Es ist ein Projekt, wie es derzeit viele gibt: Ein Neubau für Milchkühe mit diversen voll automatisierten Elementen. Besonders am Projekt der Familien Kipfer und Dubach aus dem Berner Oberland ist die Form – eine Betriebszweiggemeinschaft (BZG). 

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An der Milkchproduktion festhalten?

Barbara und Martin Kipfer aus Amsoldingen BE produzierten bislang in einem 45-jährigen Anbindestall, der nicht mehr den heutigen Ansprüchen entspricht. Der gute Milchpreis in der Dorfkäserei, die auf Spezialitäten setzt, ist eine wichtige Voraussetzung für die beiden, an der Milchproduktion festzuhalten. Weiter signalisierte ihr Sohn Jonas (20), der die Lehre zum Landwirt abgeschlossen hat, dass er auch künftig melken will.

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Der Grundstein zum jüngst fertig gestellten Laufstall in Amsoldingen liegt schon eine ganze Weile zurück. Nach ersten Beratungsgespräch am Inforama war klar, dass Kipfers so ein Projekt nicht alleine stemmen wollen. «Ganz hatten wir den Gedanken aber nicht verworfen», sagt Barbara Kipfer.

Kipfers und Familie Dubach aus Thierachern BE arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Weiter verbindet sie eine Freundschaft. Gegenseitig ist man bei den mittlerweile erwachsenen Kindern Götti und Gotte. Dubachs haben 2006 die Milchproduktion aufgegeben. Seit jenem Zeitpunkt ziehen sie die Rinder von Kipfers auf. Ein Zusammenarbeit, die funktioniert. Wieso also nicht einen Schritt weiter gehen?

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Eine gute Lösung finden

«Ausschlaggebend für die Aufgabe der Milchproduktion war die Betriebsgrösse. Ein Nebenerwerb und Melken sind schwer vereinbar», sagt Reto Dubach. Vor fünf Jahren konnte er mit seiner Frau Franziska Dubach dann einen Betrieb dazu pachten und damit die Betriebsfläche verdoppeln. «Wir sind hier in einem typischen Futterbaugebiet; Ackerbau ist nicht wirklich rentabel. Es stellte sich die Frage, die Rinderaufzucht raufzufahren oder eben wieder auf Milch zu setzen», erklärt der Meisterlandwirt.

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Gemeinsam einen Stall zu bauen, erschien schliesslich beiden Parteien als gute Lösung. Auch für den Fall, dass keines der beiden Kinder (Yael und Andrin Dubach) den elterlichen Betrieb dereinst weiterführen will, ist man gerüstet. «In 15 Jahren werde ich pensioniert. Mit dieser Lösung kann ich dann aussteigen und Jonas Kipfer kann den Stall weiter nutzen, ohne dass ich ein Gebäude habe, das noch nicht abgeschrieben ist», bilanziert Reto Dubach.

Das Konzept sollte funktionieren

Gefragt nach dem Geheimrezept für ein gutes Miteinander sagt Reto Dubach: «Wir können noch nicht sagen, worauf wir schauen müssen. Wir arbeiten zwar seit schon 2005 zusammen und kennen uns nun schon 30 Jahre. Wir haben das Gefühl, das sollte funktionieren», sagt er und schmunzelt. Was es alles noch brauchen wird, werde sich zeigen.

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«Wir haben versucht, möglichst viel schriftlich zu klären», erklärt Barbara Kipfer. Die Beteiligung am Projekt passt zu den Betriebsgrössen und den Arbeitskräften: 1 /3 stemmen Dubachs, 2 /3 Kipfers. Es wurde eine einfache Gesellschaft gegründet – analog einer Generationengemeinschaft. Alles, was für den Betriebszweig Milchwirtschaft benötigt wird, gehört der Gemeinschaft.

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Die BZG erachten alle Beteiligten als gute Form der Zusammenarbeit. Der Vorteil, dass nicht beide Betriebe gänzlich unter einen Hut gebracht werden müssen, stimmt für alle. Jeder Betrieb könne seinen eigenen Bereich behalten, was zur Folge hat, dass man nur in einem Teil Kompromisse suchen müsse. Aber diese Kompromisse seien nötig, sind sie sich einig. «Da kommen immer mehrere Persönlichkeiten zusammen. Man muss diskutieren und auch etwas einstecken können», sagt Barbara Kipfer. Bauern seien sich gewohnt, selbst zu entscheiden und ihr eigener Chef zu sein. Die Zusammenarbeit nicht übers Ganze, sondern nur in einem Teil des Betriebs zu führen, lasse diese Entscheidungsfreiheit auch weiterhin zu.

Berufskollegen zeigten sich skeptisch

Die Skepsis der Berufskollegen diesem System gegenüber ist gross. Das merken auch Kipfers und Dubachs. Der Grund dafür sei, dass viele scheitern würden, ist Barbara Kipfer sicher. Das Rezept für ein mögliches Gelingen sind in ihren Augen «ausgewogene Kräfte». Franziska Dubach und Barbara Kipfer sind beide berufstätig und halten sich in dieser Gemeinschaft sehr zurück. Die Diskussionen um den Betrieb laufen also oft über die Männer. «Unsere Männer tragen ihr Herz – wie so viele – nicht auf der Zunge», sagt Barbara Kipfer. Darüber zu reden, was sie beschäftigt, müssten sie wohl noch etwas lernen.

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