Betriebe mit Ziegen haben aktuell Hochsaison, denn das Gitzlen hat begonnen – oder Ablammen, wie es korrekterweise auf Schriftdeutsch heisst. Ziegen, die im August gedeckt wurden, sollten im Januar nach ziemlich genau fünf Monaten gitzlen.

Mineralstoffe als Grundlage

Wie auch bei Kühen sollten Ziegen in ihrer sechs- bis achtwöchigen Galtzeit phasenspezifisches Futter erhalten. Auch hier gilt: Die Ziege sollte sich selbst und den stark wachsenden Fötus ernähren können, jedoch nicht im Übermass, denn auch sie können verfetten. Während der Trächtigkeit sollte besonders der Mineralstoffversorgung Beachtung geschenkt und idealerweise ein ziegenspezifisches Mineralfutter eingesetzt werden. Dabei sollte dem Zink- und Kupferbedarf sowie dem Selen und dem Vitamin E Beachtung geschenkt werden, wie Andrea Kurschus in «Das Milchziegenbuch – Vom Hofbau bis zum Käsen» rät. Aufgrund des hohen Zink- und Kupferbedarfs der Ziege können Mineralstoffgemische für Kühe zwar eingesetzt werden, sind aber nicht optimal.

Das Kalzium-Phosphor-Verhältnis sollte idealerweise bei 2:1 liegen, wie die Agronomin Stephanie Rohn im Fachmagazin «Forum für Kleinwiederkäuer» vor einem Jahr berichtete. Stimme dieses Verhältnis nicht, könne es zum Festliegen der Ziege oder zu Wachstumsstörungen beim Gitzi kommen.

Es ist so weit

Ein erstes Anzeichen, dass die Ziege bald gitzelt, ist das Aufeutern. Kurz vor der Geburt schätzen es die Tiere, ihre Ruhe und genügend Platz zu haben. Eine kleinere Bucht mit Absperrgitter kann der Ziege helfen, sich bei der Geburt ungestört und allein mit ihrem Nachwuchs zu fühlen. Anzeichen, dass die Geburt kurz bevorsteht, sind Unruhe, ein gekrümmter Rücken und aufgestellter Schwanz.

Die Geburtsdauer und der Ablauf sind ähnlich wie beim Rindvieh. Anders aber ist die Wahrscheinlichkeit von Zwillingsgeburten, denn Ziegen bekommen meistens Zwillinge. Es sollte daher kontrolliert werden, ob noch ein weiteres Gitzi auf dem Weg ist.

Ziegen gitzlen normalerweise im Liegen und mehrheitlich selbstständig. Sanfte Zughilfe von aussen darf geleistet werden. Bei nicht üblicher Lage des Gitzis oder anderen Komplikationen sollte aber auf jeden Fall ein Tierarzt herbeigezogen werden. Bei der Nabelschnur ist Vorsicht geboten, denn sobald diese gerissen ist, sollte die Atmung über die Lunge funktionieren.

Um die Atmung zu unterstützen, kann der Schleim von Nase und Mund vorsichtig mit der Hand weggewischt und der Brustkorb mit Stroh abgerieben und massiert werden. Atmet das Jungtier nicht, kann ihm Wasser über den Kopf geleert werden oder das Tier an den Hinterbeinen hochgehoben und hin und her geschwungen werden, um die Atmung in Gang zu bringen.

Bereits nach einigen Minuten wird das Gitzi versuchen aufzustehen und das Euter suchen. Es empfiehlt sich, die Ziege an beiden Strichen kurz anzumelken, da ein schwaches Neugeborenes Mühe hat, den allenfalls dicken Fettpfropfen im Strichkanal herauszusaugen.

Das Kolostrum ist zentral

Die neue Familiendynamik sollte im Auge behalten werden: Sind die Gitzi lebhaft und suchen das Euter der Mutter? Hat die Ziege beide Zicklein akzeptiert und lässt sie saugen? Falls nicht, das verstossene Zicklein am Euter der Mutter ansetzen. Wird es aber weiterhin immer wieder von der Mutter verstossen, muss schnell eine andere Lösung her.

Das Wichtigste dabei ist, dass das Zicklein dennoch Kolostrum erhält – entweder durch Melken der Mutter oder durch Aufwärmen von eingefrorenem Kolostrum. Nach ein paar Tagen könne für die Schoppengaben auch Kuh- oder im Notfall sogar Schafmilch genommen werden, so Danja Wiederkehr, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelsicherheit (HAFL).

In den ersten Stunden nach der Geburt sollte sich bei der Ziege die Nachgeburt lösen. Die Milchbildung wird in den nachfolgenden Tagen angekurbelt. Dabei ist wichtig, dass das Tier keine Euterentzündung bekommt und genug Milch für all ihre Zicklein produzieren kann. Auch Ziegen können Milchfieber bekommen, Anzeichen dafür sind Muskelzittern, unsicheres Aufstehen oder unkoordinierte Bewegungen. Die Umstellung von der Galt- zur Laktationsfütterung sollte langsam erfolgen.

Mehr Fachwissen lässt sich in Ziegenbüchern oder auf der Website des BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer) finden: www.kleinwiederkäuer.ch 


Die wichtigsten Kontrollpunkte

Beim Gitzi:

  • Nase und Mund von Schleim befreien
  • Atmung überprüfen
  • Erste Aufstehversuche: bereits nach wenigen Minuten
  • Kolostrumgabe am ersten Tag: 0,25 – 0,5 l
  • Vitalität: aufgerichtete Ohren und beim Trinken wackelndes Schwänzchen
  • Lämmerpech: meist schwarzes, klebriges Würstchen
  • Körpertemperatur: 38,5 bis 39,5 °C

Bei der Ziege:

  • Kontrolle ob Mehrlingsgeburt
  • kurz Vormelken
  • Abgang Nachgeburt: bis spätestens 3 bis 4 Stunden nach der Geburt
  • Wie steht sie auf? ▶ Gefahr Milchfieber
  • Genügend Kolostrum/Milch für alle Gitzi?
  • Normale Futter- und Wasseraufnahme
  • Euterentzündung?
  • Langsames Anfüttern
  • Körpertemperatur: 38,3 bis 39,0 °C. pei