Nicht mehr ganz unerwartet, aber doch erfreut und zufrieden nahm der Entlebucher Konrad Krummenacher die aktuellste Betriebsmanagementliste von Swissherdbook zur Kenntnis. Die BG Lustenberger + Krummenacher aus Hasle LU steht bereits zum vierten Mal auf dieser Liste, die seit 2015 veröffentlicht wird. Damit gehört seiner zu den nur acht Betrieben schweizweit (siehe Kasten). Nur ein Prozent aller Swissherdbook-Betriebe werden für ihr Betriebsmanagement ausgezeichnet. Es reicht also nicht, «nur» die Anforderungen zu erfüllen, man muss dabei auch noch zu den Besten gehören.
Eine schöne Auszeichnung
Die Auszeichnung nahmen sie vergangenen Samstag anlässlich der «Swiss Cow» von Swissherdbook in Vevey am Genfersee entgegen. 600 Gäste waren geladen. Im Rahmenprogramm gab es Einblicke in die «Fête des Vignerons». Auf dem Betrieb Ännetämme in Hasle ist in erster Linie Konrad Krummenacher für das Züchterische zuständig. Es sei eine schöne Auszeichnung und ein Zeichen für ihn, dass im Stall nicht alles falsch läuft. Natürlich brauche es auch immer Glück dazu und die Betriebsstrategie muss zu den Anforderungskriterien passen. In seinem Fall passt dies: Stalldurchschnitt bei den Swissherdbook-Tieren von 9979 Kilo Milch bei 4,22% Fett und 3,45% Eiweiss, eine durchschnittliche Lebensleistung von über 30 000 Kilogramm, Zellzahl 65 und eine Zwischenkalbezeit von 400 Tagen.
«Wiederholungstäter» seit 2015
Für 37 Betriebe war es die zweite und für 12 Betriebe die dritte Auszeichnung für erfolgreiches Management. Acht Betriebe liest man bereits zum vierten Mal seit 2015: BG Lustenberger + Krummenacher, Hasle LU; BG Thomet + Schmid, Rosshäusern BE; Werner Dennler, Bleienbach BE; Urs Lüscher, Busswil b. Melchnau BE; Melchior Müller, Buttwil AG; Philipp Hegglin, Hünenberg ZG; BG Weber, Röschenz BL; Hansulrich Flühmann, Neuenegg BE (Swiss Fleckvieh). 147 Züchter bekamen für Einzeltiere Goldmedaillen. 36 Kühe wurden mit einer Silbermedaille ausgezeichnet, sie erreichten Mutiple EX 4E oder mehr. Acht Züchter hatten vier oder mehr Generationen mit EX beurteilt und deren fünf hatten vier oder mehr Generationen mit mehr als 98 Punkten. Ebenfalls geehrt wurden die Besitzer der Europameisterschafts-Kühe. Frédéric Bachmann, Estavayer-le-Lac FR, hatte zudem eine Kuh mit 175 000 Kilo Lebensleistung und Hansueli + Erika Wälchli, Mühleberg BE, sowie Patrick Mauron, Schmitten FR, je eine 150 000er-Kuh.
Zwischenkalbezeit länger
Welche der Kriterien für die Aufnahme auf die beliebte Betriebsmanagementliste sind für die Herde der BG Lustenberger + Krummenacher am anspruchsvollsten zu erfüllen? Mit dem Melkroboter, der seit zwei Jahren im siebenjährigen Stall der 2009 gegründeten BG läuft, nimmt die Zwischenkalbezeit eher zu. Die Persistenz sei höher, so Krummenachers Erklärung, das nütze man aus und entsprechend wird später besamt. Und natürlich könne man sich auch bei der Zellzahl nie in Sicherheit wiegen. Gefüttert wird die Herde, eher untypisch für die Region, mit einer ganzjährigen Totalmischration. «Unser Betrieb eignet sich topografisch einfach nicht für die Weide», erklärt Krummenacher. Dazu kommt, dass die Parzellen teils recht weit entfernt sind vom Betriebsgebäude. Der Hof selbst liegt auf 700 m ü. M. Gemischt werden also Heu, Emd, Grassilage, wenig Luzerne und ein Ausgleich mit Soja, Raps, Mais und Weizen.
«Unser Betrieb eignet sich nicht für die Weide.»
Konrad Krummenacher und Fredi Lustenberger verfüttern dem Milchvieh Ganzjahres-TMR.
