Kosten und Qualität der Futterproduktion lautete das Schwerpunktthema am Nordwestschweizer Mutterkuhtag in Gränichen, für den die landwirtschaftlichen Zentren Ebenrain, Liebegg und Wallierhof zusammenspannten. Nach Fachinputs von verschiedenen Experten erzählten die Praktiker Cäsar Bürgi und Fabian Galliker von ihren Betrieben, und Vertreter von Mutterkuhschweiz informierten über Aktuelles.
Mix von Systemen wird teuer
Wer seinen Betrieb rentabel führen will, setzt bei der Fütterung an: Sie schenke in der Mutterkuhhaltung mit einem Anteil von 30 bis 60 Prozent an den Produktions-Vollkosten ein, so Thomas Blättler von der HAFL. Bei seinen Berechnungen sieht er grosse Unterschiede zwischen einzelnen Betrieben. Grundsätzlich falle bei der Futterproduktion auf: «Je spezialisierter, desto günstiger», sagte er am Mutterkuhtag in Gränichen. Teuer werde es, wenn ein Betrieb verschiedene Systeme mische, also viele unterschiedliche Futtersorten produziere. Ob Fahr-, Hochsilo oder Siloballen sei weniger entscheidend. Eine teurere Infrastruktur könne sich beispielsweise dank der Zusammenarbeit mit Berufskollegen durchaus lohnen. Weidegras bleibt mit Abstand das günstigste Futter. Darum empfahl der Referent: «Es muss nicht gleich Vollweide sein, aber maximiert den Anteil Weidegras auf eueren Betrieben.»
«Es muss nicht Vollweide sein, aber maximiert den Anteil Weidegras.»
Agronom Thomas Blättler zur Futterproduktion.
Tipps von Thomas Blättler:
- Anteil des Weidegrases maximieren.
- Andere Futtermittel entsprechend der eigenen Spezialisierung produzieren.
- Weniger ist mehr bei der Infrastruktur, Vorhandenes ausnutzen.
- Keine Überproduktion von Konservierungsfutter.
- Mechanisierung anpassen, überbetrieblich zusammenarbeiten.
Früh weiden ist sinnvoll
Die Wiesen grünen, das Ende der Winterfütterung ist bereits absehbar. Dass Mutterkühe genügend Struktur im Futter brauchen, spricht nicht gegen einen frühen Weideauftrieb. Herbert Schmid, Fachmann für Futterbau und -konservierung am LZ Liebegg, empfahl am Mutterkuhtag: «Beweidet das Gras jung und gleicht die Ration mit entsprechend rohfaserreichem Dürrfutter im Stall oder in der Raufe aus.»
«Beweidet das Gras jung und gleicht mit rohfaserreichem Dürrfutter aus.»
Futterbaufachmann Herbert Schmid zum zeitigen Weidebeginn.
Mischung abzustimmen
Ein später Weideauftrieb räche sich durch Weideverluste, unbefriedigende Leistung der Tiere, trittempfindliche Bestände, viele Mäuse und wenig Klee. «Setzt nicht alles auf eine Karte», kommentierte der Referent im Hinblick auf künftige Wetterkapriolen. Er erläuterte das grosse Angebot an Samenmischungen mit dem Hinweis, die Mischung auf die futterbauliche Grundlage, den Standort, die Tiere und den Betrieb abzustimmen. Sein Tipp: Italienisches Raigras mit wetterfesten Gräsern ergänzen und teilweise auf Mischungen mit Luzerne-Gras und Mattenklee-Gras setzen.
Bei Übersaaten dranbleiben
Auch schöne Naturwiesen sind keine Glückssache, sondern das Resultat von sorgfältiger und gezielter Bewirtschaftung. Bei Übersaaten gelte «stur bleiben, dranbleiben», mit dem Ziel von Top-Beständen für die betrieblichen Gegebenheiten. Und wenn nötig, dürfe der Produzent oder die Produzentin nicht vor einer Totalerneuerung oder wenigstens Verjüngung zurückschrecken. «Manchmal braucht es den Pflug, um Probleme zu lösen.»
«Es gibt kein Pulver gegen Durchfall»
Veterinärmediziner Peter Weisser, der mit seiner Frau eine Tierklinik in Urnäsch AR führt, räumte an der Tagung mit Illusionen auf: «Es gibt kein Pulver und keine Spritze gegen Durchfall. Dieser hört erst auf, wenn der Darm repariert ist.»
Wärme und Pflege
Etwas getan werden muss gegen den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust sowie die Blutübersäuerung des Kalbes; das sind mögliche lebensbedrohliche Folgen von Durchfall. Dem Drenchen steht der Fachmann skeptisch gegenüber, es verursache oft mehr Schaden als Nutzen. Stattdessen kommen die kranken Kälber bei Tierarzt Weisser an die Infusion. Er zeigte an der Liebegg praxistaugliche Lösungen, wie die Behandlung im heimischen Stall erfolgen und das Kalb somit weiterhin bei der Mutter trinken kann. Dabei gleicht eine Dauertropfinfusion über die Vene am Ohr den Verlust an Flüssigkeit, Bicarbonat und Elektrolyten aus, begleitet von einer Blutgasmessung. Das kann in schweren Fällen vier bis fünf Tage dauern, «aber die Prognose auf Heilung ist gut. Viele Kälber werden bereits über Nacht wieder fit.» Wichtig seien zudem Wärme, ein trockenes Lager und – nicht zu unterschätzen – liebevolle Pflege.
Vorsicht mit Antibiotika
Zu Vorsicht riet Peter Weisser bei Antibiotika: «Nur bei Coli-Durchfällen, Fieber über 39,5 Grad oder Nabel- oder Lungenentzündung sind Antibiotika sinnvoll. Ansonsten können sie den Durchfall verlängern.» Der Tierarzt erinnerte, dass die Abkalbeboxe keine Krankenboxe sei, kranke Tiere gehörten isoliert. Die beste Vorsorge gegen Kälberdurchfall seien Hygiene und gute Biestmilchversorgung. Auch eine Muttertierschutzimpfung könne sinnvoll sein, wenn Kälberdurchfall vermehrt vorkomme.