Ein Blick auf die Märkte bei den Haartieren zeigt, dass wir eine freundliche Marktsituation mit guten Preisen haben. Bei den Kälbern hatten wir einen guten Jahresstart mit guten Schlachtungen, die dann aber nach der Woche vier eingebrochen sind. Die teilweise grünen Skipisten und das Nachlassen der Nachfrage der Gastronomie haben wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen.
Trotz der vordergründig freundlichen Marktlage beschäftigt mich die angespannte Situation innerhalb der Wertschöpfungskette Fleisch. Mich beunruhigt, dass im letzten Jahr zwei namhafte Abnehmer die Bilanz deponieren mussten und diese Woche zu lesen war, dass der Schlachtbetrieb Clarens jährlich rund 250 000 Franken Defizit macht und das Fortbestehen infrage gestellt wird. Auch dass Ecublens im Frühjahr 2025 seine Tore schliessen wird, stimmt mich nachdenklich und ich erlaube mir die Frage: Wie gesund ist der Schweizer Fleischmarkt tatsächlich?
Appell an das gegenseitige Verständnis
Jeder Schlachtbetrieb, aber auch jede regionale Metzgerei, die ihren Betrieb einstellt, ist ein weiterer Schritt in Richtung Nachfragemonopol. Wenn wir die Marktakteure auf allen Stufen in der Wertschöpfungskette Fleisch ausbluten lassen, führt dies unweigerlich zu einer Schwächung der Marktposition der Produzenten. Als Präsident der IG öffentliche Märkte habe ich ein Interesse daran, dass die Landwirte die Tiere auf die Schlachtviehmärkte bringen. Nur so wird eine transparente Preisbildung gesichert.
Ich habe aber auch ein Interesse daran, dass diese Märkte für die Käufer attraktiv sind, eine gute Infrastruktur vorhanden ist und faire Handelsbedingungen und ein respektvoller Umgang mit dem Viehhandel bestehen. Ich appelliere an das gegenseitige Verständnis, insbesondere wenn es um die Preise und die immer komplexer werdenden Marktverbindungen geht. Ein Markt funktioniert dann gut, wenn alle Akteure der Wertschöpfungskette gesund sind und die Wichtigkeit der anderen Akteure verstehen und akzeptieren.
Gemeinsam sind wir stark
Leider pflegen wir die Eigenart, dass wir uns intern gegenseitig das Leben schwer machen, anstatt die Kräfte zu bündeln, um gegen die Einflüsse von aussen anzugehen, die uns bedrohen. Es sind NGOs und links-grüne Politikerinnen und Politiker, die mit einer immer besseren und aggressiveren Marketing- und Lobbying-Arbeit und vermehrten politischen Vorstössen versuchen, die Schweizer Viehwirtschaft, und damit auch die Fleischproduktion, zu schwächen.
Gemeinsam sind wir stark am Markt und in der Politik – wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, verlieren am Schluss alle.
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