Über 100 Mitglieder der Interessengemeinschaft Swiss Fleckvieh (IG SF) trafen sich am 4. Februar 2023 in Flühli LU zur Hauptversammlung. Ein Höhepunkt ist traditionell die Wahl der SF-Kuh des Jahres. Das Rennen machte von Känel’s Kilian Gina. Anstelle des kurzfristig aus familiären Gründen verhinderten Präsidenten Daniel Seematter führte Vize-Präsident Beat Dürrenmatt, Riedstätt BE, durch die bereits 23. Hauptversammlung der IG SF.
Aufruf zu rassentreuen Besamungen
Kein Anlass zu Diskussionen gab die vom Vorstand nochmals bekräftigte Linie, konsequent rassentreu zu besamen. Bekanntlich kostet der Herdebucheintrag für C-Tiere neu drei Franken mehr, also Fr. 9.–. Swissherdbook fordert die fehlenden Bundesbeiträge für nicht rassenreine Tiere bei den Züchtern ein. Dieser Aufschlag scheint die Mitglieder der IG SF aber nicht sonderlich zu betreffen, da nur selten C-Tiere in ihren Ställen stehen, wie eine kleine Umfrage der BauernZeitung vor Ort ergab.
Jubiläum vom 14. bis 16. April 2023 in Thun
Diesjähriger Höhepunkt für die Swiss-Fleckvieh-Züchterfamilie mit den rund 490 Mitgliedern der IG wird die grosse Jubiläumsausstellung vom 14. bis 16. April auf dem Gelände der Thun Expo sein. Am Freitag werden Gäste auch aus dem Ausland erwartet. Samstag und Sonntag stehen im Zeichen der Viehschau: Am Samstag findet die SF-Ausstellung statt, am Sonntag ein grosser Züchtercup mit Gastgruppen des SVS Simmentaler Reinzucht.
Schöne Tiere gab es für die Mitglieder aber bereits nach der Versammlung zu bestaunen. Am Tagungsort Flühli LU steht der Zuchtbetrieb von Vorstandsmitglied Walter Schnider. Der Zucht entsprang etwa Swissgenetics-Stier Bödi’s Voltaire Vinos. Stammkuh Lilli, eine Loyd-Tochter, prägte die aktuelle Herde. Vor rund 20 Jahren stellte Schnider von Brown Swiss auf Swiss Fleckvieh um. Er suchte für seinen Stufenbetrieb, Bergzone 1 bis 4 mit Sömmerung, eine problemlose Raufutterkuh. Und diese habe er gefunden. «Ich bin aber noch immer ein Exterieur-Züchter», sagte er. Wichtiger als der Erfolg an Schauen sei die Langlebigkeit solcher Kühe, so seine Erfahrung. Vor allem auch auf der Alp.
Moderate Einstiegsleistung passt für Walter Schnider
Seine Tiere, insgesamt sind es rund 25 Kühe und 40 Stück Jungvieh, müssen nicht bereits als Erstmelk durchstarten, was die Leistung betrifft. «Wenn eine Jungkuh nicht gleich 6000 Kilo produziert, werde ich nicht nervös», sagte er. Im Gegenteil: Erstmelkkühe, die Ende Winter rasant in die Laktation starten, werden verkauft und gehen nicht auf die Alp. Der Verkauf von Nutz- und Zuchtvieh ist auf dem Betrieb von Bedeutung. Ein knappes Dutzend Tiere verlässt so den Hof, die meisten Käufer sind Stammkunden. Ein bedeutender Teil der Herde wird mittels Natursprung besamt, zwecks Blutauffrischung von zugekauften Stieren. Für Schnider immer noch die reinste Form der Viehzucht, die besonders Freude macht, wenn es dann auch gut herauskommt, wie er schmunzelnd schilderte. Dass die Richtung stimmt, zeigte der eindrückliche Blick in den gepflegten Anbindestall.
Viel Raufutter sorgt für runde Bäuche im Stall
Die exterieurstarke Herde, alle behornt, beeindruckte die grosse Gästeschar durch den SF-typischen Rahmen und die schönen Euter. Die Bäuche liessen erahnen, dass Raufutter wichtigste Komponente in der Fütterung ist. Exemplarisch die zweieinhalbjährige Erstlaktierende Felicitas von Natursprung-Stier Forever (Bild). Der Stallschnitt liegt bei 7500 Kilo, bei 4,4 % Fett und 3,3 % Eiweiss, die Zellzahl bei 37.