Diesen Frühling mussten viele Imkerinnen und Imker auf eine Honigernte verzichten. Im Sommer zeigte sich dann in vielen Regionen ein erfreulicheres Bild. Dies geht aus der neusten Umfrage von Apisuisse hervor, dem Dachverband der Schweizer Bienenzüchtervereine.

«In Jahren mit verregnetem und kühlem Frühling, wird der Zusammenhang zwischen Bestäubung der Pflanzen und einer möglichen Honigernte deutlich ersichtlich», erklärt Markus Michel in einer Medienmitteilung. Er ist Verantwortlicher Bienenprodukte des Verbandes Bienen Schweiz, dem Imkerverband der deutschsprachigen und rätoromanischen Schweiz.

Auch weniger Obst

Reichlich Niederschlag und kühle Temperaturen dominierten das Wettergeschehen in den Frühlingsmonaten. Dadurch konnten die Bienen in vielen Regionen die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder nur spärlich anfliegen. Sowohl Obstbäuerinnen und -bauern wie auch Imkerinnen und Imker meldeten geringere Erträge bei Obst und Honig. [IMG 2]

Die jährliche Umfrage von Apisuisse, an der rund 1139 Schweizer und Liechtensteiner Imker (-innen) mit 1674 Bienenständen teilnahmen, zeigte, dass in diesem Frühling an rund 36 Prozent der Bienenstände kein Honig geerntet werden konnte (Vorjahr 19,5 Prozent). Gesamthaft beträgt die durchschnittliche Frühlingshonigernte pro Bienenvolk 5,9 kg. Das sind weniger als die Hälfte des letztjährigen Ertrags von rund 12,4 kg pro Volk (langjähriger Durchschnitt 7,5 kg).

Mehr Honig dank heissem Sommer

[IMG 3] Durch die bienenfreundlichen Witterungsbedingungen im Juni und Juli verbesserte sich die Honigbilanz mit der Sommerernte deutlich. Die «Totalausfälle», also Bienenstände, an denen kein Honig geerntet wurden, reduzierten sich nun auf 6,9 Prozent, was dem Vorjahreswert entspricht. Auch in Sachen Honigmenge pro Bienenvolk kann dieser Sommer mit dem letztjährigen mithalten: Mit 11,2 kg pro Volk konnten die Imkerinnen und Imker dieses Jahr praktisch gleich viel Sommerhonig wie im letzten Jahr ernten (11,5 kg). Der langjährige Durchschnitt im Sommer liegt bei rund 12,7 kg.

Im langjährigen Durchschnitt wird in der Schweiz und in Liechtenstein rund 20,4 kg Honig pro Volk und Jahr geerntet. Dieser Wert konnte in der Saison 2023 mit 17,1 kg pro Volk nicht erreicht werden (Vorjahr 23,9 kg).

Unterschiede je nach Region und Standort

Doch es zeigten sich regionale Unterschiede. Die Ernten im Osten und Norden des Landes vielen besonders niedrig aus. Im Westen, im Tessin und in Graubünden waren sie hingegen besser. Dieses Jahr lieferten die höher gelegenen Bienenstände bessere Gesamterträge als jene in den tieferen Lagen. Grund dafür dürfte die spätere Vegetationsentwicklung sein.

So blühte es in den höheren Lagen erst nach der Schlechtwetterperiode, wodurch die Bienen diese Nektarquellen optimal nutzen konnten. Das Blütenangebot ist zudem in der Höhe diverser und besteht aus weniger grossen Massentrachten wie Obst- und Raps im Mittelland.

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Blütenpracht für gesunde Bienenvölker

Honig entsteht vor allem in Perioden mit grossem Blütenangebot. Für gesunde und starke Bienen ist aber ein vielfältiges und kontinuierliches Nahrungsangebot auch nach dem grossen Aufblühen im Frühling zentral. Oft dominieren «grüne oder graue Wüsten» das Landschaftsbild im Sommer.

[IMG 5] Deshalb hat sich der Verband Bienen Schweiz zum Ziel gesetzt, das Land zum Blühen zu bringen. Zusammen mit Landwirtinnen und Landwirten wie auch Firmen und Gemeinden konnte dieses Jahr bereits eine halbe Million Quadratmeter Blühflächen angelegt werden. Jetzt sucht die Organisation noch Blühpatinnen und -paten gesucht, die für drei Franken pro Quadratmeter das Projekt finanziell unterstützen, auch für die kommenden Jahre.

Weitere Informationen: www.bienen.ch/bluehflaechen