Die Offenstallhaltung von Pferden ist heute weit verbreitet. Dahinter steht die Idee, dass die Tiere nicht nur möglichst viel Zeit in der Gruppe verbringen, sondern sich dabei auch viel bewegen. Dabei werden auch die Hufe mehr oder weniger beansprucht. Vor diesem Hintergrund widmete sich vor einer Woche ein Strickhof-Fachabend dem Zusammenhang zwischen Offenstall, Hufgesundheit und Bewegung.
Matschboden der Gesundheit zuliebe vermeiden
«Wechselnde Böden fördern die Vitalität, Hufwachstum sowie Trittsicherheit», stellte die deutsche Bodenspezialistin Nicole Hübner fest. «Es braucht die richtige Mischung von allem.» Bei intensiv genutzten Flächen, zum Beispiel bei der Futterraufe, rät sie zu Pflaster, für Wälzbereiche zu Sand. Dabei stellt sich die Herausforderung, grosse Flächen hygienisch und effizient zu befestigen und zu reinigen. Zu beachten ist zudem, dass je nach Materialien und Untergrund Hufprobleme hervorgerufen werden können. So ist etwa von matschigen Böden abzuraten, bei denen Hufe ständig im Bakterienherd stehen. Hübner stellte verschiedene Bodentypen vor:
- Sand: Dieser fördert das Wohlbefinden und ist weich für die Sohle. Je nach Körnung kann er zu starkem Abrieb führen. Eine maschinelle Reinigung ist nicht möglich, zudem muss er alle ein bis drei Jahre erneuert werden.
- Gitter- und Mattensysteme: Sie schaffen eine trockene und ebene Flächenbefestigung, sind leicht zu reinigen und ermöglichen eine maschinelle Entmistung. Ein Nachteil sind die hohen Anschaffungskosten. Je nachdem braucht es zudem Massnahmen für Unterbau sowie Verbund.
- Pflaster: Diese sind für kleinere Flächen geeignet, zum Beispiel im Futterbereich. Sie sind hygienisch, robust und langlebig.
- Trampelpfad/Naturboden: Naturboden hat eine höhere Grundfeuchtigkeit, befeuchtet Hufe und fördert die Elastizität. Er ist jedoch nicht geeignet für intensiv genutzte Bereiche. Eine Befestigung ist kostenintensiv.
- Kies: Dieser eignet sich für kleinere Flächen. Hübner empfiehlt Rundkies, das für die Hufe eine Massagefunktion hat. Von gebrochenen Steinen (Split) rät sie ab, da diese in der Weissen Linie (Verbindung von Hufwand und Sohle) stecken bleiben können.
- Gummi: Dieser kann an bestimmten Stellen zur Rutschsicherung (z. B. Hanglage) eingesetzt werden. Dagegen sollte man Gummi nicht an Orten verwenden, wo Pferde Drehbewegungen ausführen, da das Material rutschhemmend ist und der Bewegungsapparat dabei belastet wird.
- Holzschnitzel: Sie wurden an der Veranstaltung ebenfalls erwähnt. Schnitzel brauchen grundsätzlich Pflege. Sind sie zu alt, kann Fäulnis entstehen. Nicht jedes Holz eignet sich: Bei Lärchenschnitzeln ist zu beachten, dass sie zu Splittern in den Hufen führen können. Frische Eichenschnitzel dagegen enthalten Gerbsäure, welche die weisse Linie zerstören kann.
Die Stallhygiene ist wichtig
Die Tierärztin Bettigna Musterle nannte Beispiele von Huferkrankungen, die durch ungünstige Bodenverhältnisse entstehen können. Lederhautentzündung etwa kann unter anderem durch zu starken Abrieb verursacht sein. Dabei handelt es sich um eine nicht eitrige, meist entzündliche Veränderung der Huflederhaut. Damit einher gehen oft auch Abszesse, Quetschungen und Prellungen. Die Erkrankung ist hochgradig schmerzhaft und äussert sich häufig durch klammen Gang oder Lahmheit. Bei mangelnder Stallhygiene, etwa wenn die Pferde lange auf feuchtem, tiefem Boden stehen, kann es zu Fäulnisprozessen in den Hufen kommen. So können etwa Krankheitserreger leichter durch die Weisse Linie in den Huf eindringen. Das Risiko für Hufabszesse und Strahlfäule steigt. Musterle riet daher, auf eine gute Stallhygiene zu achten und besonders an intensiv genutzten Stellen wie etwa dem Fressbereich einen befestigten Boden einzurichten.
