Munter grasen die 17 Mutterschafe mit ihren Lämmern auf einer Parzelle im Dorf von Rifferswil. Die Geschwister Rahel (23) und Matthias Göggel (25) sind an diesem Donnerstagabend gerade dabei, die neue Weide fertig einzuzäunen. Nachdem die beiden jeweils von ihrer Arbeit nach Hause gekehrt sind, widmen sie sich ihrem Hobby, der Schafhaltung.

Wie alles begann

Als der gelernte Forstwart Matthias Göggel nach einem Holzschlag im Dorf von Rifferswil von der Besitzerin gefragt wird, ob er auch die angrenzende Wiese bewirtschaften könne, sagte er zu, ohne sich Gedanken zu machen. «Nachdem ich die Parzelle im unwegsamen Gelände das erste Mal gemulcht hatte, hinterfragte ich die Sinnhaftigkeit der soeben ausgeführten Arbeit», hält Matthias Göggel fest. Ein Kollege bot ihm dann an, zehn seiner eigenen Schafe über den Sommer auszuleihen, um mit ihnen die Wiese zu bewirtschaften.

Da ihm die Schafe unmittelbar ans Herz gewachsen waren und weitere Landbesitzer aus dem Dorf nachfragten, ob die Schafe auch bei ihnen weiden könnten, entschloss er sich dazu, die Tiere von seinem Kollegen definitiv zu übernehmen. Da Matthias Göggel über keinen eigenen Stall verfügte, entschloss er sich dazu, den alten Schafwagen seines Onkels aus dem Kanton Thurgau zu übernehmen und zu modernisieren. Als selbstständiger Unternehmer ist Matthias Göggel abends oftmals erst spät wieder zu Hause. Deshalb übernahm seine jüngere Schwester Rahel Göggel schon bald einen Teil der alltäglichen Betreuungsaufgaben.

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Dem Dorf die Schafe zeigen

Ursprünglich als Experiment und als kleine Freude gedacht, vergrösserte sich das Projekt Schafhaltung schneller als gedacht. Da unter den ersten Tieren auch ein Schafbock dabei war, folgte schon bald der erste Nachwuchs.

Weil alle von ihnen bewirtschafteten Flächen in unmittelbarer Nähe zueinander liegen, bevorzugen es die beiden, den Weidewechsel mit den Schafen zu Fuss zu absolvieren. Dies führt immer wieder zu staunenden Blicken von Jung und Alt im Dorf. Rahel und Matthias Göggel ist es ein Anliegen, der Bevölkerung ihre Schafhaltung näherzubringen, um so das Verständnis für die Tierhaltung und die Landwirtschaft zu fördern. «Wir dürfen mit unseren Schafen die Parzellen rund um die Schule beweiden», erwähnt Rahel. Ausserdem durften die beiden ihre Schafe auch schon im Schulunterricht den Kindern vorstellen.

Neben dem Schafwagen, einem Tränkefass und dem Zaunmaterial besitzen Göggels praktisch keine weiteren Utensilien für ihre Schafe. Vor kurzem haben sie allerdings in ein Klauenbad investiert, um der Moderhinke vorbeugen zu können, obwohl alle ihre Tiere negativ getestet wurden. Die Auen mit den kleinen Lämmern können sie während der Wintermonate im Stall eines befreundeten Bauern aus dem Dorf unterstellen.

Als Winterfutter für diese Tiere dient Heu, welches sie auf den Wiesen, die sie bewirtschaften, gewinnen. Das Wiesenfutter lassen sie zu Kleinballen pressen. Zur Lagerung des Heus dient ihnen etwas Platz zwischen den Maschinen im Wagenschopf von Matthias Göggel. Die älteren Lämmer und ihre Muttertiere verbringen möglichst das ganze Jahr auf der Weide. Als Witterungsschutz dient ihnen der Schafwagen. Im Winter dürfen Rahel und Matthias Göggel auch Flächen von verschiedenen Landwirten abweiden.

Fleischverkauf über Hofläden

Seit Beginn ihrer Schafhaltung haben Rahel und Matthias Göggel nie Schlachtlämmer an eine Metzgerei verkauft. Da am Anfang die Herde noch klein war, wurde das Fleisch ausschliesslich für den Eigenbedarf verwendet. Mit der Zeit füllten sich jedoch ihre Gefrierfächer – und sie begannen das Fleisch an Familien und Bekannte aus dem Dorf direkt zu verkaufen. Inzwischen beliefern die Geschwister einen Hofladen in Rifferswil und einen Hofladen in Mettmenstetten mit Trockenwürsten, tiefgekühltem Fleisch und Lammfellen. Die Nachfrage nach ihrem Fleisch können sie mittlerweile nicht mehr decken.

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Ihre Lämmer lassen die beiden bei einem Metzger in der Nähe schlachten und verarbeiten. «Die Versorgung der Hofläden und die Auslieferung des Fleisches ist mein Aufgabengebiet», erwähnt Rahel. Einmal wöchentlich füllt sie in den beiden Hofläden wieder ihre Produkte nach.

Nicht wegen des Geldes

Trotz des guten Absatzes ihrer Produkte: «Unsere Schafhaltung ist selbsttragend, einen Stundenlohn für unser Hobby auszahlen können wir uns jedoch nicht», betont Matthias Göggel.

Die laufend getätigten Investitionen wie Zaunmaterial, Reparaturen und Ausbau des Schafanhängers, das Klauenbad und die medizinische Versorgung der Schafe brauchten bisher einen grossen Teil des Erlöses ihrer Produkte wieder auf. Um die Ausgaben und Einnahmen ihres Hobbys unter Kontrolle zu haben, eröffneten die beiden ein gemeinsames Schafkonto, über welches alle Zahlungen fliessen.

Betriebsspiegel Geschwister Göggel

Rahel Göggel (Pflegefachfrau HF) und Matthias Göggel (Lohnunternehmer in der Forst- und Landwirtschaft)

Ort: Rifferswil ZH
Tierbestand: 17 Mutterschafe (diverse Rassen) plus Lämmer, 2 Bündner Strahlenziegen
LN: Kein eigenes Land, Bewirtschaftung von Baulandparzellen, Winterweide bei anderen Landwirten