Adrian Aebi vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) warf die Frage in die Runde, welche Anreize es für Gastro-Betriebe gibt, und ob das Anbieten von Labelfleisch ein Differenzierungspotenzial bedeuten könnte? Die Deklaration und die Auslobung auf der Speisekarte, in der Werbung oder auf sozialen Medien könnten Gäste für die Thematik sensibilisieren.
«Viele Labeltiere landen im konventionellen Kanal»
Aebi erinnerte an die Marktsituation, dass heutzutage immer noch viele Labetiere im konventionellen Kanal landeten, da die Nachfrage zu gering sei. Da würde die Gastronomie als möglicher Abnehmer ein grosses Potenzial darstellen, so Aebi. Er zeigte auch eine Wahrnehmung aus der Landwirtschaft auf: «Wir produzieren das, was der Markt verlangt, werden aber von den Konsumenten für die Standard-Tierhaltung kritisiert».
Dieser Widerspruch im Konsumentenverhalten sei auch in anderen Bereichen feststellbar, wenn die Gesellschaft von der Landwirtschaft möglichst viele Zusatzleistungen verlangt, im Laden dann aber trotzdem möglichst billig einkauft.
Fleisch soll wertvoll bleiben
Adrian Aebi erinnerte ebenfalls daran, dass Fleisch ein anerkanntes und hochwertiges Produkt bleiben soll. «Wenn Fleisch zu einer Wegwerfware wird, verletzen wir die Würde des Tieres und diejenige des Tierhalters».
Fazit dieses Beitrages:
- Absatzmarkt Gastronomie ist für die Landwirtschaft sehr wichtig – insbesondere beim Fleisch.
- Potenzial für Label-Produkte ist in der Gastronomie vorhanden – muss aber besser genutzt werden.
- Bekanntheitsgrad der Produkte-Labels muss gesteigert werden.
- Mit Label-Produkten Mehrwerte schaffen für Landwirtschaft, Gastro-Betriebe und den Gast.
- Das Anbieten von Label-Fleisch in einem Gastro-Betrieb kann ein zusätzlicher Imagegewinn sein.
Einige Restaurants schon vollumfänglich umgestellt
Dörte Bachmann von der SV-Group berichtete über den Erfolg des Unternehmens, Labelprodukte seit dem Jahr 2017 in allen SV-Restaurants einzugliedern. Im Rahmen eines Tierwohl-Plans will das Unternehmen Auslandware und Produkte aus konventioneller Schweizer Produktion reduzieren und Produkte nach BTS und RAUS erhöhen.
Herausforderung: Kommunikation
Die Umstellung aller SV-Restaurants forderte eine einschneidende Anpassung der Lieferkette. Das Unternehmen habe aber die gesteckten Ziele erreicht und auch während der Pandemie halten können, so Dörte Bachmann. Der Anteil «Tierwohl-Produkte» stagniere momentan auf einem relativ hohen Niveau.
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Der Tierwohl-Anteil bei der SV-Group stagniert zurzeit auf einem hohen Niveau. (Bild Screenshot, STS-Tagung)
Die SV-Group hat die Partnerschaft mit dem STS verlängert, um die Herausforderungen wie Kontrollen und Verteilung der Mehrkosten zu bewältigen, denn die Mehrkosten könnten bisher nur selten an die Gäste weitergegeben werden, so Bachmann. Auch die Kommunikation gegenüber den Gästen stelle eine Herausforderung dar, da Tierwohl ein komplexes Thema ist, BTS und RAUS unter den Konsumenten kaum bekannt ist und die Programme kein Label darstellen.