Der diesjährige «HAFL-Brennpunkt Schweine» fand Corona-bedingt per Webkonferenz statt. Rund 50 Personen hätten sich zugeschaltet, heisst es bei der HAFL. Spannend war das Thema alleweil. Beleuchtet aus verschiedensten Blickwinkeln wurde die so wichtige, aber in der Produktion nicht spektakulärste Phase der Aufzucht.
Nicht alle sind geeignet
Henning Luther, Zuchtleiter bei der Suisag, lieferte die Fakten zur Jungsauenerzeugung in der Schweiz. Rund 40 000 bis 50 000 Jungsauen betrage der Bedarf jährlich. Davon werden rund zwei Drittel zugekauft, der Rest läuft unter Eigenremontierung. Die Erzeugung der Jungsauen für den Verkauf ist in der Schweizer Zuchtpyramide heute auf noch rund 40 Zuchtbetriebe konzentriert (Hier können Sie das Porträt eines solchen Zuchtbetriebs lesen). Knapp drei Viertel der geprüften Jungsauen werden als zuchttauglich eingestuft, also rund 27 000 Jungsauen pro Jahr.
Ein «gewisser Teil» der Jungsauen aus der Eigenremontierung dürften von Vaterlinien-Ebern abstammen, schätzt Luther. Es sind also eigentlich weibliche Mastschweine, die dann Mütter werden. «Sauen von solchen Vätern haben später etwa um zwei Ferkel kleinere Würfe», erklärte der Zuchtexperte. Jungsauen würden übrigens heute wieder etwas «langsamer» aufgezogen, so Luther weiter. «Gut für Fundamente und Lebensleistung der Sauen.»
Bis 100 Kilo zurückhaltend
Apropos Fütterung: Tobias Küng von der HAFL hat Herdebuchbetriebe, welche Jungsauen produzieren, nach ihrem Aufzuchtregime befragt. Die Daten von sechsundzwanzig Betrieben, welche zusammen mehr als 13 000 Jungsauen pro Jahr produzieren, konnten ausgewertet werden. Die Resultate zeigen, dass die Betriebe sehr unterschiedliche Programme umsetzen. Die Fütterungsintensitäten variieren sowohl während der Eigenleistungsprüfung als auch im Gewichtsbereich von 100 kg Lebendgewicht (LG) bis zur ersten Belegung sehr stark, so seine Erkenntnis. Um den Tieren genügend Zeit zur Entwicklung und die Möglichkeit zur Bildung eines starken Skeletts zu gewähren, werde allgemein empfohlen, bis 100 kg LG nicht zu intensiv zu füttern. Ab 100 kg schliesslich, sollte die Fütterung nicht zu extensiv sein, damit die Tiere genügend Fettreserven anlegen können. Vergleiche man die Futterkurven mit nationalen und internationalen Vorgaben, stelle man fest, dass einige Betriebe im Vergleich zu den Empfehlungen bis 100 kg LG sehr intensiv füttern, so Tobias Küng. Um die Gratwanderung zwischen optimaler Versorgung und minimaler Ausscheidung zu schaffen, werde kaum auf Phasenfütterung gesetzt. Dadurch ist in der frühen Aufzuchtphase, auf einem Teil der Betriebe, die Phosphorversorgung zu knapp.
Jungsauen gut eingliedern
Beim Jungsauenzukauf ist der Eingliederung Beachtung zu schenken. Nur so kann das genetische Potenzial auch genutzt werden. Schweinemediziner Dolf Kümmerlen von der Universität Zürich nannte wichtige Faktoren:
- Mit neuen Tieren kommen auch neue Keime
- Passender Eingliederungsstall und gute Quarantäne
- Idealweise nur ein Jungsauenlieferant
- Gesundheitsstatus des Zulieferers muss bekannt sein
- Impfprophylaxe muss entsprechend abgestimmt sein
- Verkäufer und Käufer müssen zueinander «passen»
- Bei auftretenden Gesundheitsproblemen Remontierungsquote absenken.
Nach Abschluss der Eigenleistungsprüfung reduzieren einzelne Betriebe die Fütterungsintensität stark. Teilweise wird im Bereich von nur 30 MJ VES/Tag gefüttert. «Dies wird den Tieren kaum erlauben, genügend Reserven aufzubauen», so Küng. Beim Vergleich der Fütterungsintensität mit der Ausbeute zeigte sich, dass Betriebe mit hoher Intensität eine tiefere Ausbeute erzielten. Die Aussage bestätigten frühere Auswertungen der Suisag, müsse aber aufgrund der geringen Anzahl Betriebe mit Vorsicht bewertet werden.
Input aus Übersee
Jennifer Patterson von der University of Alberta in Kanada empfahl, die Tiere nicht zu intensiv aufzuziehen und ab 135 kg LG bei der zweiten oder dritten Rausche zu decken. Besonderen Wert legte sie auf das Geburtsgewicht von Remonten. Sie empfahl, das Geburtsgewicht konsequent zu erfassen und zu leichte Ferkel und Ferkel von zu leichten Würfen von der Zucht auszuschliessen, da sie eine tiefere Reproduktionsleistung aufweisen würden. Im Weiteren zeigte sie, dass Tiere, die früh in die erste Rausche kommen, bessere Muttertiere werden. Daher legen die nordamerikanischen Betriebe grossen Wert darauf, die Eber zur Stimulierung nach einem Standardprotokoll einzusetzen. Die Sauen werden zu den Ebern gebracht, Kontakt erfolgt nicht nur durch das Absperrgitter, sondern auch direkt und verschiedene Eber werden in Rotation eingesetzt.