Es waren keine einfachen Entscheidungen für die Vorstände der Viehzuchtverbände und Vereine. Einerseits ist ­Corona mit den erforderlichen Schutzkonzepten allgegenwärtig, auf der anderen Seite Tradition und Züchterstolz. Von den ganz grossen Viehschauen in der Zentralschweiz fand diesen Herbst schliesslich keine einzige statt.

Eliteschau «light»

Einzig die Eliteschau Entlebuch, eine qualitativ hochstehende Braunviehschau mit Publikum aus der halben Schweiz, soll morgen Samstag mit Maskenpflicht und ohne Festwirtschaft schlank über die Bühne gehen (Stand bei Redaktionsschluss, Donnerstag, 11 Uhr). Man habe bei den Ausstellern im Vorfeld nachgefragt, wer unter diesen Umständen Vieh ausstelle. Etwa die Hälfte könne damit leben, berichtet OK-Präsident Bruno Wigger. Angemeldet sind nun 182 Stück von rund 40 Ausstellern. Anstatt eines gesellschaftlichen Anlasses wird die dies­jährige Eliteschau eine «reine Viehschau», sagt Wigger.

Anders sah die Situation Anfang Herbst im Kanton Schwyz aus. Die legendären fünf Bezirksviehschauen, mindestens zwei davon mit über 1000 Personen auf Platz und damit in Zeiten von Corona eine Grossveranstaltung, haben eine spezielle Organisationsstruktur. Die Organisatoren sind nämlich offiziell die politischen Bezirke, unterstützt werden sie vom ­kantonalen Viehzuchtverband (VZV), von den regionalen Viehzuchtvereinen und dem Kanton. In einem Schreiben wurde der VZV von sich aus aktiv und bat die Bezirke, auf die diesjährige Durchführung zu verzichten. Dies hatte ihnen der zuständige Regierungsrat höchstpersönlich an einer gemeinsamen Sitzung nahegelegt, wie Verbands-Sekretär Franz Philipp berichtet. «Entweder führen wir alle grossen Schauen durch oder gar ­keine», fasst Philipp den Vorstandsbeschluss zusammen. Der regierungsrätliche Wink sei nachvollziehbar. Auch die Gemeindeschauen haben nachgezogen und sämtliche Schauen abgesagt.

Noch mehr als in anderen Kantonen ist in Schwyz das Gesellschaftliche von Bedeutung. «Natürlich wurde der Entscheid in Züchterkreisen auch bedauert», sagt Philipp. Rückblickend war das Vorgehen wohl aber vernünftig, findet er. Wirtschaftlich gab es sicherlich Einbussen. Einerseits fallen die Einnahmen aus der Festwirtschaft weg, anderseits war der Handel im Segment der Elitetiere flauer. Schauerfolge konnten nicht in Bares umgemünzt werden.

«Entweder führen wir alle grossen Schauen durch oder gar keine.»

Franz Philipp vom Viehzuchtverband Schwyz empfahl den Organisatoren, die Herbstschauen abzusagen.

Urner mit Glück im Unglück

Im Kanton Uri gibt es ein grosses OK für die kantonalen Schauen für Gross- und Kleinvieh. Bereits Ende Juli habe man sich zur Absage durchgerungen, auch auf Empfehlung des Kantons hin. «Schade, ist es doch noch einer der grössten Anlässe im Urnerland», sagt Toni Brand, Präsident der Urner Braunviehzüchter. Das Schutzkonzept wäre aber nicht sauber umsetzbar gewesen und dann solle man es sein lassen, findet Brand pragmatisch.

Im Nachhinein hatten die Urner gar ein wenig Glück im Unglück. Just am geplanten Viehschauwochenende sorgte bekanntlich Sturmtief «Brigitte» für Hochwasser im Urnerland. Die Hälfte der Landwirte hätten ihre Tiere so gar nicht auf Platz bringen können, schätzt Brand. Vor einer Woche war in Ob­walden die kantonale Braunviehschau terminiert. Knapp 1000 Stück Vieh werden in Sarnen jeweils in 60 Abteilungen rangiert. Mitte September war die Absage Tatsache. Als ganz kleinen Trost nennt der Präsident des Braunviehzuchtverbandes Obwalden die Viehauktion im Dezember in Kerns. Aus dem Nachbarkanton Nidwalden tönt es gleich, dort wäre es vergangenen Samstag zum grossen Schaulaufen ­gekommen, die Schau wurde frühzeitig abgesagt. Noch im Terminkalender steht die Zentralschweizer Eliteschau vom 12. Dezember.