Das Geschnatter der Truten ist ohrenbetäubend und erschreckt die Gäste auf dem Roorberg. «Das sind unsere Wächter», begrüsst Wendelin Emmenegger seine Kolleginnen und Kollegen vom Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV). Hier fand kürzlich die letzte Vorstandssitzung mit dem 57-jährigen Wendelin Emmenegger statt, der nach 14 Jahren abtritt.

Liegenschaft gekauft

Bei der anschliessenden Betriebsbesichtigung geht Emmenegger auf die bewegte Geschichte ein. Seine Eltern bewirtschafteten einen Pachtbetrieb in Flühli, den sie nach 20 Jahren verlassen mussten. Seinem Vater bot sich Gelegenheit, 1986 die Liegenschaft Roorberg in Schüpfheim zu kaufen. Nicht ganz günstig, denn damals habe es noch kein bäuerliches Bodenrecht mit Preisbegrenzung gegeben, bemerkt er. Zudem war der Roorberg eine von den Vorgängern geteilte Liegenschaft. Die Grenze geht gar mitten durchs Bauernhaus, mit dem Nachbarn leben Emmeneggers noch heute unter einem Dach.

Harte Zeiten

Der Betrieb wurde anfänglich klassisch geführt, ein Bergbetrieb mit rund 16 braunen Kühen und einigen Schweinen. Der bauliche Nachholbedarf und die hohe Verschuldung belasteten schwer in den ersten Jahren.

1989 wurde das Haus leicht saniert, in einer Zeit, als die Zinsbelastung bei 7,5 Prozent lag, erinnert sich Wendelin Emmenegger. «Damals galt die Milch aber auch noch 107 Rappen.» Gleichwohl prägte dies die ganze Familie und die Kinder. So brauchte es drei Einkommen. Die Mutter arbeitete als gelernte Schneiderin, sein Vater als Landwirt und Sohn Wendelin brachte seinen Lohn als Mitarbeiter der Kreditkasse auch nach Hause, dieser diente zur Verzinsung und Tilgung der Hypothek. 1998 heirateten Wendelin und Brigitte und 1999 konnte er den Betrieb übernehmen.

«Der Hörner-Franken ist etwas schräg.»

Hornlos-Züchter Wendelin Emmenegger hat wenig Verständnis für den Vorschlag.

Neustart und Weiterentwicklung

Ein Jahr später wurde auf Mutterkühe umgestellt und er kündete seine Anstellung als Buchhalter bei der Kreditkasse. Einige seiner Entlebucher Kunden konnte er mitnehmen und startete sein eigenes Treuhandbüro. Die drei Kinder Joel, Celine und Manuel sind inzwischen erwachsen. Der älteste Sohn Joel, gelernter Bauer, bildet sich derzeit zum Agrotechniker HF weiter und arbeitet Teilzeit zu Hause. Auch Manuel, im letzten Ausbildungsjahr als Zimmermann, möchte später noch Landwirt lernen. Celine arbeitet als Detailhandelsfachfrau.

In den Betrieb sei in den vergangenen Jahren einiges investiert worden, so wurde das Haus umgebaut, und «als Geburtstagsgeschenk zu meinem 50. Geburtstag bauten wir eine neue Scheune», erzählt Emmenegger. Produziert wurde anfänglich Natura-Beef. Vor zwölf Jahren konnte ein Betrieb in Pacht genommen werden und es erfolgte der Einstieg in die Weide-Beef-Produktion. Inzwischen werden immer mehr Zuchttiere verkauft und Emmenegger ist stolz, dass es ein Stier gar zu Swissgenetics schaffte.

Konsequent hornlos

Vor einigen Jahren bekundete er aber immer mehr Mühe mit dem Enthornen der Kälber. Er wurde auf einen Medienartikel aufmerksam, als der Limousin-Club nach Deutschland zu Betrieben fuhr, wo die Zucht auf Hornlosigkeit schon weit verbreitet war. Eigentlich wollte er darauf lediglich einen genetisch hornlosen Stier importieren, schliesslich kaufte er in der Folge noch zwölf weibliche Tiere mit Kälbern bei Fuss, vor allem aus Bayern, aber sogar aus dem norddeutschen Flensburg, letztmals auch noch einen Stier in Frankreich. Inzwischen setzt er konsequent auf Hornlos-Zucht. «Der nun im Parlament agrarpolitisch wieder diskutierte Hörner-Franken kommt mir da schon etwas schräg rein», meinte Emmenegger schmunzelnd zum anwesenden Nationalrat Leo Müller.

Viele Tiere gesömmert

Die Betriebsfläche wuchs in den vergangenen Jahren weiter, inzwischen werden in einer Betriebsgemeinschaft rund 28 ha und 12 ha Wald bewirtschaftet. «Die Gemeinschaft besteht mit einem Partner, der in der Nähe einen Nebenerwerbsbetrieb besitzt», erklärt Emmenegger. Von dort wird das Futter übernommen und auch die Tiere werden bei Emmeneggers gehalten. So stimme die Futtergrundlage, etwas müsse noch zugekauft werden. Zumal die meisten Kühe auf dem Zweitbetrieb im Bramboden und im Sörenberg auf einer Alp und gar auf dem Jaunpass gesömmert werden. Emmeneggers halten inzwischen um die 40 Limousin-Muttertiere, den Sommer über sind aber nur die rund ein Dutzend bald abkalbenden auf dem Roorberg.

Nicht nur der Betrieb entwickelte sich weiter, sondern auch das Treuhandbüro, inzwischen das Hauptstandbein, welches auch die meiste Arbeitszeit beansprucht. Beschäftigt werden vier Mitarbeitende, allerdings die meisten in Teilzeit. Vor sechs Jahren wurde Wendelin Emmenegger zudem in den Gemeinderat Schüpfheim gewählt. Das sei allerdings nur möglich gewesen durch die Entlastung auf dem Betrieb durch die ganze Familie und den Bau der neuen Scheune, welche eine sehr rationelle Arbeitsweise ermögliche, stellte er klar.

Weniger Schweine

Als Agro-Treuhänder, Gemeinderat und langjährig in der Region verankert mit starkem Netzwerk, kennt Emmenegger die Situation und Struktur der Entlebucher Landwirtschaft. Viele seiner Kunden seien Nebenerwerbsbetriebe, überhaupt gebe es im Entlebuch nur mehr selten und immer weniger Vollerwerbsbetriebe. Gleichwohl hinke der Strukturwandel im Entlebuch noch etwas hintennach.

Entlebucher bauern gern

Die Entlebucher würden aber gerne bauern, auch mit kleinen Einheiten, suchten halt zusätzlich einen Nebenerwerb. Oder die gut ausgebildeten Partnerinnen würden auswärts arbeiten, weiss Wendelin Emmenegger. In der Vergangenheit wurden viele Betriebe innerlich aufgestockt, so mit Schweinen. Heute gebe es nur mehr wenige spezialisierte Schweinehalter, auf vielen Entlebucher Betrieben sind die Schweine wieder weg. In der Tat sei zwar die Tierintensität in der Region immer noch recht hoch, aber sinkend.