Rund 20 000 Eier rollen bei der Betriebszweiggemeinschaft (BZG) Jaussacher täglich vom Band. Gegründet wurde sie unter dem Namen Seelandei vor über zehn Jahren von den Familien von Peter Stähli, Rolf Pfeiffer und Daniel Dardell im bernischen Ammerzwil. «Vor allem morgens legen die Hennen ihre Eier, die dann möglichst rasch über die Förderbänder aus den Hallen geholt werden, damit sie nicht verschmutzen», erzählt Ursula Stähli. Ab 7.30 Uhr gehe es los mit dem Sortieren und Abpacken der Eier. Insgesamt rund 2,5 Stunden seien drei Personen täglich mit den Arbeiten in den beiden Hühnerhallen beschäftigt, erklärt sie den Tagesablauf.
Ein grosser Bau
«Als unsere Tochter noch klein war, musste ich sie morgens in die Schule schicken und war nicht so oft in den Hallen», erzählt Ursula Stähli. Dafür hätten damals die Eltern von Rolf Pfeiffer noch mitgearbeitet. Auf seinem Betrieb stehen die beiden Hallen. Die erste, ältere Halle mit 5000 Legehennen, erbaute noch sein Vater. Für das Erweiterungsprojekt, eine weitere Halle mit 15 000 Legehennen, schlossen sich dann die drei Familien zu einer BZG zusammen. «Der Neubau dieser Halle ging vor zehn Jahren sicher noch einfacher als es heute wäre», betont Ursula Stähli. Dabei habe ihr beruflicher Hintergrund als Bauverwalterin auf der Gemeinde sicher geholfen, da sie die Abläufe gut kenne. Auch im Dorf habe es keinen Widerstand gegen das Projekt gegeben: «Wir haben zu Beginn alle Interessierten zum Apero eingeladen, haben ihnen die Pläne erläutert und Fragen beantwortet», blickt Stähli zurück. So habe es keine einzige Einsprache gegeben.
Eier für das Dorf
Die beiden Hühnerhallen thronen etwas ausserhalb des Dorfes auf einer Ebene mit herrlichem Blick in die Ferne. Diese Aussicht können auch die Hennen in ihrem Auslauf im Grünen geniessen. Während dieser bei der neuen grossen Halle direkt angrenzend an den Wintergarten ist, müssen die Hühner der alten Halle zuerst über eine Brücke, um ins Gras zu kommen. «Zu Beginn muss man ihnen ein paar Körner auf den Weg streuen, bis sie es kennen» erklärt Ursula Stähli den Kniff.
Auch der Weg der Eier ist technisch ausgereift und läuft fast automatisch, bis sie versandbereit auf den Paletten stehen. Doch nur die allerschönsten grössentechnisch genormten Eier verkaufen sie an die Eico AG für den Grosshandel. Rund 1500 bis 2000 Eier pro Tag verkaufen sie in ihren Hofläden oder an Dorfläden in der Region. Diese Eier werden nach Wunsch in entsprechende Schachteln verpackt und den Läden geliefert. «Dort können wir auch die Eier verkaufen, die ein paar Gramm zu schwer sind für den Grosshandel», erläutert Ursula Stähli den Vorteil dieses Systems.
Gut planbare Arbeit
Sie ist weiterhin in einem Teilzeitpensum als IT-Supporterin auf der Gemeinde tätig. Mit der zunehmenden Selbstständigkeit des Nachwuchses habe sie jedoch den Wunsch verspürt, sich vermehrt in den Hühnerhallen zu engagieren. «Dass wir so viele Personen sind, die hier tageweise mithelfen können, gibt den Betrieben auch die nötige Flexibilität, wenn auf den Feldern Arbeiten wie etwa das Kartoffelgraben anstehen». erklärt Ursula Stähli. Die Arbeit in den Hühnerhallen sei zeitlich sehr gut planbar und bis auf einen Kontrollgang am Nachmittag sei sie meist vor elf Uhr abgeschlossen. So lässt sich dies gut in den Alltag mit Familie und Kindern integrieren.
Kurs am Aviforum
Für Ursula Stähli war es jedoch wichtig, auch das theoretische Hintergrundwissen zu erlernen. Erzählt sie von fünftägigen Weiterbildungsmodul, das sie dazu am Aviforum besuchte, dann kommt sie fast ein wenig ins Schwärmen: «Ich habe so viel über die Eierproduktion gelernt, erfahren, wie der Markt funktioniert – und wir haben auch Betriebe besucht», erzählt sie. Obwohl sie nun schon gut zehn Jahre in den Legehennenhallen mitarbeite, habe sie viel Neues gelernt. Auch sei es eine interessante Mischung von Leuten gewesen, die das Modul Eierproduktion besucht hätten: «Wir waren ältere und jüngere, solche, die schon Geflügel halten und solche, die sich den Einstieg überlegen» so Stähli. Gerade für Betriebsleiter, die sich den Einstieg in die Geflügelproduktion überlegten, sei der Besuch eines solchen Moduls sicher ein guter Einstieg, um einen Überblick zu bekommen.
Mehr Einblick
Nach mehreren Regentagen ist es an diesem Tag wieder sonnig. Die Hühner warten im geräumigen, hellen Wintergarten darauf, dass sie ins Freie dürfen und geniessen die Sonnenstrahlen. «Aber zuerst müssen alle ihre Eier legen, sonst müssen wir sie draussen suchen», erklärt Ursula Stähli das System. Sie sei froh, dass sie nun mehr Hintergrundwissen habe und mehr in die Produktion hinein sehe. Verändert habe sie aufgrund des Kurses bei der eigenen Hühnerhaltung eigentlich nichts. Es laufe eigentlich alles gut und der Kurs habe sie darin bestätigt, so ihr Fazit. Und so zufrieden wie hier Mensch und Tier wirken, glaubt man ihr das ohne Weiteres.
Geflügelwissen
Die Geflügelbranche ist am Wachsen und hätte noch Potenzial. Sowohl Eier als auch Pouletfleisch aus einheimischer Produktion sind knapp und können den zunehmenden Konsum nicht decken.
Schwieriger Einstieg
Doch für neue Produzenten sind die Hürden für einen Einstieg hoch. Zwar bieten Betriebszweige mit Geflügel viel Planbarkeit und eine gute Wertschöpfung, doch das Erstellen von Neubauten für die Geflügelhaltung ist schwierig geworden. Auch der Erwerb des nötigen Know-Hows für einen Neuanstieg ist wichtig.
Wissen von Aviforum
In fünftägigen Modulen vermittelt das Aviforum Grundwissen über Geflügelfleisch- und Eierproduktion. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Themen der Vertragsproduktion wie Haltung, Fütterung, Gesundheit, Vermarktung, Zucht und Wirtschaftlichkeit.
Weitere Informationen: www.aviforum.ch/bildung