Die rote RH-Kuh ist unter Druck, verliert zugunsten der Holstein weiter an Terrain. Laut dem Geschäftsbericht von Swissherdbook sind noch 85 094 (Stand 30.11.2019) weibliche RH-Herdebuchtiere registriert, gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 5155 Tieren.
Der Druck ist gestiegen
Auch die Besamungszahlen sprechen für sich: «Seit der Zusammenführung der Zuchtwerte für Holstein und Red Holstein ist der Druck auf die Red-Holstein-Rasse gestiegen und steht in direkter Konkurrenz und im Vergleich zu den Holstein», sagt René Bucher, Teamleiter Marketing bei Swissgenetics. Die Red-Holstein-Population sei aber weltweit zurückgegangen, nicht nur in der Schweiz. «Der Rückgang konnte allerdings in der Schweiz im letzten Jahr aufgefangen werden und hatsich stabilisiert, dies auch wegen dem breiten und guten Stieren-Angebot der letzten Jahre», hält Bucher fest.
Die starke, rote Kuh ist im Handel eigentlich gefragt. Um sie retten zu können, braucht es in erster Linie gute, positiv nachzuchtgeprüfte RH-Stiere. Die Nachfrage ist aber anders: Heute machen bei Swissgenetics Jungstiere rund zwei Drittel an den verkauften Samendosen bei RH aus. Wird ein Stier zu früh hochgejubelt und aufgrund seiner Zahlen massiv eingesetzt und vermögen seine Töchter dann aber später nicht zu halten, was ihr Vater verspricht, fügt er der Rasse einen enormen Schaden zu.
Isor hat versagt
Auch der Stier Isor habe der RH-Zucht geschadet, finden einige Züchter. Mit erst wenigen Töchtern wurde er im Markt hochgejubelt, später, mit einem soliden Nachzuchtprüfungsresultat, stürzte Isor massiv in den Keller. «Es gibt immer Stiere, die in den Nachzuchtresultaten nicht überzeugen können. Deshalb heisst das Resultat der Genomik auch Zuchtwertschätzung, weil es eine Schätzung ist», sagt René Bucher. Komme hinzu, dass Isor sein erstes Resultat aus dem Natursprung erhalten habe, welches – wie auch die präsentierten Töchter – sehr vielversprechend aussah. «Deshalb setzt Swissgenetics jetzt auch keine Stiere mehr ein, die mit einem ersten Resultat aus dem Natursprung erscheinen», hält der Marketingleiter fest.
Verschiedene Anforderungen
Swissgenetics versucht aber weiterhin, Red-Holstein-Stiere zu entwickeln und zu kaufen, welche auf vielen verschiedenen Betrieben funktionieren. Dies seien Stiere mit einer guten Produktion (Milch und Inhaltsstoffe), einer soliden Funktionalität (IFF) und einem ausgeglichenen Exterieur (wenn möglich mit wenigen Fehlern). «Wir arbeiten hierfür mit der genomischen Selektion», sagt Bucher. Und: «Dieses Werkzeug hilft uns bei Entscheidungen und gibt uns eine Entwicklungsrichtung an», so der Mediensprecher. Trotzdem bleibe die Genomik nur ein Arbeitsmittel und es werde immer Stiere geben, die in den Nachzuchtresultaten nicht überzeugen können.
Swissgenetics Steht zur Rasse
Swissgenetics unterhalte aber ein Red-Holstein-Zuchtprogramm, um klar und deutlich die Rasse weiter zu unterstützen. «Dies im Gegensatz zu den vielen ausländischen Anbietern, welche die Red-Holstein-Rasse für den Markt nicht mehr priorisieren», bedauert Bucher. Dies erschwere zusätzlich das Aufstöbern von guten und kompletten Stierenvätern. Trotzdem steige das Niveau der Stiere bei Swissgenetics laufend: Der Gesamtindex (ISET); die Fitness (IFF) oder die Euter seien die besten Beweise dafür. Stellvertretend, seien hier die Stiere Atomar, Reduro, Agent, Attico oder Alo-York genannt.