Der Frühling hat begonnen und es dauert wohl nicht mehr lange, bis das Thermometer wieder auf tropische Temperaturen steigt. Tage mit über 30 Grad waren in den letzten Sommern häufig.

Für Nutztiere können jedoch bereits Temperaturen von weniger als 25 Grad belastend sein, besonders in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit. Es droht die Gefahr der Überhitzung, wenn der Körper mehr Wärme erzeugt, als er abgeben kann.

Kälber: Für ein Kalb sind Temperaturen von 5 bis 20°C ideal, bei einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 80 Prozent. Besonders in Iglus, die der Sonne ausgesetzt sind, wird es dagegen schnell sehr viel heisser. Dass viele Iglus so heiss werden, liegt auch am Material, welches sich erhitzt.

Rindvieh: Rinder und besonders Milchküche erzeugen aufgrund ihrer Stoffwechselaktivitäten viel Wärme, was sie hitzeempfindlich macht. Mit steigenden Temperaturen haben die Tiere Mühe, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Sie stehen mehr und kauen weniger, die Fresslust nimmt ab. Folglich ist mit Leistungseinbussen zu rechnen. Bei der Milch kommt es zu erhöhten Zellzahlen, die Gehalte an Fett und Eiweiss sinken. Ausserdem kann die Fruchtbarkeit unter der Hitze leiden.

Schafe und Ziegen: Auch Kleinwiederkäuer produzieren viel Eigenwärme. Bei Schafen erschwert zudem die dichte Wolle das Abstrahlen der Körperwärme. Hingegen besteht bei frisch geschorenen Schafen das Risiko eines Sonnenbrandes.

Schweine: Schweine können nicht schwitzen. Sie kühlen sich ihrer Natur entsprechend gerne in Schlammsuhlen ab. Hitzestress sorgt für Leistungseinbussen. Futter wird schlechter verwertet, die Tageszunahmen sinken.

Geflügel: Hühner können ebenfalls nicht schwitzen und versuchen, über hechelnde Schnabelatmung die Körpertemperatur zu regulieren. Bei steigender Hitze sinkt die Eierproduktion.

Kaninchen: Auch in Kaninchenställen oder anderen Kleintierbehausungen, die an der prallen Sonne stehen, kann es zu grosser Hitze kommen.

Es lohnt sich, frühzeitig zu überlegen, was den Tieren auf dem Betrieb hilft, um mit Hitzetagen fertig zu werden. Das gilt besonders für Massnahmen, die bereits im Vorfeld geplant werden müssen, wie etwa das Einrichten von Schattenplätzen.

Nord- oder Ostseite

So empfiehlt sich der Einsatz von Sonnensegeln oder Vordächern, wo es an schattenspendenden Bäumen fehlt. Dies gilt auch für Weiden oder Hühnerausläufe. Speziell ist dabei auch an Kälber-iglus zu denken: «Bei anhaltender Hitze ist der Standort der Kälber gut zu überlegen», rät Pirmin Zürcher vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen LZSG in Flawil. «Für Kälberbehausungen eignet sich im Sommer am besten die Nord- oder Ostseite des Stalls. Auch sollte die Öffnung der Iglus entsprechend ausgerichtet sein.» Zürcher empfiehlt zudem eine ausreichende Belüftung. Jedoch sollte dabei Zugluft, besonders bei Jungtieren, vermieden werden.

Eine weitere Möglichkeit, die Temperatur zu senken, ist der Einsatz von Vernebelungsanlagen, je nach System auch kombiniert mit einer Belüftung. Je nach Stall und Tierart bieten sich unterschiedliche Typen an: Niederdruckvernebelungsanlagen versprühen Wassertröpfchen und eignen sich besonders für Rinder- und Schweineställe, wo Feuchtigkeit weniger eine Rolle spielt.

Der Wasserbedarf steigt

Hochdruckvernebelungsanlagen dagegen vernebeln sehr feine Tropfen, die sofort verdunsten und so die Luft abkühlen, ohne Nässe zu bilden. Eingesetzt werden sie etwa in Schweine- oder Geflügelställen. Ein zentrales Element bei der Vorbeugung von Hitzestress ist auch die Versorgung mit Wasser: Mit steigenden Temperaturen nimmt der Durst zu. Daher sollten Tiere ständig Zugang zu frischem Wasser haben. Auch das Weidemanagement kann überprüft werden: Weidegang in den heissen Mittagsstunden ohne genügend Schatten sollte vermieden werden. Wenn möglich, ist während einer Hitzeperiode auf Nachtweide umzustellen.

 

Tipps gegen Hitzestress

  • Schattige Plätze schaffen: Sonnensegel, Schattierungsnetze, Vordächer, Gebüsch.
  • Kälberiglus auf der Nord- oder Ostseite des Stalles platzieren.
  • Genügend frisches Wasser bereitstellen und regelmässig kontrollieren.
  • Wenn möglich auf Nachtweide umstellen.
  • Für Ruhe sorgen: Umtreiben frühmorgens oder abends.
  • Evtl. Einrichten von Abkühlungsmöglichkeiten: z. B. Vernebelungsanlagen, Duschen, Erdwärme-tauscher.