Bern Das Thema ist emotional, sehr emotional sogar: Tote Krähen werden als Vogelscheuchen benutzt und auf den Feldern aufgehängt. Dies soll Artgenossen vom frischgesäten Saatgut fernhalten.
Grosse Entrüstung
Kommen nun Passanten an den toten Krähen vorbei, ist die Entrüstung gross und die Bauern werden als Tierquäler beschimpft. Fakt ist: Das Aufhängen von toten Vögeln verstösst gegen die Tierseuchengesetzgebung. Diese schreibt vor, dass Tierkadaver fachgerecht zu entsorgen sind. Einschreiten müsste hier das kantonale Veterinäramt, schreibt «20 Minuten». Krähen merken zudem sehr schnell, dass keine Gefahr besteht, und sind durch diese entwürdigende Praxis nicht nachhaltig fernzuhalten, sagt der Schweizer Tierschutz.
Nachteilige Faktoren
Krähen können innert eines Tages ein Drittel der Aussaat vertilgen. Das führt zu enormen Verlusten. Rückfragen bei Bauern seitens der Vogelwarte Sempach haben ergeben, dass Schäden hauptsächlich dann auftreten, wenn verschiedene nachteilige Faktoren wie späte Aussaat und schlechte Witterung zusammenwirken. Betroffen sind vor allem Mais-, Gemüse- und Getreidefelder. Die Schadenshöhe im Feld hängt davon ab, wie lange Saatgut und Schösslinge benötigen, um zu keimen und über eine kritische Höhe (beim Mais 10 bis15 cm) hinauszuwachsen.
Nistplätze schaffen
Je mehr Brutpaare, desto weniger Ernteverluste: So paradox es auch klingt – es lohnt sich, in der Umgebung der Ackerflächen günstige Bedingungen für Nistplätze der Rabenkrähe zu schaffen. Denn Brutpaare erkämpfen sich ihr Territorium von bis zu einem Quadratkilometer Grösse. Und sie verteidigen es während der Brutzeit konsequent. Es sind auch nicht die Brutpaare, die Schaden in der Landwirtschaft anrichten, sondern diejenigen, die keinen Partner oder kein Territorium gefunden haben oder noch zu jung zum Brüten sind. Diese finden sich zu Schwärmen zusammen, um sich gegenseitig bei der Futtersuche zu unterstützen. Solche Schwärme können bis zu mehrere hundert Tiere umfassen.
Sie fressen fast alles
Krähen sind Allesfresser. In Gebieten mit intensiv betriebener Landwirtschaft nehmen Rabenkrähen vor allem pflanzliche, in extensiv bewirtschafteten Gebieten vorwiegend tierische Nahrung auf. Für die Aufzucht der Jungen ist aber der Bedarf an tierischer, proteinreicher Nahrung hoch. Das können wirbellose Tiere wie Würmer und Larven, aber auch Mäuse sein. Krähen sind zwar schlau, aber auch sehr misstrauisch. Die zweite Eigenschaft lässt sich zunutze machen. Alles was neu ist, hält die Vögel vorerst auf Distanz. Ein beim Feldrand abgestelltes Auto kann zum Beispiel einen oder zwei Tage dafür sorgen, dass sich die Krähen nicht mehr blicken lassen.