«An dieser Wandtafel managen wir bei uns die Schweineproduktion», erklärt Simon Broch die Tafel beim Eingang in den Abferkelstall, gleich neben der Tür zum Stallbüro. Darauf ist etwa ein Kalender, der den Rhythmus im Stall vorgibt, aussergewöhnliche Arbeiten wie Impfungen werden geplant und notiert. Simon Broch führt den Betrieb gemeinsam mit seiner Partnerin Ramona Pronk und einem Angestellten seit Januar dieses Jahres in der Form als Betriebszweiggemeinschaft. Dazu gehören der elterliche Betrieb Allmendhof und Mariahalden, beide an der gleichen Strasse, hoch über Beinwil im Aargauer Freiamt. Hauptproduktionszweig sind die Schweine, 210 Muttersauen sind in den Ställen auf Mariahalden, Label IP-Suisse, davor CNF.

Die schönsten werden verkauft

Broch ist Eigenremontierer und Mastferkelproduzent. Regelmässig beliefert er mit eigenem Anhänger drei Mäster in der Region. Zudem gibt es 400 Mastplätze auf dem Betrieb als Puffer. «Die schönsten Jager werden verkauft», sagt er. Broch schätzt den regelmässigen Kontakt mit seinen Abnehmern, die meistens 80 bis 90 Jager, je nach Buchtengrössen, bestellen. So habe er immer unmittelbar Rückmeldungen über die gelieferten Posten. Die Qualität sei ihm sehr wichtig. Abgerechnet wird über den Schweinevermarkter Profera.

Im Gegensatz zu vielen grösseren Mastferkelproduzenten remontiert Broch die Muttersauen selber. Der grösste Teil der Herde sind reine Edelschweine, dazu rund 20 Prozent Schweizer Landrasse (SL) und 10 Prozent F1-Sauen aus den beiden Rassen. Arbeit gäbe es ja schon genug auf dem Betrieb, wäre da die Fremdremontierung nicht einfacher? «Mich interessiert die Zucht sehr», entgegnet der 33-jährige Landwirt. Er ist aktuell als Eigenremontierer im Herdebuch der Suisag, könnte sich aber auch vorstellen, als Kernzüchter mit den Rassen ES und SL aktiv zu sein. Das würde bedeuten, nebst Jagern auch reinrassige Muttersauen oder Eber auch für die KB-Stationen zu verkaufen. Daran würde aber aktuell vor allem die Situation mit den Angestellten scheitern, sagt Broch. Man brauche dafür langjähriges Personal.

Arbeitsintensive Schweinezucht

Seit Juli wirkt Ramona Pronk zu 100 Prozent auf dem Betrieb. Die gelernte Konditorin verfügt über ein Handelsdiplom und arbeitete davor fast zehn Jahre in der Administration in der Automobilbranche. Die Arbeitsbelastung sei vor allem im Sommer, wenn zu den Tieren auch noch der Heuet kommt, schon sehr hoch, gibt Broch zu. Aktuell sei man aber mit einem Angestellten gut aufgestellt, entgegnet Partnerin Pronk. Auf dem Betrieb in der voralpinen Hügelzone weiden zusätzlich noch 20 Rinder und gegen 300 Schafe. Die Kleinwiederkäuer, die auf Brochs Stammbetrieb Allmendhof auch Winterquartier haben, gehören aber nicht ihnen. Einige der Flächen sind maschinell nicht befahrbar, da sind die Schafe sehr willkommen. Biodiversität ist ein weiterer Betriebszweig. Über das Aargauer Programm Labiola wird gemacht, was möglich ist, so Simon Broch.

Die BZG führt er mit Jürg Barmettler. Broch arbeitete zuvor bereits während 13 Jahren für den bekannten Söieler (unter anderem ehemaliger Suisag-Präsident). Bei ihm habe er das Handwerk gelernt. Barmettler seinerseits ist heute ausserdem Gemeinderat und kümmert sich vor allem um den Acker- und Futterbau.

