Die Mitglieder der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern trafen sich am Mittwoch vergangener Woche in Thun zur Hauptversammlung. Mit dabei war Katrin Schneeberger, die Direktorin des Bundesamts für Umwelt (Bafu), die sich in die Höhle des Wolfs wagte. In einem spannenden Referat erläuterte sie die Aufgaben des Bafu.

Viel Handlungsbedarf

Thomas Knutti, Präsident der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern, betonte den Gesinnungswandel in der Politik gegenüber dem Wolf. Dennoch sieht er Handlungsbedarf: «Obwohl wir derzeit schwierige Zeiten erleben, können wir uns die Grossraubtiere leisten.» Welche Kosten und Aufwände insbesondere der Wolf verursacht, diese Frage zog sich denn auch durch die gesamte Mitgliederversammlung.

Gleich vorneweg: Die Frage blieb unbeantwortet. Auch Katrin Schneeberger und der Wildtierbiologe Thomas Gerner vom Bafu konnten die Frage nicht abschliessend beantworten.

Sicher ist: Die Kantone werden vermehrt in die Verantwortung genommen. Neu wurde der Herdenschutz an die Kantone übergeben. Das bedeutet für die Berner Nutztierhalter, dass sie derzeit nicht wissen, welche Massnahmen wie entschädigt werden. Bisher war die Entschädigung für Zäune oder Herdenschutzzäune über das Bafu geregelt. Nun verhandeln die Organisationen mit dem Kanton darüber, wie diese Gelder eingesetzt werden.

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Auf mehr Verantwortung vonseiten der Kantone zielt auch die Volksinitiative der Vereinigung ab, die einen Kanton Bern mit regulierbarem Grossraubtierbestand fordert. Noch ist offen, ob im Kanton darüber abgestimmt wird oder ob sie zurückgezogen wird. Sie soll dazu dienen, den Druck auf den Bund zu erhöhen, sich der Grossraubtierproblematik anzunehmen.

Katrin Schneeberger betonte, sie kenne die Herausforderung beim Zusammenleben mit den Grossraubtieren. Auch nach der Versammlung nahm sie sich viel Zeit, um mit den Betroffenen zu sprechen und sich die Anliegen anzuhören. «Für Sie ist der Wolf kein Mythos, kein Symbol für Freiheit», betonte sie. «Für Sie ist er eine zusätzliche Herausforderung in einem strengen Alltag.»

Auf dem richtigen Weg

Trotz ergriffener Massnahmen bleibe das Zusammenleben mit dem Grossraubtier anspruchsvoll. Sie sei jedoch überzeugt, dass man mit der Einführung der präventiven Regulierung nun ein wirkungsvolles Regelwerk für dieses Zusammenleben habe. «Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen ihn konsequent weiter gehen und die Wirkung überprüfen», sagte sie. Es sei noch zu früh, um schon wieder an diesen Gesetzen und Regelungen zu schrauben.

Weitere Informationen: www.schutz-der-wild-und-nutztiere.ch