Abo Um eine Einschleppung des ASP-Virus in den Schweinebestand zu vermeiden, gilt es, das Betriebsgelände zu umzäunen.  Tierseuche Beim Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest besteht Verbesserungspotenzial Saturday, 22. June 2024 Kein Ausbruch von Afrikanischer Schweinepest (ASP) im eigenen Stall – und dennoch stark betroffen. So lässt sich die Situation auf dem Hof Bodenkamp im Sommer 2022 beschreiben. Der Betrieb liegt im Nordwesten Deutschlands, in der Nähe von Münster und nicht weit von der niederländischen Grenze entfernt. Betriebsleiter Jens van Bebber sprach an einem Webinar der Agridea über seine Erfahrungen mit der ASP.

«Wir beobachteten das Seuchengeschehen aus der Ferne, als es Fälle im Osten Deutschlands gab, einige Hundert Kilometer von unserem Betrieb entfernt», erzählte der Betriebsleiter den online versammelten Kantonsvertretern, Tierärztinnen und Landwirten. Sie hätten sich damals schon Gedanken zur Biosicherheit gemacht. Der gesamte Betrieb ist beispielsweise umzäunt. Lastwagen mit Futter, Stroh oder Schweinen fahren durch den einzigen Eingang. Dort kann im Seuchenfall auch desinfiziert werden. «Mit dem Ernstfall rechneten wir dennoch nicht», erinnerte sich van Bebber.

90 Tage lang eingeschränkt

Doch dann brach die ASP auf einem Schweinebetrieb in der Region aus. Es handelte sich um eine Punktinfektion, übertragen höchstwahrscheinlich von Menschen. In der ganzen Region gab es keinen weiteren Ausbruch und es waren keine Wildschweine betroffen. Der Betrieb Bodenkamp lag in der Überwachungszone. Das bedeutete: ein Bezugs- und Verbringungsverbot für insgesamt 90 Tage. Sie konnten keine Ferkel mehr beziehen und die Schlachtungen wurden gestoppt.

In der Schweiz würde ein Seuchenfall zu ähnlichen Massnahmen führen: eine Schutzzone mit einem Radius von 3 km und eine Überwachungszone mit 10 km, mit je stark eingeschränktem Personen-, Waren- und Tierverkehr.

Um zu verstehen, was das für den Hof Bodenkamp bedeutet hatte, holte Jens van Bebber aus: «Bis 2014 hatten wir 10 000 Mastplätze. Danach entschieden wir uns, die Strategie umzustellen, von Quantität auf Qualität.» Aktuell halten sie 2000 Mastschweine in Offenställen. Gemästet wird Duke of Berkshire, eine langsam wachsende Kreuzung aus der alten Rasse Berkshire und dem Edelschwein. Es stehen 1,6 m2 pro Schwein zur Verfügung. Statt den in Deutschland verbreiteten Spalten ist der Boden befestigt. Im Liegebereich wird Stroh eingestreut.

«Den geringeren Tierbesatz bei gleichzeitig höherem Arbeitsaufwand machen wir wett, indem wir die Wertschöpfung steigern», erklärte van Bebber. Sie hätten eine geschlossene Vermarktungskette aufgezogen, vom Ferkel- über den Mastbetrieb bis zum Schlachthaus, der Verarbeitung und der Vermarktung.

Kunden wanderten ab

Als die ASP den Hof Bodenkamp lahmlegte, hatte das Verbringungsverbot keine tierschutzrelevanten Folgen. «Die Schweine haben bei uns genügend Platz, sodass die verlängerte ‹Mastdauer› aus haltungstechnischer Sicht verkraftbar war», sagte Jens van Bebber. Die normale Fütterung wurde mengenmässig zurückgefahren, während die faserreiche Grassilage in der Ration erhöht wurde. So konnten die Schweine ihren Appetit stillen, ohne allzu stark zu wachsen.

Schwieriger war es für den zuliefernden Ferkelbetrieb, dessen einziger Abnehmer der Hof Bodenkamp ist. Bei ihm kam es im Stall zum Stau. Mit einigem Aufwand konnten dann glücklicherweise Ausweichbetriebe gefunden werden, die vom ASP-Fall nicht betroffen waren. «Wir sind diesen Betriebsleitern bis heute sehr dankbar, dass sie eingesprungen sind und die Ferkel genommen haben», betonte van Bebber.

Was den Hof Bodenkamp am härtesten getroffen habe, sei die Unterbrechung der wöchentlichen Fleischlieferung gewesen. Die selbst aufgebaute Direktvermarktung musste für drei Monate pausieren. Es wanderten Kunden ab. Gleichzeitig waren die Schweine nach der Aufhebung der Sperre überschwer. Das überschüssige Fleisch wurde eingefroren, aber natürlich zu einem späteren Zeitpunkt dennoch abgesetzt werden. «Insgesamt hatten wir einen Ertragsschaden von 300 000 Euro. Wir hatten glücklicherweise eine Ertragsschadenversicherung abgeschlossen, andernfalls wäre das für unseren Betrieb gravierend gewesen», so Jens van Bebber. Diese Versicherung empfehle er jedem Berufskollegen. «Es ist wichtig, die Biosicherheit auf dem eigenen Hof hochzuhalten. Aber ausserhalb des eigenen Einflussbereichs kann man trotzdem betroffen sein.»

«Es ist ein ungelöstes Problem»

«Meiner Meinung nach wird zu wenig darüber gesprochen, was mit den nachweislich gesunden Schweinen aus der Überwachungszone geschieht», sagte Jens van Bebber. Tatsache sei, dass Schlachthöfe wenig motiviert wären, entsprechende Tiere zu schlachten – während die Schweine in den Ställen immer schwerer würden. «Es ist ein ungelöstes Problem.»

Im ASP-Fall in van Bebbers Nachbarschaft wurde 90 Tage gesperrt, damit das Schweinefleisch aus Deutschland im internationalen Handel nach wie vor als ASP-frei galt. «Gesellschaftspolitisch sollte geklärt werden, wie die 300 betroffenen Betriebe unterstützt werden können, die für das ganze Land und dessen Status mit ihrem Kapital haften», sagt van Bebber auf Rückfrage der BauernZeitung am Telefon.

In der Schweiz scheinen die Gespräche noch in Gange zu sein: Es müsse noch ausgehandelt werden, ob Schlachthöfe verpflichtet werden sollten, gesunde Schweine aus der Überwachungszone zu schlachten, sagte Pauline Monbaron vom BLV am Agridea-Webinar. Das BLV gehe davon aus, dass es im Interesse aller sei, dass die Tiere geschlachtet werden.