Warum hat das Pferd auf den Bildern einen derart grossen Kopf? Warum wirkt die Kuh auf dem Foto viel kleiner, als sie eigentlich ist? Diese Fragen stellen sich die meisten Tierhalter, welche ihre Lieblinge hin und wieder einmal ablichten. Fotgrafieren will gelernt sein und ist ein Beruf, der neben einer Ausbildung, viel Kreativität, Geduld, Erfahrung und teures Material fordert. Aber auch ohne Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis und gar mit dem Handy lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Dazu muss man aber einige wichtige Dinge beachten. Helene Marti ist Fotografin und Grafikerin in Bern. Mit Vorliebe stehen Tiere vor ihrer Kamera. Die Bauerntochter ist im Berner Seeland aufgewachsen und hält selber Ziegen. Neben Shootings gibt sie Interessierten auch Kurse und verrät an diesen gerne aus ihrer Trickkiste.
Auf die Schnelle gibt sie folgende Tipps:
Hintergrund nicht vergessen
Ein Foto ist rechteckig. Es besteht nicht nur aus dem Tier, welches du fotografieren möchtest, sondern auch aus allem, was rundherum ist. Achte auf den Hintergrund, wenn du fotografierst, nicht nur aufs Motiv. Ein Jogger in leuchtgelber Jacke oder der Misthaufen samt allen zugehörigen Gerätschaften im Hintergrund lenken vom Motiv ab und lassen es nicht vorteilhaft erscheinen. Ein Schritt zur Seite um diese Elemente nicht mehr im Bild zu haben kann da schon sehr viel ausmachen.
Alles eine Frage der Perspektive
Ob Handy oder teure Spiegelreflexkamera - auf die Perspektive kommt es an. Der Winkel, aus dem du dein Tier fotografierst, beeinflusst massgeblich, ob es niedlich (von oben herab) oder mächtig (von unten herauf) wirkt. Lauf auch mal um dein Motiv herum und beobachte, wie sich das Licht und der Hintergrund verändern, wenn du deine Perspektive veränderst.
Verzerrungen vermeiden mit der richtigen Brennweite (Objektiv)
Wenn du ein Pferd mit einer Weitwinkel-Linse (welche die meisten Handys haben) von unten oder oben fotografierst, wird es verzerrt erscheinen. Positioniere dich am besten auf Augenhöhe oder leicht darunter und geh ein paar Schritte zurück, damit die Nase nicht riesengross wird, sondern die Proportionen stimmig wirken. Am besten ist für die Tierfotografie und für Pferde insbesondere ein Teleobjektiv. Es staucht die räumlichen Distanzen zusammen und lässt den langen Pferdekörper harmonischer wirken, als eine Weitwinkellinse, welche alles auseinanderzieht.
Wetter und Licht
Jedes Wetter kann spannend sein zum Fotografieren. Sonne, bewölkter Himmel, Regen oder Schnee haben aber eine ganz andere Atmosphäre, welche die Stimmung des Fotos beeinflusst. Strahlender Sonnenschein ist nicht unbedingt das beste Fotowetter. Probiere mal zu Tageszeiten und bei Wettersituationen zu fotografieren, an denen du sonst die Kamera zu Hause lässt. So können spannende, stimmungsvolle Bilder entstehen.
Geduld und Verständnis
Tiere fotografieren erfordert viel Geduld. Denn wir können ihnen nicht erklären, was wir mit dem schwarzen Ding vor unserem Gesicht von ihnen wollen. Deshalb versuche eine Situation zu schaffen, in der sich das Tier wohl fühlt. Bereite ihm eine «Bühne», auf der es sich so präsentieren kann, wie du es fotografieren möchtest. Wenn dein Pferd nicht gerne alleine vom Stall weg geht, verlange nicht, dass es dies fürs Foto tut. Das wird nicht klappen. Fotografiere es lieber auf der gewohnten Weide und lasse es sich selbst sein.
Das sagt Helene Marti über sich
Die Tierfotografie zieht sich wie ein roter Leitfaden durch meine kreative Entwicklung und hat auch meinen Arbeitsstil geprägt. Ich bin eine eher zurückhaltende Fotografin, die sehr viel Geduld hat, um auf den richtigen Moment zu warten. Anweisungen gebe ich bei entsprechenden Situationen natürlich schon, versuche mich aber stets zurückzuhalten. Dies ermöglicht es mir, die für meinen Stil typischen natürlich intimen Momente einzufangen und meinen Bilder mehr Tiefe zu geben als blosses Abbilden. Für meine Reportagen orientiere ich mich gerne an (analogen) Meistern unseres Handwerks, wie Heri Cartier-Bresson, Yann-Arthus Bertrand oder Robert Vavra.
Infos und Kursangebote unter: www.helma-fotos.ch