Nicht alle Hühnerrassen leben den Bruttrieb gleich intensiv aus. Aber auch innerhalb einer Rasse gibt es unterschiedliche Ausprägungen des Bruttriebes. Hühner, die von brutfreudigen Elterntieren abstammen, neigen dazu, diesen Instinkt stärker zu zeigen.
Licht hat einen wichtigen Einfluss auf den Bruttrieb
Bei Legehybriden ist die Chance, dass sie in Brutstimmung geraten, relativ gering, weil mit der gezielten Zucht auf eine hohe Legeleistung der Bruttrieb indirekt weggezüchtet wurde. Das heisst, brütige Hühner pausieren mit dem Eierlegen. Dennoch kann es bei einzelnen Tieren gelegentlich zu einem Brutverhalten kommen.
Der Bruttrieb entwickelt sich normalerweise im Frühjahr, wenn die Tage länger werden. Licht spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Bruttriebs. Manche Hühner brüten im Spätsommer oder Herbst sogar ein zweites Mal.
Neben der Tageslichtlänge spielt die Umgebung eine entscheidende Rolle. Ein ruhiger, geschützter Ort mit einem geeigneten Nest fördert den Bruttrieb.
Was tun, wenn das Brüten unerwünscht ist?
Brütende Hennen sind in der Eierproduktion nicht erwünscht. Sie blockieren Nester und legen während der Zeit des Brütens und eventuell darüber hinaus keine Eier. Dazu kommt das Risiko, angebrütete Eier in den Verkauf zu geben.
Eine Brut ist grundsätzlich zehrend. Brütende Hennen verlassen das Nest nur einmal täglich für etwa 20 bis 30 Minuten, um Futter und Wasser aufzunehmen, ein Staubbad zu nehmen und Kot abzusetzen. Das Körpergewicht nimmt stark ab und der Eileiter bildet sich zurück.
Im Anschluss an die Brut kann sich aufgrund der reduzierten Stoffwechsellage sogar eine Mauser einstellen. Das kann im Extremfall eine zehrende Zeit von 15 Wochen bedeuten (Brut und Aufzucht plus Mauser). Wenn die Bedingungen für eine gesunde Brut nicht gegeben sind, oder Hennen immer wieder brütig sind, möchte man die Hühner vielleicht schonen.
Sollen meine Hühner überhaupt brüten?
Eine Aufzucht von Küken ergibt nicht immer Sinn. Besonders auf den Winter hin ist eine Kükenaufzucht nicht erstrebenswert. Oder der Bedarf an Nachwuchs ist nicht gegeben. Genauso wenig Sinn ergibt das Bebrüten unbefruchteter Eier, wenn kein Hahn in der Gruppe mitläuft.
Um den Bruttrieb einer Henne zu unterbinden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Diese sollte aber immer schonend und für das Tier möglichst stressfrei angegangen werden. Ein Grundsatz des Tierschutzgesetzes lautet, dass niemand einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen, es in Angst versetzen oder in anderer Weise seine Würde missachten darf.
Das Gesetz gibt den Rahmen vor – diese Paragraphen sind wichtig
Die Tierschutzverordnung präzisiert die Anforderungen an eine Tierhaltung folgendermassen:
- Art. 3: «Tiere sind so zu halten und mit ihnen ist so umzugehen, dass ihre Körperfunktionen und ihr Verhalten nicht gestört werden und ihre Anpassungsfähigkeit nicht überfordert wird. Unterkünfte und Gehege müssen mit geeigneten Futter-, Tränke-, Kot- und Harnplätzen, Ruhe- und Rückzugsorten mit Deckung, Beschäftigungsmöglichkeiten, Körperpflegeeinrichtungen und Klimabereichen versehen sein.»
- Art. 34: «Befestigte Böden müssen gleitsicher und ausreichend sauber sein. Böden müssen im Liegebereich ausreichend trocken sein sowie dem Wärmebedürfnis der Tiere genügen.»
