Schon die Anfahrt auf die Obere Lochseite ins bernische Schangnau ist eine Reise wert. Hier oben auf über 1200 m ü. M., am Fusse der Marbachegg, bewirtschaftet die Familie Hans und Rösi Fankhauser zusammen mit ihrem Sohn Hanspeter einen Bergbauernbetrieb in der Bergzone 3. Viehzucht, Milch- und Waldwirtschaft sind die Hauptbetriebszweige von Fankhausers. «Seit fünf Generationen, das heisst, seit über 100 Jahren, vertränken wir die Milch und mästen hier oben um die 80 Kälber im Jahr», sagt der Betriebsleiter. Diese Ära scheint nun Ende Jahr vorbei zu sein.
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Aufgabe der Kälbermast
«Am 1. Januar 2025 übernehme ich den elterlichen Betrieb und mit der Betriebsübernahme gebe ich auch die Kälbermast auf», sagt Sohn Hanspeter Fankhauser. Zu diesem Schritt bewogen hätten ihn der Aufwand, das unsichere Marktumfeld und immer wieder die Rückstellungen von schlachtreifen Mastkälbern. «Mit der Ablieferung von Industriemilch habe ich hoffentlich ein weniger grosses Risiko als mit der Kälbermast», sagt der zukünftige Betriebsleiter. Weiterhin festhalten möchte er aber an der Viehzucht.
«Mein Vater und auch mein Grossvater waren leidenschaftliche Züchter und dieses Virus habe ich schon von klein auf mitbekommen», sagt Hanspeter Fankhauser mit einem Augenzwinkern. Im Stall der Familie stehen immer 20 RH- und Holsteinkühe. Dazu kommen noch einmal 30 Stück Jungvieh. «Der Verkauf von Zuchttieren ist und bleibt eine wichtige Einnahmequelle für uns», so der Senior-Chef. Vor allem an Auktionen, wie der Zucht- und Nutzviehauktion im Kemmeribodenbad, veräussern Fankhausers ihre Tiere. «Wir haben an dieser Auktion sicher schon über 100 Tiere verkaufen können», sagt Hans Fankhauser dankbar. Aber auch über die Auktion in Schüpbach BE oder auch direkt aus dem Stall finden sich immer wieder Käufer.[IMG 2]
Den richtigen Stier finden
«Wenn der Preis stimmt, ist bei uns fast jedes Tier verkäuflich», so der Junior-Chef. Da fast alle Kühe und Rinder mit gesexten Samendosen besamt werden, ist entsprechend auch die Nachzucht gross. «Wir ziehen alle Kuhkälber auf und verkaufen sie dann gerne als nähiges Rind oder als frischgekalbte 1. oder 2. laktierende Kuh», so der Züchter. Früher suchte die Käuferschaft sicher noch vermehrt nach exterieurstarken Tieren, heute werden neben der Milch-leistung auch dem Milchgehalt und der Zellzahl grosse Beachtung geschenkt. «Wir versuchen schon bei der Anpaarung, den richtigen Stier zu finden, welcher das Gesamtpaket liefern kann», so Hanspeter Fankhauser.
Alle Kühe im Stall stammen aus eigener Zucht. Vor allem die Stiere Bad, Avatar, Amaretto und Evert haben die Zucht in den letzten Jahren geprägt. Vorher war es der Stier Sten, der bei Fankhausers einschlug. «In letzter Zeit setzte ich vermehrt auf die jungen Stiere Tower und Alpha», so der Junior. Sämtliche Tiere in ihrem Stall gehen auf die Stammkuh Adler zurück, welche am 6.6.1966 geboren wurde.
Zwei Adler-Töchter
[IMG 3]«Adler war eine reine Simmentalerkuh. Über ihre zwei Töchter Glad Diana und Cosaque Blösch konnten wir über verschiedene Zweige eine schöne Kuhherde aufbauen», sagt Hans Fankhauser. Immer wieder brachte diese Familie auch 98-pünktige Kühe hervor – ein eindrückliches Exterieur, das sich bis heute durch Fankhausers Stall zieht. «Neben dem Euter muss für mich vor allem auch das Becken einer Kuh stimmen», so der Junior-Chef. Für ihn sei nicht nur die Beckenneigung, sondern auch die Beckenbreite ausschlaggebend für eine lange Lebensdauer. «Da unsere Kühe während der Vegetation viel laufen müssen, können wir keine Tiere gebrauchen, die ständig mit Klauenproblemen oder mit wenig Substanz zu kämpfen haben», so der einhellige Tenor.
Auktion Kemmeriboden
Wann: Freitag, 6. September 2024, ab 10 Uhr ist Besichtigung, ab 11 Uhr beginnt die Auktion.
Wo: Beim Landgasthof Kemmeriboden-Bad in Schangnau BE.
Tiere: 81 Stück im Katalog. Von der Spitzenkuh bis hin zur schönen Nutzkuh. Auch etliche nähige Rinder und schöne Mutterkuhtiere stehen zum Verkauf.
Drei Tiere stehen zum Verkauf
Beim Stallrundgang wird deutlich, dass das Herz von Fankhausers für die schöne RH- und Holsteinkuh schlägt. «Da steht man am Morgen lieber auf, wenn einem die Tiere gefallen», sagt der zukünftige Betriebsleiter. Neben der Viehschau nimmt die Familie auch gerne an regionalen Ausstellungen teil. «Der Vergleich auf dem Viehschauplatz bedeutet uns sehr viel, ein erster Rang muss dabei nicht rausspringen», so der Züchter. Ab und zu ein schönes Tier zu verkaufen, bringe ihnen mehr. Am 6. September werden Fankhausers an der Kemmeriboden-Auktion wieder mit zwei nähigen Rindern und einer Erstlingskuh anwesend sein – mit zwei Doral- und einer Odyssey-Tochter. «Der Katalog verspricht viel. Er ist gespickt mit einzelnen Spitzentieren, wie auch mit hervorragenden Nutzkühen und Mutterkuhtieren», freuen sich Fankhausers.
Der Autor ist mit der Familie Fankhauser nicht verwandt.