Ende April fand auf dem Betrieb von Andreas Vetsch im zürcherischen Rikon ein Praktikerhalbtag zu Triple A (aAa) statt. Das BBZ Arenenberg konnte einen erfahrenen Referenten gewinnen. Marc Cranshof aus Belgien ist seit zehn Jahren Triple-A-Analyst bei aAa Weeks und regelmässig zur Beurteilung von Kühen in der Schweiz unterwegs.
«Eine Kuh kann nur so gut funktionieren, wie es ihr Körperbau zulässt. Damit sie ihr genetisches Produktionspotenzial entfalten kann, braucht sie einen bestimmten Körperbau»
Marc Cranshof, Triple-A-Analyst
Den Körperbau der Kuh verstehen
Bei aAa (Animal Analysis Associates) begutachten geschulte Analysten die Kühe nach ihrer Form. Es gibt sechs Körperbaumuster, die dem Körper eine bestimmte Form geben. Diese Form ermöglicht dem Tier, bestimmte Funktionen gut ausführen zu können.
[IMG 2]
Die aAa-Zahlen (Code) werden von links nach rechts gelesen und zwar in der Reihenfolge, in der die Kuh die Merkmale benötigt. Um Probleme in der nächsten Generation zu korrigieren, sollte die Kuh mit einem Stier besamt werden, der denselben Code besitzt wie die Kuh. Oder anders gesagt: Um die Schwächen der Kuh zu beheben, muss der Stier diese Merkmale in seinem Körperbau besitzen.
[IMG 3]
Nicht vergleichbar mit dem Zuchtwert
Der aAa-Code kann nicht mit dem Zuchtwert verglichen oder interpretiert werden. «Alle Funktionen, die mit Triple A beschrieben werden, sind gleich gut und gleich wichtig, unabhängig von der Rasse», hielt Cranshof fest. Zentral sei, dass man die Zusammenhänge im Körperbau der Kuh verstehe. Eine Kuh brauche
- einen weiblichen Kopf, um den Willen zu haben, Milch und Oxytocin zu produzieren,
- ein breites Maul, um viel Futter aufnehmen zu können,
- einen breiten Brustkorb, damit die Beine stabil und die Klauen gleichmässig verteilt sind,
- einen tiefen Brustkorb, damit das Herz gross genug ent-wickelt ist, was eine höhere Durchblutung bzw. Gesundheit des Euters, Gelenke und Klauen ermöglicht,
- eine runde Rippenwölbung, um mehr Organkapazität zu bekommen, damit sie mehr Futter aufnehmen und leichter viel Milch produzieren kann.
«Wir tragen Verantwortung gegenüber dem Tier»
Dass man die Kuh als Gesamtbild und nicht nur einzelne Merkmale anschaut, ist für Marc Cranshof zentral. Das sei der Unterschied zwischen der linearen Beschreibung und Einstufung (LBE) und Triple A. LBE identifiziere Probleme, während Triple A die Ursachen erkenne. Bei Triple A gehe es nicht um Zuchtwerte, sondern um die Form des Tieres.
«Was nützt mir ein guter Gesamtzuchtwert, wenn der Körperbau nicht im Gleichgewicht ist?»
Marc Cranshof zur linearen Beschreibung und Einstufung
Jeder Besitzer wolle eine produktive, fruchtbare, effiziente, rentable und langlebige Kuh. «Wenn man bei der Stierenauswahl nur auf einzelne Merkmale schaut, wird die Folgegeneration immer extremer. Das tut dem Tier nicht gut.» Ein Tierhalter habe gegenüber dem Tier, dem Betrieb und der Gesellschaft die Verantwortung, Tiere mit einem funktionellen Körperbau zu züchten. «Nur so behalten wir auch in Zukunft die Akzeptanz, Produktionstiere zu halten», ist er überzeugt.
[IMG 5]
Mehr Sicherheit mit aAa
Gastgeber Andreas Vetsch ist ein passionierter und erfahrener Braunviehzüchter. Seit 2005 arbeitet er mit Triple A, seine Kühe werden jedoch immer noch auch mit der LBE beurteilt. Seit vier Jahren legt er bei der Anpaarung konsequent mehr Gewicht auf Funktionalität und Gehalte.
«Wir mussten gewisse Kompromisse bei der Leistung eingehen. Dafür habe ich robustere und langlebige Kühe.»
Andreas Vetsch, Braunviehzüchter
Vetsch fasziniert an Triple A, dass der Analyst alleine mit dem Anschauen der Kuh sieht, wo sie ein Manko hat. Am heutigen Zuchtsystem bemängelt er, dass die Experten bei der LBE viel zu stark auf die Masse einer Kuh schauen und die Proportionen zu wenig beachtet werden. «Die KB-Stationen gewichten bei den Anpaarungen und dem Ankauf die genomischen Zahlen viel zu stark», findet Vetsch. «Alleine die Zahlen garantieren mir nicht, dass ein Stier das korrigiert, was bei der Kuh nicht korrekt oder problematisch ist.» Triple A gebe ihm da eine gewisse Sicherheit.
[IMG 4]
Grundanalyse kostet 6 Euro
Die weiblichen Kälber werden bei Andreas Vetsch ab vier Monaten das erste Mal analysiert durch einen Triple-A-Spezialisten. Die Kosten betragen sechs Euro pro Tier. Nach der ersten Abkalbung gibt es eine zweite Analyse mit allfälliger Korrektur des Codes. Diese Nachanalyse ist gratis. Vetsch gab den Anwesenden den Tipp, nicht nur anhand des Codes einen Stier einzusetzen.
«Wenn der Code stimmt, der Stier aber eine schlechte Fruchtbarkeit vererbt, dann lasst die Finger davon.»
Andreas Vetsch rät zur guten Prüfung der Stierenwahl
Man müsse sich mehr Zeit nehmen für die Stierenwahl. Sorgen bereitet ihm, dass die Genomik beim Braunvieh immer schmaler wird. Das sei keine gute Entwicklung. Es bräuchte seiner Meinung nach wieder ein breiteres Spektrum bei der Stierenauswahl.