- Art. 66: Für das Hausgeflügel gilt im Speziellen «Dem Hausgeflügel ... müssen genügend Fütterungs- und Tränkeeinrichtungen zur Verfügung stehen. ... muss während der ganzen Lichtphase eine Fläche von mindestens 20 Prozent der begehbaren Fläche im Stall mit geeigneter Einstreu zur Verfügung stehen. Die Einstreu muss auf dem Stallboden angeboten werden sowie grösstenteils trocken und locker sein. ... müssen jederzeit geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Weiter müssen für Haushühner vorhanden sein: geschützte und geeignete Einzel- oder Gruppennester mit Einstreu oder weichen Einlagen.»
- Art. 33: «Haustiere dürfen nicht dauernd im Dunkeln gehalten werden. Räume, in denen sich die Tiere überwiegend aufhalten, müssen durch Tageslicht beleuchtet werden.»
- Art. 67: «In Räumen für Hausgeflügel darf die Beleuchtungsstärke tagsüber 5 Lux nicht unterschreiten, ausgenommen in Ruhe- und Rückzugsbereichen sowie in Legenestern.»
- Art. 20: «Tiere sind regelmässig und ausreichend mit geeignetem Futter und mit Wasser zu versorgen.» «Den Tieren ist die mit der Nahrungsaufnahme verbundene arttypische Beschäftigung zu ermöglichen.»
- Art. 4: «Zu den verbotenen Handlungen beim Hausgeflügel gehört das Entziehen von Wasser zum Herbeiführen der Mauser.»
Mit milden Massnahmen lässt sich stressfrei vorbeugen
Unter diesen Gesichtspunkten – Tierwohl und entsprechende gesetzliche Anforderungen – sind Massnahmen wie Futter- und Wasserentzug, herbeigeführter Temperaturstress, Lichtentzug, Einpferchen oder die Zuführung von Angst oder Schmerz unzulässig.
Mildere vorbeugende Massnahmen sind aber möglich:
- Durch eine Verlängerung der Tage zu Legebeginn kann eine Verzögerung oder ein Ausbleiben der Brütigkeit erreicht werden. Sofern ein gleichbleibender Lichttag (Sommer) über die gesamte Legedauer geschaffen wird, werden die Hennen weniger gluckig.
- Ähnlich wichtig ist eine konstante Versorgung mit Nährstoffen. Zusätzlich ist es empfehlenswert, Abrollnester einzurichten oder für ein regelmässiges Entfernen der Eier zu sorgen. Nestauswurfsysteme können ebenfalls dazu beitragen, die Brütigkeit hinauszuzögern.
- Bei bereits brütenden Hennen können gemäss Erfahrung verschiedener Leute nachfolgend genannte Massnahmen in der Regel in zwei bis fünf Tagen wirksam sein. Dabei ist zu beachten, dass eine bereits länger bestehende Brütigkeit dazu führt, dass die Henne länger braucht, um erneut Eier zu legen.
Mögliche Massnahmen bei bereits brütenden Hennen:
Wenn Hennen bereits mit dem Brüten begonnen haben, können die folgenden Handlungen helfen:
- Eier konsequent wegnehmen.
- Den ganzen Stall gut ausleuchten.
- Legenester zeitweise verschliessen. Nach der Tageslegezeit die Glucken aus dem Nest heben (in der Regel am Nachmittag) und die Nester erst am frühen Morgen wieder freigeben.
- Die Glucke am Morgen in den Auslauf bringen und den Zugang zum Stallinnern während einer Stunde verwehren.
- Die Glucke abends aus dem Nest nehmen und auf die Stange setzen.
- Den von der Henne auserwählten Nestbereich unwirtlich gestalten (wenn die übrigen Hennen auf andere Nester ausweichen können): zu kühl, zu wenig Material, zu hell.
- Glucke in eine andere Gruppe von Hühnern geben.
- Glucke in einen anderen Stall geben.
- Glucke umsetzen in ein Abteil mit nur wenig kurzstrukturierter Einstreu (Sand, Sägemehl), aber mit attraktivem Futter, Wasser und Sitzstange als Rückzugsort.