Die Fischproduktion war vor einigen Jahren ein grosses Thema in der Schweizer Landwirtschaft. Aber richtig warm wurden die Bauern nicht damit. Heute werden kaum noch Indoor-Anlagen gebaut. Noch weniger verbreitet sind exotische Wassertiere wie Shrimps. Gegessen werden sie hierzulande zwar tonnenweise, aber der grösste Teil kommt aus asiatischen Farmen, deren Produktionsmethoden dem Schweizer Konsumenten kaum gefallen würden.
Erfolg mit Schalentieren
Seit einiger Zeit gibt es die Meeresfrüchte auch aus der Schweiz. Ein bekannter Player ist Swiss Shrimp AG, die im aargauischen Rheinfelden in der Gewerbezone ohne Bezug zur Landwirtschaft produziert. Noch länger im Geschäft ist die Bauernfamilie Kunz aus dem bernischen Burgdorf. Sie zeigen mit ihren «Aemme Shrimp» seit 2015, dass die Schalentiere auch für Bauernfamilien ein funktionierender Betriebszweig sein können. «Nachhaltig, tiergerecht, lokal, frisch, emissionsarm», zählt Stacy Ciulik, die Schwägerin beziehungsweise Tante der Betriebsleiter Fritz und Christian Kunz, die Vorteile der Produktion in der Schweiz auf. Sie unterstützt seit dem Start das Aemme-Shrimp-Projekt auf dem Eyhof. Illusionen wecken mag sie jedoch keine. Die Haltung der Meeresfrüchte sei anspruchsvoll. Eben wie die Haltung vieler anderer Tiere, schiebt sie nach. Was bei Rindvieh und Schweinen das Stallklima ist, ist bei Shrimps die Wasserqualität.
Intensiver Betriebszweig
Shrimps sind kleine Tierchen, sie sind aber ein intensiver Betriebszweig. Es braucht regelmässige Kontrollgänge im Lauf des Tages, und das an sieben Tage die Woche. Die Investitionskosten hängen gemäss Stacy Ciulik stark vom Zustand der Ökonomiegebäude und der verfügbaren Wärmeenergie ab. Für eine rentable Grösse werden sechs bis acht Mastbecken mit vier Metern Durchmesser empfohlen. Mit dem Arbeitsbereich neben den Becken beträgt der Platzbedarf rund 25 m² pro Becken. Sinnvoll ist ein Energie-Konzept mit erneuerbarer Energie. Familie Kunz hat ihre Anlage 2019 erweitert und noch mehr an Schweizer Standards ausgerichtet. Die Becken beispielsweise kommen nicht mehr aus China, sondern von Rotaver aus Lützelflüh BE.
Vielen zu komplex
Ausser Platz und Zeit verlangt die Haltung von Shrimps viel Fachwissen. Das ist nicht ohne Weiteres verfügbar. Familie Kunz hilft weiter: Sie haben «Aquafuture Switzerland» gegründet. Ihr Geschäftsmodell sieht vor, dass Lizenznehmer 60-tägige Kleintiere von Aemme Shrimp beziehen, um diese dann mit rund sechs Monaten an Konsumentinnen in ihrer Region zu verkaufen. Als gute Voraussetzung für interessierte Betriebsleiter nennt Stacy Ciulik darum Erfahrung mit Direktverkauf und die Nähe zu einem Ballungszentrum. Das Interesse an der Shrimpshaltung sei zwar da, erzählt Stacy Ciulik, viele fänden diesen Betriebszweig dann aber zu komplex. So ist momentan kein Lizenznehmer unter Vertrag. «Was günstig und einfach ist, machen viele», kommentiert Ciulik, dafür gebe es dann schnell einen Konkurrenz- und Preiskampf. Solche Probleme kennen Shrimps aus dem Emmental nicht. Er wird direkt an die Gastronomie sowie über den Hofladen vermarktet, zu hundert Franken das Kilogramm.
Trend zum Regionalen
Die Corona-Pandemie hat den Absatz etwas gedämpft, denn Shrimps werden gerne im Restaurant gegessen. Dafür ziehe nun der Absatz in private Haushalte an, sagt Stacy Ciulik: «Statt auswärts essen zu gehen, bekochen sich die Menschen jetzt zuhause gut und vor allem mit lokalen, frischen Spezialitäten.»