Die grösstenteils kalten Tage und Nächte im April dürften die Entwicklung der Stallfliegen abgebremst haben. Dies bestätigt Fabian Dettwiler, Berater am Ebenrain-Zentrum und Landwirt in Wintersingen BL. Bisher zeigten sich kaum Fliegen in seinem Anbindestall. Der Mai gibt nun aber Vollgas. Die Temperaturen steigen – auch im Stall.

«Sobald es um die 15°C warm wird, werden die ersten Fliegen aktiv und beginnen, sich – wenn bisher auch noch sehr langsam – zu vermehren», weiss Urs Fanger von der Andermatt BioVet. Greift man zu diesem Zeitpunkt nicht mit Massnahmen ein, wird es kaum möglich sein, die explosionsartige Vermehrung im Sommer zu verhindern.

Erst vorbeugend, dann direkt bekämpfen

Unter günstigen Bedingungen kann die Fliegenplage mit Hilfe von vorbeugenden Massnahmen auf ein erträgliches Mass reduziert werden (s. «Vorbeugende Massnahmen»). Damit hat bis jetzt auch Fabian Dettwiler gute Erfahrungen gemacht: «Der Lüfter im Tenntor erzeugt einen Luftzug im Stall, was für Fliegen weniger angenehm ist. Die einquartierten Schwalben und die Hygienemassnahmen wie Kalken oder regelmässiges Ausmisten erledigen zuverlässig den Rest.» 

Vorbeugende Massnahmen

Unter günstigen Bedingungen kann mithilfe von vorbeugenden Massnahmen die Fliegenplage auf ein erträgliches Mass reduziert werden:

Allgemeine Stallhygiene
- Gründliche Reinigung im Frühjahr.
- Weisseln hemmt den Anfang der Vermehrung überwinternder Fliegen.
- Gute Stallbelüftung (Fliegen meiden Luftzug).

Brutstätten eliminieren
- Kälberboxen: Schlecht zugängliche Ecken und Hohlräume von Futterresten reinigen.
- Regelmässiges Ausmisten der Tiefstreu.
- Schwimmschicht der Gülle durch Rühren oder Umpumpen zerstören (sofern keine Nützlinge eingesetzt werden).

Natürliche Feinde fördern
Schwalben fressen grosse Mengen von Fliegen.

Fliegen fangen
Mit Fliegenschnüren überwinternde Fliegen früh im Frühjahr abfangen (schonend für Schwalben). 

Wenn der Fliegendruck trotz dessen aber zu gross wird oder bereits viele Fliegen im Stall vorzufinden sind, können direkte Massnahmen helfen. Dazu zählen Insektizide wie Neporex zur Bekämpfung der Larven oder Agita zur Bekämpfung der adulten Fliegen. Der Nachteil: Sie verursachen einen hohen Arbeits- und Kostenaufwand und können zur Entwicklung von Resistenzen bei den Stallfliegen bei-tragen. Aber auch vom FiBL zugelassene Biozide mit dem Wirkstoff Pyrethrin (adulte Fliegen) oder Geraniol (Larven) sind erhältlich (siehe FiBL-Betriebsmittelliste). 

Die genannten Produkte müssen im Frühling vor der massenhaften Vermehrung der Fliegen an den Brutstätten der Stall-fliege ausgebracht und während des Sommers in regelmässigen Abständen wiederholt werden, um eine sichere Wirkung zu gewährleisten. 

Nachhaltig mit Nützlingen

Abo Zur Bekämpfung von Stallfliegen setzen Arthur und Ruth Leimgruber (in der Hand ein Becher mit Schlupfwespen) seit 10 Jahren Nützlinge ein. Bisher haben sie nur gute Erfahrungen gemacht. (Bilder Katrin Erfurt) Fliegenbekämpfung Die Fliegen kommen! – Es ist höchste Zeit zur Bekämpfung Tuesday, 8. June 2021 Nachhaltiger sind dagegen Nützlinge, mit denen bereits viele Landwirte gute Erfahrungen gemacht haben, wie beispielsweise Arthur und Ruth Leimgruber, die wir 2021 in Herznach AG besucht haben. Sie setzen seit 10 Jahren erfolgreich Schlupfwespen und Güllefliegen in ihrem Milchviehstall ein. Ebenfalls können Raubmilben zur Anwendung kommen (s. «Nützlinge für den Stall»). Die für Biobetriebe zugelassenen Nützlinge sind die natürlichen Feinde der Stallfliege und stören aktiv deren Verbreitung, indem sie Eier oder Larven fressen und die Puppen parasitieren. 

 

 

Nützlinge für den Stall

Schlupfwespen
- Parasitieren die Puppen der Stall- und Stechfliegen im Festmistbereich.
- 8 bis 12 Aussetzungen zwischen März und Oktober.
- Wiederholung alle 2 bis 3 Wochen.

Güllefliegen
- Larvenstadium frisst Larven der Stall- und Stechfliegen im Flüssigmistbereich (z. B. Spaltenböden).
- Belästigt weder Tier noch Mensch.
- 4–6 Aussetzungen pro Jahr.
- Wiederholung alle 1 bis 3 Wochen.

Raubmilben
- Frisst Eier und Larven verschiedener Fliegenarten in Tiefstreu und Tret-mist.
- Geeignet in Kombination mit Schlupfwespen und Güllefliegen.
- Eignen sich für die Anwendung auf dem Miststock, da witterungsunempfindlich.
- 1–3 Aussetzungen zwischen März bis Oktober.

Abo Im Frühjahr eingesetzt, können Schlupfwespen die lästigen Stallfliegen nachhaltig reduzieren, indem sie die Puppen des Schädlings parasitieren. (Bild Andermatt BioVet) Stallfliegen Stallhygiene: Fliegenbekämpfung starten bevor es zu spät ist Thursday, 2. April 2020 Sie werden vorbeugend oder bei einem leichten Fliegenbefall eingesetzt. «Es ist wichtig, dass Landwirte bereits im Frühling mit der Behandlung beginnen und nicht erst dann, wenn die Fliegen im Sommer sichtbar an den Wänden kleben. Dann ist es meist zu spät für eine Behandlung», betont Urs Fanger. Denn nur 10 % der Fliegen, die Adulten, sind sichtbar. Der Rest entwickelt sich an nicht sichtbaren Stellen wie im Güllekanal oder im Tretmist.

Zudem benötigen Nützlinge einen gewissen Entwicklungsvorsprung gegenüber der Stallfliege, um diese wirksam reduzieren zu können. «Für eine erfolgreiche Kontrolle braucht es etwas Mut und ein gewisses Verständnis für die Biologie der Stallfliegen und der Nützlinge», so Fanger. So sei etwa eine konsequente Stallhygiene nicht mehr möglich, ohne den Lebensraum der Nützlinge zu zerstören. 

Vor deren Einsatz sollten eine gute Planung und Beratung erfolgen. Die Anbieter Andermatt BioVet sowie Agroline Bioprotect bieten neben dem Verkauf auch eine ausführliche Beratung zur Stallfliegenbekämpfung an.

Alle Produkte auf einen Blick und ihre Kosten: hier. (Preisänderungen vorbehalten)