Exterieur kommt an erster Stelle

Zurück zu den Schweinen. Als Endprodukteber setzt Simon Broch heute auf die Rasse Swiss Piétrain. Die KB-Eber wählt er selektiv aus. Fleischqualität, insbesondere der Magerfleischanteil (MFA), ist ihm hier wichtig. Besamt wird alle drei Wochen eine Gruppe von 25 Sauen mittels KB. So laufen acht Gruppen auf dem Betrieb, dafür stehen 50 Abferkelplätze zur Verfügung. In jeder Gruppe werden die besten Sauen selektiert für eine Mutterlinie-Paarung zur Nachzucht. Genau zu selektieren und dann mit dem passenden Eber anzupaaren: Eine Arbeit die Broch fasziniert. «Das Exterieur ist für mich das Wichtigste bei der Remontierung», betont er. Vor allem Fundament und Klauen, dann natürlich auch die Reproduktionsleistung. Stimmt das Exterieur nicht, komme es nicht gut, auch wenn die Zahlen auf dem Papier gut aussehen. Er mag es, wenn er die Geschichte der über 210 Sauen kennt. 13,5 Ferkel werden auf dem Betrieb pro Wurf abgesetzt.[IMG 2]

Die Fütterung sei einfach und ausschliesslich trocken bei ihnen. Wichtig sei aber das Futter, das müsse zum Betrieb passen. Hier werde mit der Agrifokus erfolgreich zusammengearbeitet. Bei den Jagern und in der Mast hat es Automaten, in den Abferkelzimmern gibt es zweimal täglich Futter, bei den Galtsauengruppen einmal, zudem steht reichlich Heu zur Verfügung.

Schwankendes Einkommen bei den Schweineprofis

Immer ein Thema sei der Ferkeldurchfall. Aktuell setze man weniger auf die Impfung als aufs Immunisieren. Und die Schweinepreise? Simon Broch startete in einem guten Schweinejahr. Die stark schwankenden Preise sind in schlechten wie auch in guten Jahren eine Herausforderung für spezialisierte Betriebe, gerade für junge Betriebsleiter. Es gelte, das Ganze über mehrere Jahre hinweg zu betrachten, und es brauche ein glückliches Händchen beim Zeitpunkt der Investitionen. Zudem seien bei ihnen die Schweine in einer AG ausgelagert, was mehr Flexibilität mit sich bringt.

Grössere Investitionen sollten in den nächsten Jahren kaum anfallen. Die Schweineställe sind im Schuss. Die Jager brauchen irgendwann mehr Platz. Denn die Leistungen werden in den Schweineställen bekanntlich nicht schlechter, bei den beiden leidenschaftlichen Schweineprofis Ramona Pronk und Simon Broch sowieso nicht.

BZG Allmendhof/Mariahalden

Betriebsleiter: Simon Broch
Ort: Beinwil im Freiamt AG, voralpine Hügelzone, 700 m ü. M.
Flächen: 62 ha LN, davon 32 ha OA (Gerste, Weizen, Raps, Mais) und 30 ha Naturwiesen
Tiere: 210 Muttersauen, Mastferkelproduktion, 400 Mastschweineplätze, 20 Aufzuchtrinder
Arbeitskräfte: Simon Broch, Ramona Pronk, 1 Angestellter, Jürg Barmettler für Wochenend- und Ferienablösungen, Stundenlöhner bei Arbeitsspitzen

Sauber, aber nicht zu «clean»

Zur Biosicherheit machen sich die Betriebsleiter immer wieder Gedanken. Man sei daran, zu optimieren, sagt Simon Broch mit einem Schmunzeln. Der Betrieb sei gut gelegen, nicht an einer Durchgangsstrasse, es laufen keine Spaziergänger über den Hof und zudem sei man meist ausserhalb des Nebels, was kein Nachteil sei. Besucher werden mit betriebseigenen Kleidern ausgestattet und einige Durchgänge möchte Broch mit Gittertoren noch wildschweinesicherer machen. Einziger Nachteil sei vielleicht die Waldnähe. Natürlich bekämpfe man die Schadnager und halte andere Tiere vom Stall fern, etwa Katzen oder gar Füchse sind nicht willkommen. Transportfahrzeuge dürfen nur «leer und sauber» auf seinen Betrieb, da sei er pingelig.

In den Abferkelbuchten wird nach jedem Umgang gereinigt, ergänzt Broch die Hygienemassnahmen. Bei den Mastschweinen aber nur, wenn es die Zeit zulässt. «Wir wollen nicht übertreiben», sagt er beim Thema Hygiene. Zu «clean» sei auch nicht gut. Es brauche eine gewisse Keimflora. Dass er keine Tiere zukaufe, sei schon eine grosse Hilfe beim Thema Gesundheit.