Bereits sind erste Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) für die Schweinehaltung auf dem Markt. Dabei geht es beispielsweise um die Überwachung von Geburten oder die Früherkennung von Schwanzbeissen. «KI bietet Chancen, ist aber nur ein Hilfsmittel und steckt noch in den Kinderschuhen», sagte denn auch Beat Süess von der Melior, zumal solche KI-Systeme für den Schweinestall, nur schon für die Steuerung des Stallklimas und der Fütterung, recht teuer seien.
China mit Abstand grösster Schweinefleischproduzent
Den internationalen Fokus beleuchteten Melior-CEO Hansueli Christen und der Analyst Markus Fiebelkorn vom dänischen Verband der Schweinehalter.
Der führende Akteur weltweit in der Schweineproduktion ist China. «Prognostiziert wird auf 2025 zwar ein leichter Rückgang, aber die Schweineproduktion in China wird immer professioneller», sagte Markus Fiebelkorn und verwies auf die Zahlen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums.
In Europa würden Investitionen in die Schweinehaltung durch Tierwohl, nachhaltige Produktion und durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) begrenzt. Positive Impulse für Schweineexporte in Drittländer ausserhalb der EU seien kaum zu erwarten.
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ASP und Marktmacht in Deutschland
In Deutschland macht den Schweineproduzenten die Tierwohl- und Nachhaltigkeitsstandards zu schaffen, ebenso wie ASP, die die Exportmöglichkeiten einschränkt. «Ein Risiko ist auch die hohe Konzentration der deutschen Schlachtindustrie und die damit verbundene Marktmacht», sagte Markus Fiebelkorn und verwies auf den Marktanteil von über 30 Prozent den allein der Fleischverarbeiter Tönnies innehat.
Rückgang in Dänemark
In Dänemark ist ein Rückgang der Schweineschlachtungen zu verzeichnen. Dort werden nur etwa 10 Prozent der Schlachtschweine im Inland verzehrt. 90 Prozent muss exportiert werden, wovon die Hälfte ausserhalb von Europa. Das verstärkt den Wettbewerbsdruck. Kostendeckende Schlachtschweinepreise sind schwierig zu erzielen. Hinzu kommt die CO2-Steuer, die auch die Landwirte berappen müssen.
Niederlande und Belgien: Startschwierigkeiten für Junglandwirte
In den Niederlanden und Belgien wollen die Regierungen den Tierbestand reduzieren. Dort hat jeder Betrieb ein Produktionsrecht. Wenn ein Landwirt den Betrieb ausserhalb der Familie verkauft, gilt ein neues Produktionsrecht für 70 Prozent der ursprünglichen Rinderkapazität, 75 Prozent der ursprünglichen Schweinekapazität und 85 Prozent der ursprünglichen Geflügelkapazität.
Tierschutznormen in Spanien
Den spanischen Schweineproduzenten werden die ab März 2025 geltenden Platzanforderungen zu schaffen machen. Jedem Schwein steht dann mehr Quadratmeter zu.
Ausdehnung der Schweinefleischproduktion in Polen
Polen hat seine Schweineproduktion massiv ausgedehnt. Dort ist die Schweinefleischproduktion sehr lukrativ.
In Italien wurde nach Ausbruch der ASP unzählige Schweine gekeult, sodass durch die Verknappung des Angebots die Preise stiegen.
Hohe Nachfrage nach Ferkeln
«Ferkel sind der Engpass in der Schweineproduktion. Die Nachfrage ist hoch, während das Angebot gering ist und kaum steigen wird», so der Marktanalist. Begrenzend seien auch Transportzeitbeschränkungen durch die EU oder nationalem Recht von acht auf vier Stunden.
«Insgesamt ist der Schweinemarkt aber weltweit und in Europa stabil», so Fiebelkorn abschliessend.
CO2-Fussabdruck und Emissionen
Hansueli Christen verwies auf die sogenannten «Megatrends» in der Tierhaltung:
- weltweit wachsender Bedarf an tierischen Proteinen
- steigendes Umweltbewusstsein
- Übergang von tierischen zu pflanzlichen Proteinen
«Der optimale CO2-Fussabdruck in der europäischen Kreislaufwirtschaft ergibt sich durch eine Proteinverteilung von 40% tierischen Proteinen und 60% pflanzlichen», zitierte Christen eine Studie der niederländischen Universität Wageningen.
Christen ist nicht nur update was aktuelle Studien betrifft, sondern er investiert mit der Meliofeed AG auch in die Forschung. So startet das Unternehmen mit einem Industriepartner einen neuen Mastversuch für Ammoniakgeruchsreduktionen mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Dabei werden in zwei Mastabteilen mit je 108 Mastschweinen Fütterungsstrategien hinsichtlich der Emissionen untersucht.
Stabiler Schweinemarkt in der Schweiz
Gastgeber der Melior Schweinetagung war Yvan Meuwly, Regionenleiter Ost. Nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz ist der Schweinemarkt aktuell stabil. «2025 wird ein gutes Jahr», sagte Meuwly. Auch wenn die Herausforderungen nicht zu unterschätzen seien. Damit sprach die Marktmacht der Abnehmer an und die steigenden Anforderungen und Kosten für Ersatzbauten. «Eine dem Konsum angepasste Produktion ist der Schlüssel», so Meuwly. Gerne machte er an der Tagung auf die Melior-Schweinefachreise aufmerksam, die vom 1. Juni bis 4. Juni nach Irland führen wird.