Fast 40 Stiere wurden letzten Freitagabend an der Zuchtstierenabendschau in Riggisberg aufgeführt. Der enorme Zuschaueraufmarsch zeugte vom grossen Interesse an der Stierenzucht.
Als Richter amteten der Eggiwiler Jakob Schenk sowie der Freiburger Nicolas Uldry. Die Stiere wurden nicht nach Rassen, sondern nur nach dem Alter in den Kategorien gerichtet. Bei der Wahl zum Mister Stierkalb konnte der formschöne reine Simmentalerstier Bencer Hans von Ueli Staudenmann aus Sangernboden überzeugen. Bei der Wahl zum Mister Riggisberg hatten die Experten viele starke Kategoriensieger zur Auswahl.
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Am besten gefiel ihnen der rot gefärbte und sehr exakte SF-Stier Tommy P Lorello P aus der Zucht und im Eigentum von Niklaus Leuthold aus Riffenmatt. Der zweijährige Lorello P stammt aus der Maximum punktierten Roxel-Tochter Lorella (55 55 96) ab.
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Erlebnis der Woche
So einen Stier habe ich noch selten gesehen
Ich bin ja nicht mehr der Jüngste und ich habe in all den Jahren schon viele schöne Stiere gesehen. Was ich aber letzte Woche an der Stierenschau in Riggisberg zu Gesicht bekam, war schon aussergewöhnlich. Mit seinen fast vier Jahren trottete oder besser gesagt stolzierte der wunderschöne Stier Weierboden Louis durch den Ring. Vorgeführt mit derselben Ruhe von seinem Besitzer Ernst Stübi aus Rüti bei Riggisberg.
Louis dürfte sicher mit seiner Masse eher 1400 kg statt 1200 kg wiegen. Als Stübi mit seinem Stier im Ring vorbeiging, fragte ihn ein Zuschauer nach dem Gewicht des Stieres. Trocken meinte Stübi nur: «Auso uf Chuchiwag bringenä nüme.» Ja, das hätte ich ihm auch sagen können. Eher muss der Züchter eine Landi aufsuchen, damit er dort sein Exemplar wägen kann. Louis ist aber nicht nur gross und schwer, sondern er ist überdies immer noch sehr korrekt gebaut.
Mit einer oberen Linie, die man nicht alle Tage sieht, und mit einem Fundament, wo auch die jüngsten Stiere schlecht mithalten können. Kein Wunder, wurde Louis an der Stierenschau mit dem Maximum von 55 96 punktiert. Damit ein Stier überhaupt noch in diesem Alter so daherkommt, braucht es nicht nur gute Genetik, sondern es braucht auch eine gute Aufzucht, eine gute Betreuung und ganz viel Züchterherz. Gezüchtet hat den Stier übrigens Thomas Leuenberger aus Burgistein, er kam dann später zu der Familie Stübi. Auch die Farbe von Louis ist speziell. Vorne am Kopf und an der Brust ist sein Haarkleid schwarz, weiter hinten über den Bauch und im Becken ist es eher rot. Speziell ist auch seine Abstammung: Sein Vater ist der Stier Harley und seine Mutter ist eine Ralstorm-Tochter. Der RF-Stier Ralstorm war bekannt für seine spezielle Farbe. Die Grossmutter von Louis ist dann niemand Geringeres als die legendäre Rubens Ingrid.[IMG 4]