Deutschland hat immer wieder neue Ausbrüche von Afrikanischer Schweinepest (ASP) zu verzeichnen. Mehrheitlich sind davon Wildschweine, aber auch immer mal wieder Hausschweine betroffen. Das hat Auswirkungen auf den Markt. Nach dem Ausbruch der ASP auf einem Schweinehaltungsbetrieb im deutschen Niedersachsen fanden Hunderte Landwirte aus umliegenden Betrieben keine Abnehmer für ihre gesunden Schweine. Zehntausende Tiere galten bereits als überschwer, in der Folge drohten Tierschutzprobleme aufgrund zu hoher Belegung der Ställe. Zuhanden der Behörden folgten mehrere Anträge auf Nottötung, welche allerdings abgelehnt wurden, wie das Informationsportal «Animal Health Organisation» mitteilt.
Markt muss reagieren, es braucht Gegenwehr
Hier sei Gegenwehr nötig, heisst es aus verschiedenen Bundesländern. So sollten in Deutschland Schlachthöfe, Verarbeitungsunternehmen und Kühlhäuser vorgehalten werden, die künftig Fleisch gesunder Tiere aus Sperrzonen verarbeiten und lagern. Der Bund solle prüfen, inwieweit entsprechende Unternehmen benannt werden können, die sich verbindlich verpflichten.
Dass der umliegende Markt auf den Ausbruch einer solchen Seuche reagiert, dürfte bei einem Ausbruch der Seuche hierzulande auch vor der Schweiz nicht halt machen. Die Massnahmen und Reaktionen der Deutschen könnten der Schweiz einen Vorlauf geben. Neben den simulierten Ausbrüchen, an denen das Zusammenspiel der Betroffenen geübt wird, ist eine genaue Beobachtung der Geschehnisse im nördlichen Nachbarland sinnvoll.
Impfen oder nicht?
Weiter stellt sich die Frage nach dem Potenzial einer Impfung. Matteo Aepli von der Suisag verweist auf Anfrage der BauernZeitung auf das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit mit Sitz im deutschen Greifswald. Dort heisst es, dass bis heute kein Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest in der Europäischen Union zugelassen sei. Die Impfung von Haus- und Wildschweinen gegen ASP sei in der Europäischen Union verboten. Inaktivierte, Subunit- und Vektorimpfstoffe hätten bislang keine ausreichende Schutzwirkung gezeigt. Erfolgversprechende Ergebnisse gebe es mit ASP-Viren, denen man mit gentechnischen Methoden krankmachende Eigenschaften genommen hat. Solche Viren seien Kandidaten für Lebendimpfstoffe.
Vietnam hat mit einer Impfung begonnen
Kürzlich wurde ein Impfstoffkandidat durch die vietnamesische Firma Navetco überprüft und hat nun eine vietnamesische Zulassung erhalten. Bisher wurde jedoch kein Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für einen ASP-Impfstoff eingereicht, so dass es auf absehbare Zeit auch keine Zulassung geben werde, heisst es beim Bundesforschungsinstitut.
Beim Hausschwein ist der Einsatz ohnehin fraglich
Die Notwendigkeit einer Impfung beim Hausschwein sei zudem fraglich, weil ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in den meisten Ländern selten seien und die Bekämpfung mit anderen Methoden als der Impfung erfolgreich durchgeführt werden könnten, ist man sicher. Zur Bekämpfung der ASP bei Wildschweinen könnte ein Impfstoff aber hilfreich sein, wird eingeräumt. Hier müssten über Köder verabreichte Lebendimpfstoffe eingesetzt werden; bislang gibt es allerdings keine Impfstoffkandidaten, die in Experimenten mit oraler Immunisierung ausreichend getestet wurden.
Klassische Bekämpfung ist die bessere Lösung
Unter Aspekten der Tierseuchenbekämpfung und aus epidemiologischen Erwägungen sei zu hinterfragen, ob ein prophylaktisch wirkendender Impfstoff gegen die ASP bei Hausschweinen Vorteile bringt. Ausbrüche der ASP beim Hausschwein konnten in den meisten Ländern mit den etablierten Verfahren der Tierseuchenbekämpfung erfolgreich unter Kontrolle gebracht werden. Die Akzeptanz eines Impfstoffeinsatzes in der Schweineproduktion, der mit Handelseinschränkungen verbunden wäre, sei daher fraglich. Wünschenswert wäre eine Köderimpfung der Wildschweine, die jedoch ausschliesslich mit oral applizierbaren Lebendimpfstoffen denkbar ist, die derzeit nicht zur Verfügung stehen.
Wie das Forschungsinstitut mitteilt, ist in den vergangenen Jahren von mehreren erfolgversprechenden Lebendimpfstoffkandidaten gegen die ASP berichtet worden, die unter experimentellen Bedingungen einen kompletten oder nahezu kompletten Schutz gegen eine Belastungsinfektion induzieren konnten. Neben natürlich vorkommenden Varianten sind dies vor allem gentechnisch hergestellte Mutanten, denen insbesondere Gene fehlen, die für Faktoren codieren, die das Immunsystem des Wirts umgehen.
Das Gefahrenpotenzial der Impfung ist relativ hoch
«Schlagzeilen aus China, die auf chronische Krankheitsverläufe mit Atemwegserkrankungen und Fortpflanzungsstörungen nach grossflächigem Einsatz nicht zugelassener Lebendimpfstoffe hindeuten, mahnen jedoch zur Vorsicht bei der Entwicklung solcher Impfstoffe und ihrem Einsatz im Feld», heisst es am Forschungsinstitut. In einem Zulassungsverfahren müsse daher insbesondere die Unschädlichkeit sehr genau geprüft werden. Es dürfe nicht ausser Acht gelassen werden, dass die erfolgversprechendsten Ansätze gentechnisch hergestellte Virusvarianten mit sehr hoher Sicherheitsstufe seien und als Impfstoffe der zentralen Zulassungspflicht bei der European Medicines Agency (EMA) unterliegen.