Auch im Jahr 2021 hat der Wolf Behörden, Gesellschaft und ganz besonders auch die Landwirtschaft intensiv beschäftigt. Nebst Schafsrissen kam es im letzten Sommer vermehrt zu Angriffen auf Kälber und sogar Kühe.

Der Lebensraum des Wolfs dehnt sich aus

Vor diesem Hintergrund reichten Ende November 2021 sechs Mitglieder des St. Galler Kantonsrats eine Interpellation mit dem Titel «Wolfsrisse – Transparent kommunizieren» ein. Die Lage um den Wolf sei schlichtweg aus dem Ruder gelaufen, stellten die Unterzeichnenden darin fest. Sie bedauerten, dass aufgrund des Neins zum Jagdgesetz im September 2020 eine Regulierung der Bestände nicht möglich ist. Doch der Lebensraum des Wolfes gehe über ins Offenland und bis in die Siedlungen. Dieser Entwicklung dürfe nicht zugeschaut werden. Zudem sprachen die Ratsmitglieder die Ankündigung des Volkswirtschaftsdepartements an, künftig die Vorfälle und Risse durch den Wolf nicht mehr zu kommunizieren, sondern nur noch Ende Jahr eine Schadensbilanz zu erstellen. So fragten die Antragsstellenden unter anderem: «Sieht die Regierung nicht auch die Gefahr, dass mit der fehlenden behördlichen Information die Falschmeldungen und Fake News zunehmen werden? Und wäre eine quartalsweise Information in den Monaten März, Mai, Juli und Oktober nicht sinnvoll für eine transparente Information an die Bevölkerung?»

Wolfsrisse sollen einsehbar sein

Die schriftliche Antwort der St. Galler Regierung kam vor zwei Wochen. Darin heisst es: «Es ist vorgesehen, ab der Sömmerungszeit 2022 durch Grossraubtiere verursachte Risse an Nutztieren auf der Website des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei (Anjf) aufzulisten. Somit werden die Risse jederzeit für die Öffentlichkeit einsehbar sein.» Es sei nicht entschieden worden, die Wolfsnachweise und speziell -risse künftig nicht mehr zu kommunizieren, so die Regierung weiter, sondern es würden lediglich noch Fälle von besonderer Bedeutung (grössere Anzahl Nutztierrisse oder spezielle Vorkommnisse) mittels zusätzlicher Medienmitteilung kommuniziert.

«Mit dieser Antwort sind wir nicht zufrieden», sagte Seline Heim, welche die Interpellation mitunterzeichnete, in einer Stellungnahme gegenüber der BauernZeitung. Es sei gut, dass wenigstens irgendwo die Wolfsrisse nachzulesen seien. «Ob dies unter transparent zu verstehen ist, bin ich mir nicht sicher», so Heim «Ich hätte es begrüsst, wenn beispielsweise via ‹St. Galler Bauer› immerhin die Landwirtschaft informiert wird.»