Für die Simmentaler-Reinzucht war er sicher ein Segen: Der Stier Zimbo aus dem Züchterstall von Hans Gerber aus Oberwil aus dem Simmental im Berner Oberland. Geboren 1975 kam Zimbo zuerst in verschiedenen Betrieben im Natursprung zum Einsatz. Aufgrund seiner guten Resultate wurde er später über die künstliche Besamung, beim damaligen KB-Verband, vertrieben und lancierte dort seine grossartige Karriere. Zimbo hat in den 80-er Jahren der Reinzucht den Stempel aufgedrückt und eine leistungsbetonte Nachzucht hinterlassen. Nicht nur in weiblicher Hinsicht, auch auf der männlichen Seite hat er seine Spuren hinterlassen und es standen am Schluss viele gute Söhne, Enkel oder Grossöhne im Einsatz. Studiert man heute die Abstammungen der reinen Simmentalerstiere, führen viele Zimbo-Blut in ihren Adern.
Seine Schönheit überzeugte
Zimbo war ein eindrücklicher Stier. Gross, korrekt und stark bemuskelt. Dazu hatte er eine schöne Farbe. Nicht umsonst wurde Zimbo mit der hohen Note von 55 97 bedacht. Sein Exterieur kam nicht von ungefähr, auch seine Mutter, die Champion-Tochter Rosette, war mit 55 55 98 punktiert. Rosette war nicht nur schön, sondern sie war auch eine langlebige Kuh und hatte in den 70-er Jahren schon Standardlaktationen von über 7500 kg Milch geleistet. Auch die Grossmutter von Zimbo, Bärtel Rundi hatte eine Lebensleistung von 70 000 kg vorzuweisen. Diese Langlebigkeit gab Zimbo auch an seine Töchter und Grosstöchter weiter. Eine typische Zimbo-Tochter war mittelgross und gut bemuskelt. Die Euter bestachen durch gut ausgebildete Hintereuter. Die Voreuter waren von mittlerer Länge. In dieser Zeit hatten die Simmentalerkühe mit etwas fleischigen Eutern zu kämpfen. Zimbo kam zur richtigen Zeit und war in der Lage, der Rasse die drüsigen Euter mit starker Beaderung zu bringen. Zimbo hatte zudem die Fähigkeit, einen guten Eiweissgehalt der nächsten Generation weiterzuvererben. Auch sein Vater Benz war in dieser Hinsicht ein bekannter und erfolgreicher Stier in der Reinzucht.
Besondere Kuh
Zimbo war in der Lage, eine ganz besondere Kuh zu züchten, eine Kuh, die man nur einmal im Leben hat, mit der man auch Ausstellungen gewinnen konnte. So eine Kuh war die Zimbo-Tochter Furka von Werner Knöri aus Boltigen. Furka holte sich zum Beispiel 1985 an der ersten Bernischen Eliteschau den Schöneutersieg. Damals war die Reinzucht an der Eliteschau mit 24 Tieren noch gut vertreten. Der Ring und die Rangierung wurden in dieser Zeit noch draussen in der Arena abgehalten. Der Sieg von Furka war umso bemerkenswerter, da sich die Reinen in dieser Zeit noch in derselben Kategorien mit den Gekreuzten messen mussten. So schrieb der ehemalige Mitarbeiter Hanspeter Liechti vom damaligen Schweizerischen Fleckviehzuchtverband 1985 im Fleckvieh-Bulletin über die Eliteschau: «Der Kanton Bern hat immer noch einen soliden Stock an reinen Simmentaler-Tieren, die unter dem Konkurrenzdruck der Kreuzungen, ein beachtliches Niveau erreichten. Man muss sich aber fragen, ob bei einer derart hochstehenden Ausgeglichenheit wie an der Eliteschau, ein Richten nach Qualitätsmerkmalen noch sinnvoll ist. Aber nicht nur Furka war eine bekannte Zimbo-Kuh. Auch ihre Tochter Falk, eine Quimbo-Tochter, war eine erfolgreiche Schaukuh. Falk wurde in den 90-er Jahren intensiv über ET genutzt und dank Embryotransfer hatte sie am Schluss sehr viele Nachkommen. Falk war eigentlich ein Inzuchtprodukt: So war doch ihr Vater Quimbo ein Grosssohn von Zimbo.
