Im Corona-Jahr ist alles ein wenig anders. Das bekommen auch die Viehzüchter zu spüren. Nachdem letzten Frühling die Beständeschauen der Swissherdbook-Betriebe Lockdown-bedingt bereits abgesagt werden mussten, sind sie in diesem Jahr aufgegleist; es sieht aber ganz danach aus,als dass die Kühe ab dem 23. März auf den Betrieben angeschrieben werden müssten, also mittels Hofpunktierung und nicht wie gewohnt auf den Schauplätzen.

Grosser Aufwand

Hofpunktierung ist für den Verband weitaus aufwendiger. Das weiss auch Rolf Dummermuth. Er ist Präsident der Kommission Stierenschauen bei Swissherdbook. Heuer ist er in dieser Funktion bereits zweimal ausgerückt. Einmal im Gebiet Frutigen BE und einmal in der Region um Plaffeien FR. Da es derzeit nicht möglich ist, die Stiere auf Plätzen aufzuführen, müssen die Experten von Hof zu Hof fahren. 184 km hat Dummermuth in der Region Plaffeien für die Stiere gemacht. «Die Züchter wollen das. Sie wollen ihre Stiere einem ­Experten zeigen. Auch die RH-Stiere, die für eine Herdebuchberechtigung nicht mehr aufgeführt werden müssen», erklärt der «Muni-Chef», wie er in der Basis genannt wird.

Engagement beim VZV Sense

Der Viehzuchtverein (VZV) Sense konnte aus bekannten Gründen die traditionelle Januarschau nicht abhalten. Aber auf eine Punktierung zu verzichten, kam für die engagierten Mitglieder des VZV nicht infrage, also wurde umorganisiert. «Die Halter der Stiere haben sich grosse Mühe gegeben», sagt Rolf Dummermuth, der den Betrieben zusammen mit Swissherdbook-Schaukommissionspräsident Christian Aegerter nachfuhr. «Das Programm hat wunder-bar geklappt, die SI-, SF-, und ­RH-Stiere haben sich in bester Kondition präsentiert, es war eine richtige Freude», schwärmt Dummermuth. Viel Spannung kam beim Swiss-Fleckvieh-Züchter aus Fahrni BE auf, als es um die Punktierung des Zeitstiers Swat ging. Der SF-Muni aus der Zucht der BG Jungen, Kiental BE, steht heute im Besitz von Swissgenetics. Der Stier stand bis diese Woche bei der BZG Simon Zahnd und Heinz Herren in Wünnewil FR, wo er auch im Natursprung zum Einsatz kam. Nun sei er bereits wieder zurück bei Swissgenetics zum Absamen.

Ein klarer Maximum-Stier

Rolf Dummermuth fand lobende Worte für das Tier. «Swat ist ein Stier, da läuft man einmal drumherum, schreibt das Maximum, und dann beginnt man im ganz grossen Stil zu loben. An diesem Stier stimmt derzeit einfach alles. Er entspricht ganz genau dem Zuchtziel der Rasse SF», erklärt er und bedauert, dass solches Lob eben nur auf den Höfen zu hören sei und nicht, wie sonst auf den Plätzen, wo die Stiere dann nebeneinander stehen und die Vorteile jedes einzelnen Tieres im Kommentar der Experten zur Geltung kämen.

Handel hat es schwer

«In diesem Jahr ist es einfach speziell», sagt er, und ergänzt aber auch sofort, dass die Hofpunktierung kein System der Zukunft sei. Nicht nur der Aufwand, der automatisch auch mit höheren Kosten verbunden ist, sondern insbesondere der fehlende Vergleich sei ein Problem. Viele Betriebe haben ein bis zwei Stiere, die bei ihnen auf dem Hof zum Einsatz kommen. Die Stiere gleichen oder ähnlichen Alters nebeneinander zu sehen, wäre wichtig. Ein weiterer Grund, weshalb die Hofpunktierung nicht ein System mit Zukunft sei, ist der fehlende Handel. «An Züchtern, die Stiere kaufen wollen, fehlt es nicht», ist Dummermuth sicher. «Aber wie kommen die Leute nun zu den Stieren?», fragt er. Auf den Plätzen sei das Angebot aufgeführt. Auch sie hätten die Möglichkeit zu vergleichen. Nun müssten die Munikäufer mittels Katalog den Stieren nach. Auch für sie ein aufwendiges Unterfangen.

Das Emmental ist weitläufig

Auch im Emmental, wo die Stiere Anfang März immer in Schüpbach BE gezeigt werden, wird auf Hofpunktierung umgestellt. Hier sei das Gebiet derart gross und die Anzahl so hoch, dass nicht nur zwei Muni-Experten ausrücken können, wie das in Plaffeien mit etwas über40 Stieren der Fall war. «Wir rücken jeweils zu zweit in zwei verschiedenen Gruppen aus», so Dummermuth. Das Programm werde dort innert Kürze verschickt, der Katalog sei bereits online. Auch hier, analog Frutigen und Plaffeien, muss der Vergleich der Stiere in Gedanken vollzogen werden. Man müsse sich die gesehenen Tiere einprägen und den Vergleich quasi gedanklich machen, erklärt der Muni-Chef. «Es muss auf allen Betrieben fair und möglichst gleich ablaufen», schliesst Dummermuth.