Wie wirken sich entzündungshemmende Kräutermischungen auf die Mastschweine aus? Dieser Frage ging Raphael Heini im Rahmen seiner Ausbildung zum Agrotechniker HF am LBBZ Schluechthof nach. Und zwar konkret bei Versuchen auf zwei Zentralschweizer Mastbetrieben mit der Mischung Herb-All ASA.
Afrikanischer Affenbrotbaum
Die Fragestellung ist aktuell. Die Schweinemäster wünschen beste Leistungen im Stall mit gesunden Tieren und möglichst tiefem Einsatz von Antibiotika. Und natürlich muss das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen. Der Versuch wurde auf zwei verschiedenen Betrieben durchgeführt, erklärt Raphael Heini, der im Sommer diplomiert wurde und heute beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband arbeitet. Die eingesetzte Kräutermischung Herb-All ASA besteht aus Baobab (Afrikanischer Affenbrotbaum), Bockshornklee, Gelbwurz, Süssholz und Nussfasern. Die Kräuter wirken gemäss Angaben des Herstellers desinfizierend, fördern den Verzehr, wirken entzündungshemmend und antioxidativ und stärkten das Immunsystem.
Die Tiere waren beim Einstallen unterschiedlich schwer, die Ställe weisen diverse Unterschiede auf und weitere Faktoren spielten eine Rolle. Somit sei ein direkter Vergleich eher schwierig, so Heini. Bei den Jagern auf dem Betrieb Müller, welche mit rund 23 kg eingestallt wurden und bei welchen Probleme mit Schwanzbeissen vorhanden waren, haben die Kräuter einen positiven Effekt erzielt. Die Tageszunahmen bei der Fütterungsgruppe waren in der ersten Phase (22 Tage) um 8,79 % höher als bei der Kontrollgruppe. Auch in der zweiten Phase zwischen dem 22. Tag und der dritten Wägung waren die Tageszunahmen um 6,11 % höher. Über die ganze Mast betrachtet, konnten höhere Tageszunahmen um 6,6 % erzielt werden.
Nicht zur Prophylaxe
Auf dem Betrieb Jund, bei welchem die Wiederholungen durchgeführt wurden, wurden die Tiere erst mit rund 42 kg eingestallt. Auch Probleme mit dem Schwanzbeissen waren praktisch keine vorhanden. Zudem wurden die Wiederholungen über den Winter durchgeführt, während der erste Durchgang im August gestartet wurde. Somit waren die klimatischen Verhältnisse sehr unterschiedlich. All dies wird dazu geführt haben, dass auf dem Betrieb Jund mehrheitlich die Kontrollgruppe höhere Tageszunahmen erzielt hatte. «Die Kräutermischung Herb-All ASA ist ein Problemlöser und keine Prophylaxe und sollte deshalb nur eingesetzt werden, wenn effektiv Probleme vorhanden sind», sagt Heini. Zudem könne man davon ausgehen, dass eine Wirkung bei jüngeren Tieren eher eintritt als bei älteren Tieren.
Weniger Schwanzläsionen
Es wurde auch ersichtlich, dass die Kräutermischung keinen signifikanten Einfluss auf die Entzündungsparameter im Blut hat. Bei den Schwanzläsionen war aber ein deutlicher Unterschied erkennbar. So seien in der Fütterungsgruppe in der Tendenz weniger Schwanzläsionen aufgetreten. Zudem ist mit dem Einsatz der Kräutermischung die Chance, einen intakten Schweineschwanz zu haben, um 2,85-mal höher. Betriebsleiter Müller beobachtete, dass die Tiere der Versuchsgruppe ruhiger und aus-geglichener waren. Er meinte jedoch, dass mit dem Einsatz zu einem noch früheren Zeitpunkt ein besseres Resultat erzielt werden könnte. Betriebsleiter Jund ist aufgefallen, dass die Tiere der Versuchsgruppe beim ersten Durchgang eine kurzfristige Depression von 2 bis 3 Tagen hatten, in welchen sie 10 bis 20 % weniger Futter gefressen haben. Möglicherweise sei die Depression auf den eher bitteren Geschmack der Kräutermischung zurückzuführen, vermutet Raphael Heini.
Erhebliche Mehrkosten
Auf dem Betrieb Jund wurde die Futterverwertung berechnet. Über die ganze Mast betrachtet liegt diese mit einem 14 MJ Futter in der Kontrollgruppe bei 2,2 kg pro kg Zuwachs, während die Futterverwertung bei der Fütterungsgruppe bei 2,27 kg pro kg Zuwachs liegt. Die empfohlene Dosierungsmenge der Kräutermischung liegt bei 5 kg/t Futter, also bei 5 g Kräutermischung pro Tier und Tag. Der finanzielle Aufwand ist demnach hoch. Ein Kilo kostet um die 15 Franken.
«Wenn auf dem Betrieb Probleme vorhanden sind, kann der Einsatz einer Kräutermischung ein Vorteil sein», bilanziert Raphael Heini. Ansonsten entsteht Mehraufwand, welcher nicht einmal durch höhere Tageszunahmen oder weniger Medikamentenkosten gedeckt werden könne. Auch das Handling müsse gut überlegt sein, da sich der Einsatz von nur drei Wochen je nach Betrieb schwierig gestalten lässt. Es gibt bereits viele Kräutermischungen auf dem Markt, welche wohl auch vom Konsumenten nicht ungern gesehen werden im Stall. Heini empfiehlt, sich von Fütterungsspezialisten beraten zu lassen.