Der Deckebermarkt ist in den letzten 20 Jahren rückläufig. Dafür seien verschiedene Gründe verantwortlich, wie Matteo Aepli, Geschäftsführer der Suisag in Sempach, gegenüber der BauernZeitung erklärt. «Einerseits sind die Anzahl Zuchtbetriebe wie auch die Anzahl Sauen in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen. Weniger Betriebe bedeutet insgesamt weniger Deckeber. Die grösseren Betriebe brauchen zudem pro Mutterschwein weniger Eber als die kleineren Betriebe», sagt er. Anderseits hat natürlich das KB-Geschäft zugenommen, was zur Folge hat, dass Deckeber heute kaum mehr im grossen Stil eingesetzt werden. «Es gibt gemäss unserer Schätzung nur noch wenige Betriebe, die ihre Sauen vollständig mit Ebern decken», sagt der Suisag-Geschäftsführer und nennt noch einen weiteren wichtigen Aspekt: nämlich den, der eigens produzierten Eber. «Wir rechnen, dass zirka 40 % der potenziell benötigten Deckeber durch die Züchter selbst produziert werden und das mit Vaterliniensperma ohne Zuchtzuschlag.»
Nur für Mastschweine
Das Problem an dieser Geschichte sei, dass dieses Sperma grundsätzlich nur für die Produktion von Mastschweinen zugelassen ist. Solche Zuchtbetriebe, also Mastferkelproduzenten, ziehen sich selber Eber aus Würfen mit günstigem Vaterliniensperma nach. «Vaterliniensperma ist ausschliesslich für die Produktion von Mastschweinen vorgesehen, ausser im Falle von Eberzüchtern», mahnt Aepli.
Kosten für den Eber sparen
Der Grund, dass solche Eber aufgezogen werden, erklärt der Suisag-Geschäftsführer mit dem einfachen Argument, dass so kein Eber zugekauft werden müsse. «Das relativiert sich aber aufgrund der hohen sanitarischen Anforderungen der Eberzuchtbetriebe. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es Betriebe gibt, bei denen ein Tierzukauf aufgrund der Biosicherheit und Tiergesundheit etwas problematischer sein kann. Das ist meines Erachtens aber eine Minderheit der Betriebe. Dazu kommt, dass ein Eberankauf relativ selten stattfindet und jeweils ein oder zwei Tiere angekauft werden.»
Nachteile überwiegen
Für ihn überwiegen die Nachteile, denn bei solchen Ebern handle es sich im Normalfall um Kreuzungstiere, die nicht die gleich guten Mast- und Schlachtleistungen vererben. «Mit diesem Eber lassen sich kaum Qualitätsferkel erreichen», ist er sicher. Zudem verursache das Nachziehen eines eigenen Ebers ebenfalls Kosten. «Wer von einem Eberzüchter einen Eber kauft, der bekommt Qualität auch bezüglich Sprungverhalten. Sollte ein Eber nicht funktionieren, dann ist das ein Währschaftsfall. Der Eber wird somit vom Eberzüchter ersetzt», sagt Matteo Aepli und ruft die Mastferkelproduzenten dazu auf, wenn möglich den Eber beim Eberzüchter zu kaufen. «Damit kauft man Qualität und unterstützt die Schweizer Eberzucht.» Er nennt die Eberzüchter Teil der Lunge des Zuchtsystems. «Gibt es keine oder nur noch wenige Eberzüchter in der Schweiz, dann steht unser einzigartiges Schweizer Zuchtsystem auf dem Spiel», ist er sicher. Auf die Frage, was denn daran so «einzigartig» sei, sagt der Suisag-Geschäftsführer: «Da gibt es ganz Verschiedenes.» Bei der Vaterlinie habe, neben der besten Fleischqualität, die gute Gesundheit der Mastferkel vor allem aufgrund von Coli-Resistenzen einen hohen Stellenwert. Weiter seien die guten Zunahmen bei optimaler Schlachtkörperqualität (MFA) und gute Futterverwertung zu erwähnen. «Hier liegen wir auch im internationalen Vergleich sehr weit vorne», weiss Aepli.
Ausland übernimmt
Auch bei den Ebern ist es demnach wie fast überall – gibt man das Geschäft ins Ausland ab, schwindet die Einflussnahme, oder? «Ja, das würde bedeuten, dass wir für unsere KB-Stationen Vaterlinieneber importieren, ohne dass wir selbstständig und für unsere Bedürfnisse zielgerichtet züchten können», sagt Matteo Aepli. Und soweit dürfe es die Schweizer Zucht nicht kommen lassen. «Aktuell haben wir noch sieben Eberzuchtbetriebe Premo und je drei Eberzuchtbetriebe Duroc und Piétrain. Und dasfür die ganze Schweiz mitgut 100 000 Mutterschweinen», mahnt der Suisag-Geschäfts-führer.
Unterstützung erhöht
Um Gegensteuer zu geben hat die Suisag in den letzten Jahren die finanzielle Unterstützung der Eberzüchter deutlich erhöht. «Wir sind gerne bereit, unsere Eberzüchter mit verschiedenen Mitteln auch in Zukunft weiterhin zu unterstützen», erklärt Matteo Aepli und ergänzt: «Sie arbeiten tagtäglich mit viel Elan an der nächsten Ebergeneration.» Das nütze aber wenig, wenn man mittel- bis langfristig nicht mehr davon leben könne. Um die Schweizer Eberzucht in eine Zukunft zu führen, brauche es alle.