«Eine Kuh, die viel Milch gibt und dabei gesund bleibt», so umschreibt Krummenacher das Zuchtziel kurz und knapp. Fruchtbar müsse sie sein, gute Beine haben und ein gutes Euter. Wichtig ist ihm auch die Grösse, bzw. eben nicht. Hier müsse man aufpassen, nicht über das Ziel hinauszuschiessen, findet er. Schliesslich leide das Tierwohl darunter, egal ob Lauf- oder Anbindestall. Und sehr grosse Kühe leisten nicht unbedingt mehr, so seine Erfahrung. 150 Zentimeter ist in seinen Augen das Optimum. Die Milchviehherde der BG umfasst gut 40 Kühe. Darunter auch eine Handvoll Braune. Das Jungvieh, wie auch teilweise das Galtvieh, verbringt den Sommer auf einer Alp.
Betriebsspiegel "Ännetämme"
Betriebsleiter: Fredi Lustenberger, Sibylle und Konrad Krummenacher
Ort: Ännetämme 3, Hasle LU, BZ I, 700 m ü. M.
Flächen: 29,3 ha LN, BZ I bis III, alles Naturwiesen
Vieh: 48 GVE, davon 42 Kühe
«Gelegentlich» an Schauen
Viehschauen geniessen auf dem Betrieb Ännetämme keine Priorität. Man nimmt gelegentlich teil, «wenn es sich halt ergibt», erklärt Krummenacher, der Teilzeit in der Dorfmetzg arbeitet. Sein Partner Fredi Lustenberger ist als Landwirtschaftsbeauftragter der Gemeinde ebenfalls in Teilzeit ausserhalb der Betriebsgemeinschaft aktiv. Vor zwei Jahren stellten sie aber die Champion-Kuh an der Lucerne Expo. In erster Linie müssten die Tiere aber im Stall funktionieren, und nicht im Schauring. Was sind denn die aktuellen Herausforderungen im Stall? «Eigentlich bringt jeder Tag wieder neue Herausforderungen mit sich», so Krummenacher spontan. Jeweils die Sommerhitze etwa, oder wie das Futter für die Kühe optimal konserviert werden könne. Eine von Krummenachers Lieblingskühen im Stall ist Big Apple Balena (Bild), eine Tochter der Lucerne-Expo-Champion. Sie steht in 3. Laktation und wurde mit 88 linear als sehr gut beurteilt. In der 2. Laktation produzierte sie 11 880 Kilogramm bei 4,17% Fett und 3,63% Eiweiss. Die gleiche Mutter hat Stallgefährtin Integral Indira, beschrieben mit 84 Punkten und einer ersten Laktation von 11 619 Kilogramm, bei 4,12% Fett und 3,46% Eiweiss.
Junge Erstkalber
Das Erstkalbealter ist auf dem Betrieb mit rund 30 Monaten relativ hoch. Gründe sind die Alpung und eine eher extensive Fütterung. «Die Einsatzleistungen sind aber gut», zeigt sich Konrad Krummenacher zufrieden mit dem System. Und schliesslich soll auch das Futter von höheren Lagen sinnvoll eingesetzt werden. Die BG bewirtschaftet Land von der Bergzone I bis III.Armin Emmenegger
Beliebte Listen
Seit 2015 zeichnet Swissherdbook seine erfolgreichsten Betriebsmanager aus. Bereits 2004 lancierte Braunvieh Schweiz eine Betriebsmanagementliste, 2017 wurde sie überarbeitet. Die Liste soll Betriebe aufführen, welche die «Produktion, Fruchtbarkeit und Eutergesundheit der Herde optimal kombinieren und sich wirtschaftliche Betriebsmanager nennen können». Die genannten Produktions- und funktionellen Merkmale würden wesentlich zur Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebes beitragen. Die Anforderungen bei den braunen und roten Kühen zielen mit kleinen Nuancen in die gleiche Richtung. Managementlisten sind auch eine Antwort der Zuchtverbände auf den Vorwurf, bei den von ihnen publizierten Listen und geehrten (Schau-)Züchtern werde die Wirtschaftlichkeit teils vernachlässigt. Bei Holstein Switzerland werden jährlich eine Handvoll Meisterzüchter geehrt. Ansonsten stehen bei den Auszeichnungen ebenfalls vor allem Einzeltiere mit ihren Leistungen und Exterieur im Vordergrund.
Liste mit den geehrten Züchtern: www.bauernzeitung.ch/viehzucht