Eber hat. Nur wenn die Zuchtwerte des Ebers zur Muttersau und zu den Zuchtzielen auf unserem Betrieb passen, verspricht dies den idealen Grundstein für die nächste Generation.» Sobald die Mutterschweine in der Brunst sind, isoliert Reinmann die Sauen voneinander. «Damit verhindern wir Rangkämpfe und das Aufsitzen während der Rausche, die die Gesundheit der Tiere unnötig strapazieren.» Auf dem Betrieb findet alle drei Wochen die Besamung von 20 bis 26 Muttersauen statt. Die produzierten Jungsauen werden je nach Bestellung unbelegt (180–200 Tage alt) oder belegt (200 Tage, 6 Wochen trächtig) über die Anicom an die Produktionsbetriebe verkauft. Für eine unbelegte Jungsau erhält die Familie als Basis den Erlös eines Mastschweins plus einen Zuchtzuschlag, der vor allem vom Mastferkelpreis abhängig ist. Sind die Ferkel rar, so gelten auch die Jungsauen mehr. Der Zuchtzuschlag ist so gesehen die Entschädigung für die ganz Zuchtarbeit, die der Betrieb auf sich nimmt.

Muttersauen haben einen höheren Phosphorbedarf

Von der UFA-Futtermühle erhält Reinmann das Futter, welches sich von der Mastproduktion vor allem durch die Mineralstoffzusammensetzung unterscheidet. Die Muttersauen haben aufgrund ihres längeren Lebens einen höheren Phosphorbedarf, weiss UFA-Verkaufsberater Fabian Wyss. Das Fertigfutter ist zudem je nach Altersgruppe unterschiedlich und bedarfsgerecht zusammengesetzt: «In der säugenden Zeit benötigen die Sauen einen anderen Energiegehalt als in der Galtzeit», sagt er. Hauptbestandteil ist wie auch bei der Mast Futtergetreide.

Gutes Stallklima und Beschäftigung beugt Gesundheitsprobleme vor

Fabian Reinmann beugt Gesundheitsproblemen mit einem guten Stallklima sowie mit Beschäftigungsmöglichkeiten vor. «Die Tage nach der Geburt der Ferkel sind die heikelsten. Hier können Durchfallprobleme oder auch Gelenkentzündungen auftreten. Wenn das Klima aber passt und Arbeitsabläufe stimmen, können diese auf ein Minimum reduziert werden», weiss der Schweinezüchter. Reinmann verwendet im Abferkel- und Absetzstall deshalb eine Unterflurlüftung. «Im Sommer wird der Stall automatisch heruntergekühlt und im Winter aufgeheizt», erklärt er. In den anderen Bereichen wird die Temperatur durch Ventilatoren reguliert.

Mit Stroh im Liegebereich sorgt Reinmann für die nötige Ablenkung, um beispielsweise einem Schwanzbeissen vorzubeugen. Die trächtigen Muttersauen (Galtsauen) werden mit Grassilage beschäftigt. Weil Fabian Reinmann für Coop-Naturafarm produziert, erhalten die Sauen zusätzlich mehr Platz als normalerweise vorgeschrieben. Für den nötigen Auslauf ist in Reinmanns Zucht ebenfalls gesorgt. Allerdings muss der Kontakt mit Wildsauen und demzufolge mit Krankheiten unbedingt verhindert werden. Der Jungbauer hat deshalb 1,5 Meter vom Auslauf entfernt einen Zaun aufgestellt.

Hohe Ansprüche in der Schweiz haben Schweinekrankheiten bekämpft

Die hohen Ansprüche an die Schweizer Schweinezüchter haben über mehrere Jahre viele Schweinekrankheiten in der Schweiz ausgemerzt. «Eine Knochenarbeit, die die Schweinezüchter da vollbracht haben», betont Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs. Damit das auch weiterhin so bleibt, arbeitet der Schweinegesundheitsdienst (SGD) eng mit den Schweinebauern zusammen. «Wenn ich ein Tier mit Antibiotika behandeln muss, erfasse ich dies direkt online im Stall im Behandlungsjournal Suisano des SGD», sagt Fabian Reinmann. Der SGD hat darin Einsicht und kann, wenn nötig, beratend eingreifen. Reinmann schätzt diese Zusammenarbeit. «Ich kann mit den zuständigen Tierärzten dann mögliche Verbesserungen besprechen und das bestmögliche aus meiner Zucht herrausholen.»