Ja, denn das Erstgemelk der Kuh («Kolostrum») enthält hohe Konzentrationen an Abwehrstoffen. Deshalb sollen neugeborene Kälber möglichst viel Erstgemelk schon in den ersten zwei Lebensstunden aufnehmen – nur so lässt sich eine hohe Abwehrbereitschaft gegenüber Krankheitserregern erreichen.
Bei Trinkschwäche macht Zwangseingabe Sinn
Wenn das Kalb partout nicht freiwillig trinkt, so sprechen wir von einer Trinkschwäche. Diese kann Folge einer Früh- oder Schwergeburt sein, aber auch durch Unterkühlung, Kreislaufschwäche oder einen Mangel an Spurenelementen (v. a. Selen) bedingt sein. Zwar ist die routinemässige Zwangseingabe von Futter bei gesunden Tieren verboten («Gänsestopfen»). Wenn jedoch ein neugeborenes Kalb aus welchem Grund auch immer nicht in der Lage ist, selbständig zu trinken, ist es sinnvoll und richtig, das lebenswichtige Kolostrum mit einer Schlundsonde («Drencher») zu verabreichen. Nur so ist eine Versorgung mit allen lebensnotwendigen Nähr- und Abwehrstoffen gewährleistet – denn leider kann eine fehlende Kolostrumversorgung nachträglich nicht kompensiert oder ersetzt werden.
Kein Drenchen bei Durchfall
Entsprechend wird empfohlen, in einer derartigen Situation 4 Liter Erstgemelk mittels Sonde einzugeben; sehr leichte Kälber (Am besten lässt man sich das Einführen der Sonde zunächst vom Bestandestierarzt erklären. Mit ein wenig Übung gelingt es dann problemlos – und man kann so das Leben vieler schwacher Kälber retten. Allerdings gelangt die Flüssigkeit beim Drenchen in den Pansen, der beim neugeborenen Kalb noch klein und unterentwickelt ist. Beim freiwilligen Trinken hingegen kommt die Milch direkt in den Labmagen – wo die weitere Verdauung erfolgt. Das Drenchen z. B. bei durchfallkranken Kälbern ist deshalb nicht sinnvoll und sollte unterlassen werden – nur bei der Verabreichung von Kolostrum überwiegen klar die Vorteile für die Gesundheit des Kalbes.