In männlicher Hinsicht
In männlicher Hinsicht hat Zimbo mit seinem Sohn Condor wohl den besten Sohn hinterlassen. Er stammte aus dem berühmten Reinzuchtbetrieb von Gilbert und seinem Vater Daniel Christen aus Yverdon VD. Condor war nicht nur schön (55 98), sondern vererbte seine guten Gene auch weiter und wurde über die KB stark nachgefragt. Condor war sage und schreibe sieben Jahre jünger als sein Vater, heute in der schnelllebigen Zeit der Viehzucht ein Ding der Unmöglichkeit. Condor wurde übrigens im Natursprung gezeugt, denn früher unternahm man noch gern eine Reise mit seiner Spitzenkuh, um zu einem Spitzenstier zu fahren. Die Mutter von Condor war auch nicht irgendeine Kuh: Athlet Carmen hiess die Berühmtheit und sie erwies sich für die Reinzucht als grosser Segen.
Den Stempel aufgedrückt
Carmen und ihr Sohn Condor haben bei Christens sozusagen den Stempel aufgedrückt. Und die C-Linie ist in ihrem Stall immer noch stark verbreitet. So fliesst doch bei ihren selbst gezüchteten Simmentalerstieren wie Fleuron (liniengezüchtet), Copain oder Filou, Carmen- oder eben Condor-Blut in den Adern. Die Stiere aus dem Stall Christens haben der Reinzucht nicht nur die Bemuskelung und Kapazität zurückgebracht, sondern sie waren auch imstande, die fehlende Milch wieder in die Rasse reinzubringen. Aber nicht nur auf der männlichen Seite hatte die Züchterfamilie Erfolg. So holten sie zum Beispiel mit der Copain-Tochter Fina im Jahr 2002 am Salon Internationale de l´Agriculture in Paris (F) den Europameister- wie auch den Schöneutertitel. Zudem gewannen Tiere aus dem Stall Christen mehrmals die Simmentaler-Konkurrenz an der Swiss Expo in Lausanne VD.
Auch andere Stiere
Nicht nur Condor war ein bekannter Zimbo-Sohn, ein weiterer Stier hiess Kennedy aus der Zucht der Familie Schmied aus Guggisberg. Auch er wurde in den 80-er Jahren über die KB stark eingesetzt. Auch Kennedy war ein formschöner Stier (55 97). Seine Mutter Urs Agnes war mit 55 55 98 punktiert und hatte eine Lebensleistung von 80 000 kg Milch. Der Bessere von beiden war schlussendlich Condor, da er doch noch die besseren Euter und Zitzen hinterliess. Condor wurde aber nicht nur in der Reinzucht stark eingesetzt, sondern man brauchte ihn auch, um Rückkreuzungen durchzuführen. Eine seiner erfolgreichen, zurückgekreuzten Töchter war sicher Condor Voegeli aus der bekannten Heli-Tochter Violine von Fritz Läderach aus Worb. Über ihre Tochter Läderachs Felice Valdera, war Voegeli auch die Grossmutter des KB-Stieres Dominator Valdo. Auch bei Daniel Schwarz aus Uetendorf hat die Condor-Tochter Cortina eine eindrückliche Nachzucht hinterlassen. Vor allem eine Titanic-Tochter und eine Tulip-Grosstochter aus Cortina waren das Mass aller Dinge.
Immer wieder Zimbo
Weitere erfolgreiche Zimbo-Söhne waren die Simmentalerstiere Firn und Humor. Humor war übrigens der Vater der bekannten Helga von Ueli Schärz aus Aeschi b. Spiez, welche die Grossmutter des bekannten Stieres Hugo war. So führen auch die Simmentalerstiere wie Brisago, Florin, Flavio oder Baltasar, welche heute im KB-Einsatz stehen, Zimbo- oder Condor-Blut in ihren Adern. Zum Beispiel führt der Spitzenstier Brisago auf männlicher-, wie auch auf mütterlicher Seite Condor-Blut in seiner Abstammung. Auch der heissdiskutierte Unetto der Familie Schmid aus Guggisberg, der diesen Frühling mit mehreren maximal punktierten Erstlingskühen glänzte, führt auf beiden Seiten, weit hinten in seiner Abstammung, Zimbo-Blut.
Auch heute noch eingesetzt
Vierzig Jahre später gibt es immer noch Betriebe, welche Zimbo- oder Condor-Genetik einsetzen. So wird auf dem Betrieb Lörzbachmühle der Familie Mosimann in Allschwil BL, für die Fleischproduktion, neben aktueller Genetik auch ältere Simmentaler-Stiere wie Kanis, Tarzan, Condor oder eben Zimbo eingesetzt. Ja, Zimbo und seine Söhne haben der Reinzucht schlussendlich viel gebracht und die Rasse so geformt wie sie heute ist. Nicht nur im Exterieur, sondern auch in der Milchleistung, den Fitnessmerkmalen, der Bemuskelung und nicht zu vergessen auch in der Fleischleistung.