Eine Sau hat bereits eine stattliche Anzahl Ferkel geworfen. Wehen sind rund vier Stunden nach dem letzten Ferkel keine mehr zu beobachten. Die Muttersau frisst, allerdings eher etwas langsam und wirkt nervös. Nach dem Eingreifen in den Geburtskanal, die Hände geschützt mit Handschuhen und die Handschuhe mit Gleitmittel versehen, konnten keine mechanischen Geburtshindernisse ertastet werden. Wie sollte in diesem Fall reagiert werden?

Ruhiger Umgang während der Geburtsphase 

Grundlegend für eine erfolgreiche Geburt sind genügend starke Wehen. Schlechte Wehentätigkeit, als Faktor für schlechte Geburtsabläufe, kann unter anderem durch Stress entstehen. Ein ruhiger Umgang mit den Sauen, besonders während der Geburtsphase, ist von zentraler Bedeutung.

Zusätzlich ist zu empfehlen, nicht nur bei Behandlungen Zeit mit den Tieren zu verbringen, da die Gefahr besteht, dass Tiere ihren Betreuer automatisch mit Schmerzen in Verbindung setzen. Folglich führt bei regelmässigem Kontakt mit dem Tier die allfällige Geburtshilfe zu weniger Stress bei der Sau und so zu erfolgreicheren Geburten.

Genügend Langstroh einstreuen

Unbefriedigter Nestbautrieb der Sau kann ebenfalls zu einer Stresssituation bei der Sau und zu gestörten Geburtsvorgängen führen. Daher ist es empfehlenswert, genügend Langstroh vor und über die Geburt einzustreuen, damit die Sau ihren Nestbaubetrieb ausleben kann.

Gemäss Tierschutz-Kontrollhandbuch ist es sogar Pflicht, ab dem 112. Trächtigkeitstag bis und mit dem 1. Tag nach der Geburt täglich Nestbaumaterial einzustreuen.Namentlich wird Langstroh, Altheu und Riedgras erwähnt. Altheu und insbesondere Riedgras ist aber aus Sicht der Mykotoxinbelastung nicht zu empfehlen. Allgemein sollte bei den aktuellen Erntebedingungen der Strohherkunft und -qualität grosse Beachtung geschenkt werden.

Nach zwei Stunden noch immer keine Nachgeburt

Jedes Ferkel wächst in seiner eigenen Fruchtblase auf und hat eine eigene Plazenta. Interessanterweise ist es von Sau zu Sau bzw. von Ferkel zu Ferkel unterschiedlich, ob die Nachgeburt nach jedem Ferkel ausgeschieden wird oder ob zwischen zwei Ferkeln mehrere Nachgeburten ausgeschieden werden.

Zu merken, wann alle Ferkel geboren wurden, ist nicht immer einfach. Wenn aber zwei Stunden nach einem Ferkel die Nachgeburt noch nicht ausgeschieden wurde, sollten Massnahmen ergriffen werden.

Falls die Geburtswege frei sind und keine mechanischen Geburtshindernisse vorliegen, was durch Eingreifen in den Geburtskanal überprüft werden muss, kann Oxytocin eingesetzt werden. Dies führt unter anderem zu Kontraktionen der Gebärmutter und unterstützt so das Austreiben von weiteren Ferkeln bzw. der Nachgeburt.

Unruhe, obwohl die Geburt abgeschlossen scheint

Wenn Sauen eher später nach der Geburt ein unruhiges Verhalten zeigen (ähnlich wie vor der Geburt), obwohl die Geburt abgeschlossen scheint, muss davon ausgegangen werden, dass sich noch Ferkel oder Nachgeburten in der Gebärmutter befinden. In diesem Fall sollte das Hormon Prostaglandin eingesetzt werden. Das Hormon kann 24 bis 36 Stunden nach dem Abferkeln eingesetzt werden und führt zu einem schonenden «Entleeren» der Gebärmutter.

Hierbei zeigt das synthetisch erzeugte Prostaglandin eine sehr gute Wirkung. Es ist beispielsweise in den Medikamenten Enzaprost oder Dinolytic enthalten. Zusätzlich zum Austreiben von abgestandenen Ferkeln oder der Nachgeburt unterstützt Prostaglandin die Rückbildung und den Zusammenzug der Gebärmutter, was sich später auf eine positive Belegrate und grosse Würfe auswirkt.

Vorsicht beim Einsatz von Prostaglandin

Das Hormon Prostaglandin kann auch zur Geburtseinleitung verwendet werden. Aber Achtung: Das Hormon sollte nicht vor dem 114. Trächtigkeitstag eingesetzt werden, da sonst die Gefahr zu gross ist, dass insbesondere die Lunge der Ferkel noch nicht vollständig entwickelt ist und daher die Ferkel lebensschwach sind.

Zur Geburtseinleitung zeigen Medikamente wie Dalmazin oder Genestran sehr gute Erfolge. Sie enthalten den Wirkstoff Cloprostenol und nicht das synthetisch hergestellte Prostaglandin.

Morgens verabreichen

Falls man sich für eine künstliche Geburtseinleitung entscheidet, ist zu empfehlen, das Medikament am Morgen zu verabreichen, da die Geburt rund 24 bis 36 Stunden später erfolgt.

Beim eingangs erwähnten Beispiel hat der Landwirt sich für den Einsatz von Oxytocin entschieden, worauf die Sau leider noch ein totes, verhältnismässig grosses Ferkel geworfen hat. Die anschliessende Säugephase verlief problemlos.