«75 % meiner Nachzucht sind Stierkälber.» Diese Aussage eines Milchproduzenten ist keine Seltenheit. So beklagen auch Landwirte, die gesexten Samen einsetzen, dass es auch dabei immer mal wieder Ausreisser gibt und dass statt des erwünschten Kuhkalbs ein Stier das Licht der Welt erblickt.

Bis zu 75 % mehr

Wer in seinem Stall so etwas beobachtet, fragt sich vielleicht, ob da die KB-Organisation etwas schlampig arbeitet. Dabei müsste er oder sie aber eher einen Blick in die Futterkrippe werfen. So gibt es Hinweise, dass es bei einem Defizit an Mangan zu einer Häufung von männlichen Kälbern kommt, wie das österreichische Magazin «Landwirt» schreibt. Herausgefunden hat man das in Ostdeutschland, genauer an der Universität Leipzig. So soll ein Manganmangel vermehrt zu Geburten männlicher Kälber führen, die Hochschule berichtet von 75 %.

Einfluss auf Futtergrundlage

Immer wieder ist zu vernehmen, dass die Böden im Schweizer Mittelland einen Manganmangel verzeichnen. Das hat auch Folgen auf die Futtergrundlage. Mangan ist ein sogenanntes Übergangsmetall, das in seinen Eigenschaften dem Eisen ähnelt. Das essenzielle Spurenelement hat eine Vielzahl wichtiger Funktionen.

Wir haben mit Hansueli Rüegsegger von der UFA AG über einen Mangel gesprochen und ihn gefragt, wie Betriebsleitende diesen erkennen, ihm vorbeugen und ihn beheben können. «Bei einem Mangel an Spurenelementen ist es oft schwierig, zu eruieren, welches Element effektiv der limitierende Faktor ist», sagt Rüegsegger. Bestehe effektiv ein Mangel an Spurenelementen, dann sei das meist beim Milchvieh der Fall, weniger bei der Aufzucht. «Aus fütterungstechnischer Sicht kann ein Mangel am besten anhand von Raufutteranalysen festgestellt werden. Verfügt der Betrieb über eine Totalmischration, kann eine Futterprobe der Gesamtration entnommen werden, um einen allfälligen Mangel an Mengenelementen oder Spurenelementen festzustellen», rät er.

Im Dürrfutter meist hoch

Entgegen der Annahme, es könnte durch die schlechte Verfügbarkeit im Boden zu einem Manganmangel im Futter kommen, erklärt der Fachmann von UFA, dass die Raufutteranalysen der letzten Jahre gezeigt hätten, dass Dürrfutter und Grassilage in der Regel über relativ hohe Anteile an Mangan verfügten. Maissilage enthalte hingegen grundsätzlich nur geringe Anteile an Mineralstoffen, und das sei beim Mangan nicht anders. «Je höher der Maisanteil, desto höher muss die Ergänzung sein. Dass die absolute Menge an Mangan, die verabreicht wird, zu gering ist, ist kaum das Hauptproblem. Vielmehr sind die gegenseitigen Interaktionen der verschiedenen Mineralstoffe massgebend. Überhöhte Kalzium- und Phosphorgehalte im Futter vermindern die Mangan-Verwertung», erklärt Hansueli Rüegsegger und weist damit darauf hin, dass das Problem in der Futtertenne allein nicht gelöst werden kann.

So hemme auch eine hohe Eisenversorgung die Mangan-Verwertung. «Da die Resorptionsrate von Mangan ohnehin niedrig ist, kann ein erhöhter Wert an Eisen die Mangan-Aufnahme einschränken», weiss Rüegsegger.

Schwer zu erkennen

Woran erkennt der Landwirt oder die Bäuerin, dass ein Tier an einem Manganmangel leidet? «Äussere Anzeichen für einen Manganmangel beim Rind sind meist nicht sofort ersichtlich. Besteht ein Mangel beim Rindvieh hat dies in erster Linie eine verringerte Fruchtbarkeit und eine geschwächte Immunität zur Folge», fasst Hansueli Rüegsegger zusammen. Werde mittels Blutbild ein Mangel festgestellt, müsse die Ursache eruiert werden. «Bei einer Unterversorgung kann die Mineralstoffdosierung erhöht werden. Dies kann durch erhöhte Gaben des entsprechenden Mineralstoffes erfolgen, durch Wechsel auf einen manganreichen Mineralstoff oder durch die zusätzliche Verabreichung eines entsprechenden Spurenelementkonzentrats», erklärt Hansueli Rüegsegger.

Das Problem ist nicht neu, aber es nimmt zu. «Dass vermehrt Manganmangel festgestellt werden kann, liegt sehr wahrscheinlich an den teilweise veränderten Gegebenheiten bei den Grundrationen und den höheren Leistungen», glaubt Rüegsegger. Rationen mit viel Mais oder anderem Grundfutter mit tiefem Mangangehalt seien bei hohen Leistungen eher anzutreffen als früher. «Möglicherweise hat die Ergänzung solcher Rationen mit Mangan nicht immer schrittgehalten», bilanziert er weiter.