Milchviehzucht ist alles andere als einfach. Diese Herausforderung ist nicht nur für die Landwirte, sondern auch für Zuchtverbände und Genetikanbieter Tagesgeschäft. Hinzu kommt der Druck vom Ausland und von anderen Rassenverbänden. Ständig wird verglichen, nicht nur an Viehschauen. Gefragt sind immer höhere Zuchtwerte, ein rascher Zuchtfortschritt und natürlich ein Exterieur, das Freude macht.

Der Entlebucher Milchproduzent Thomas Müller beobachtet einige Entwicklungen kritisch, wie er im zweiten Teil der Jahresversammlung der IG Neue Schweizer Kuh in Entlebuch von Mitte Woche bekräftigte. Damit stiess er bei seinen Berufskollegen auf offene Ohren.

Einfach und problemlos sollen die Kühe sein

Er hat den KB-Stier «Einfach» gezüchtet. Der Name des Braunviehstiers ist nicht zufällig gewählt, sondern beschreibt seine Strategie in der Milchproduktion mit einem Wort. Ob auf Neben- oder Vollerwerbsbetrieb sei die Ressource Zeit immer ein knappes Gut, sagte Thomas Müller. Das Wirtschaften mit einer einfachen und problemlosen Kuh deutlich weniger zeitintensiv. «Eine passende Genetik ist Voraussetzung für eine solche Kuh», so Müller weiter. Mit seinem Stier «Einfach» sollen Diskussionen angeregt werden. Der Milchproduzent findet es wichtig, dass über Viehzuchtstrategie und Genetikangebot sachlich diskutiert und «vielleicht das eine oder andere kritisch hinterfragt wird».

Möglichst viele Samendosen seines KB-Stieres zu verkaufen, sei nicht das Ziel, auch wenn es ein schönes Zeichen sei, wenn ihm Berufskollegen so Vertrauen schenkten. Und: Er wolle weder bestimmte Rassenverbände, Firmen und schon gar nicht jemanden persönlich angreifen mit seinem «Einfach-Projekt», sagte er mehrmals.

Zucht auf Gesundheit lohnt sich

Für Thomas Müller ist eine gute Genetik in den Fitnessmerkmalen und Körperproportionen, welche eine gute Leistung aus dem Grundfutter ermöglichten, die züchterische Voraussetzung. Ist beides gegeben, könne darauf aufgebaut werden, so die Überzeugung von Müller. Fragwürdig für ihn, dass nachzuchtgeprüfte KB-Stiere mit schlechten Werten in den Fitnessmerkmalen angeboten werden. Mit diesen Stieren helfe man einer Rasse nicht.

Seit seiner Kindheit befasst er sich mit der Viehzucht und stellte bei den Kühen bezüglich Gesundheitsmerkmale grosse Unterschiede fest, welche für ihn augenfällig auf die Genetik zurückzuführen sind. Deshalb ist für den Junglandwirt die Zucht auf Gesundheitsmerkmale – trotz der angeblich tiefen Erblichkeit – lohnenswert, hielt er weiter fest.

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Kleinere Kühe im Stall

Thomas Müller bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Sandra und mit der Unterstützung der Eltern den Hof Mühlacher, Ebnet, Entlebuch. Der Betrieb umfasst rund 12,5 ha LN, Bergzone 1. Produziert wird silofreie Käsereimilch. «Wir haben unseren Betrieb auf Anfang Jahr übernommen und werden sehen, wohin unser Weg noch führen wird», berichtete er.

Die Kühe sollen ihr Futter aus dem Grundfutter erhalten. Kraftfutter wird mit rund 250 kg pro Kuh und Jahr moderat eingesetzt. Auf dem Betrieb werden kleinere Braunviehkühe gehalten, da diese besser in den Stall und auf die Weiden passten. Und weil die kleineren Kühe etwas weniger fressen, könnten dadurch mehr Tiere mit dem betriebseigenem Futter ernährt werden. Dies kompensiere die etwas geringeren Einzeltierleistungen von rund 6000 kg Milch, die aber mit tiefen Kosten produziert werden kann.

Genetik von «Einfach» ist erhältlich

Mit seinem Stier «Einfach», der folglich eher kleinere und breitere Brown-Swiss-Tiere mit guter Gesundheit bringen soll, wollte Thomas Müller eine Alternative zum übrigen Genetikangebot bieten. Seit Oktober 2022 sind Dosen bei Select Star erhältlich, aktuelle Zuchtwerte auf der entsprechenden Webseite.

Weitere Informationen: www.swiss-cow-index.ch/