Das wüchsige Herbstwetter führte zu einigem überschüssigem Gras. Zudem wüten derzeit die Mäuse, viele Wiesen und Weiden sehen aus wie Äcker. Zur Dezimierung der Plage und zur Verwertung des nicht mehr genutzten Grases tragen auch Schafe bei. Sie sorgen dank der Überweidung im Winter für bessere Wiesenbestände im Frühling.

Seit Kindsbeinen Schafe

Wanderschäfeler sind deshalb gefragt bei Bauern, so auch Franz Baggenstos aus Küssnacht. «Wir sollten derzeit überall gleichzeitig sein.» Bis Ende Oktober werde jeweils kaum nachgefragt, dann sollte man sofort mit Schafen kommen. Er ist ein erfahrener Schafhalter. Schon sein Vater hielt Schafe, und der gelernte Landwirt und Zimmermann hat sich seit Kindsbeinen für diese Tiere interessiert. Im Jahr 2000 konnte er einen 12-ha-Milchwirtschaftsbetrieb pachten, setzte aber auch auf Schafe. Die Erbengemeinschaft kündete ihm diese Pacht 2013 wegen Selbstbewirtschaftung. Inzwischen sei dieser Betrieb aber aufgelöst worden, bedauert Baggenstos.

Alpung im Muotathal

Bei der Schafhaltung ist er aber geblieben. In Küssnacht bewirtschaftet er rund 6 ha Land, ebensoviel in Gersau, extensiv, wie er betont. Denn in Gersau sei das Land steil, und in Küssnacht steht ihm lediglich ein kleiner zugemieteter Notstall für die Schafe zur Verfügung. Froh ist Franz um die Mithilfe seines 84-jährigen Vaters, dieser hilft im Sommer beim Mähen, schaut im Winter zwischendurch auch zu den Schafen.

Denn im Winter arbeitet Franz in einer Zimmerei, den Sommer über geht der 50-Jährige mit seiner Lebenspartnerin z’Alp im Muotathal, im Lipplisbühl, auf Urner Gebiet. Dort schauen sie als Angestellte zu 210 Rindern und 260 Schafen, auf 550 ha. Super sei der Alpsommer gewesen, übrigens auch schon im Vorjahr, schwärmt Baggenstos. Es gab stets genügend Futter und Wasser. Mit dabei waren auch seine eigenen Schafe, rund 40 Muttertiere und die Lämmer. Den Sommer über sei es für Schafe im Tal zu heiss, problematisch seien dann auch die Dasselfliegen.

Den Winter über ist Baggenstos mit seiner Schafherde in der Region unterwegs. Er sei ein halber Wanderschäfeler, seine Weiden sind aber eingezäunt. Vor allem im nahen Meggen habe er genügend Weideflächen zur Verfügung, und hier wachse selbst über den Winter noch genügend Gras für die Schafe.

Winterweiden nahe dem Siedlungsgebiet führten schon zu gelegentlichen Diskussionen und auch mit Hunden gab es schon Probleme, bemerkt Baggenstos. Er habe aber ein gutes Einvernehmen mit Passanten und auch Jägern. Wichtig seien Gespräche, um Verständnis zu fördern. Und dass man sich an Regeln halte, wie genügend Abstand der Flex-Netze zu Waldrändern, und dass die Zäune nach der Weidenutzung rasch wieder entfernt werden. Tränkestellen wären zwar vorgeschrieben, die würden aber nicht benutzt. «Schafe brauchen auf Winterweiden kein zusätzliches Wasser, ausser wenn noch zugefüttert wird.» Wichtig sei hingegen Mineralstoff, vor allem Selen. «Die Böden enthalten heute zu wenig davon.»

«Rechtzeitige Schur ist der beste Schutz.»

Schafe bräuchten gar keinen Unterstand, findet Baggenstos.

Schafe bevorzugen Kälte

Auch der obligatorische Witterungsschutz sei immer wieder ein Thema. Im Winter wäre ein solcher aber unnötig, findet Baggenstos. «Den Schafen ist es bei Kälte wohler als bei Wärme.» Sein Viehwagen in den Weiden werde von den Schafen kaum benutzt. «Wichtig ist, dass die Schafe im Oktober geschoren werden.» Dann sei die Wolle im Winter wieder einen Zentimeter dick, das sei der beste Witterungsschutz. Zu dicke Wolle sei bei Regen kontraproduktiv, weiss der erfahrene Schafhalter.

«Wir sollten derzeit überall sein.»

Franz Baggenstos über die gefragten Wanderschäfer.

Moderhinke ist genetisch

Auch Baggenstos machte die Moderhinke der Schafe zu schaffen. Viel habe er versucht, auch Klauenbäder. Schliesslich setzte er auf konsequente Selektion und eigene Züchtung. Moderhinke sei genetisch bedingt, ist er überzeugt. Die hat er inzwischen im Griff. Mehr Sorgen bereiten ihm abgetretene Klauenwände bei den Spiegelschafen, bei welchen eben die Klauen sehr stark wachsen. Er hält auch Suffolk-Schafe, bei denen gebe es kaum Klauenprobleme, zudem hätten die einen sehr gutmütigen Charakter. Von der Hauptrasse Weisses Alpenschaf hält Baggenstos rein gar nichts. «Die sind züchterisch zu schwer geworden und zudem anfällig für Moderhinke.»

 

Viele Fragen offen wegen TVD

Kürzlich fand in Rothenthurm eine Infoveranstaltung über die ab 2020 geltenden neuen Meldepflichten für Schafhalter statt. Die Regelungen für die Tierverkehrsdatenbank (TVD) würden wohl nicht so reibungslos vollzogen, es gebe noch viele offene Fragen, hat Franz Baggenstos festgestellt. Das bestätigt auch Werner Wicki, Geschäftsführer Zentralschweizer Lamm. Wer Daten schon bisher bei «sheep­online» erfasste, werde wohl wenig Mühe haben. Wer aber nicht so PC-affin sei, für den würden die neuen Meldungen recht aufwendig, vor allem wenn viele Schafe gehalten werden. Künftig müssen alle Tierbewegungen über das Portal www.agate.ch
an die TVD geliefert werden. Begrüsst wird von Wicki, dass künftig alle ab Januar geborenen Lämmer mit konventioneller und elektronischer Ohrmarke gekennzeichnet werden.

 

 

Zentralschweizer Lamm

Seine rund 60 Lämmer jährlich setzt Baggenstos über das Label «Zentralschweizer Lamm» ab. Das Programm laufe gut, sicher könnte man dieses noch ausbauen. Es sei aber wichtig, transparent zu bleiben und die Fäden auch bei der Verarbeitung und dem Handel nicht aus den Händen zu geben. Mit der aktuellen Marktlage ist Baggenstos zufrieden. «Wir hatten vor zehn Jahren schon längere Zeiten mit schlechteren Preisen.» Die Schafhaltung sei auch deswegen eher im Aufschwung. Viele Schafhalter würden aufstocken, auch deswegen suche man für «Zentralschweizer Lamm» keine weiteren Produzenten, erklärt Geschäftsführer Werner Wicki. Jährlich werden 5000 Lämmer von 52 Produzenten abgesetzt. Besonders gefragt seien Alplämmer, die in der Zentralschweiz gealpt wurden.