Wiesen sind für Katzen ein kleines Paradies. Man sieht sie oft darauf sitzen, aufmerksam ein Loch beobachtend auf der Lauer nach einer Maus. Diese starke Ablenkung könnte ein Grund dafür sein, dass eine Samtpfote in eine Mähmaschine gerät, vermutet Zoologe Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz STS. Zahlen dazu, wie viele Katzen jährlich beim Mähen verletzt oder getötet werden, habe er keine. «Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass es einige Dutzend Katzen pro Jahr betrifft», so Furrer. 

Verängstigt, überfordert oder gewöhnt

Ein weiteres Szenario, das sich der Zoologe vorstellen könnte, wäre eine verängstigte Katze nach einer Verfolgung durch einen Hund oder Fuchs. Weiter könnte eine Stubenkatze draussen überfordert sein oder – im Gegenteil – eine an Traktorenlärm gewöhnte Katze den Mäher nicht als Gefahr wahrnehmen. Wie auch immer der Unfall zustande kommt, der Verlust des geliebten Haustiers ist in jedem Fall schmerzhaft. Umso wichtig ist daher die Prävention. 

Nicht direkt mit Kitzen vergleichbar

«Niemand will, dass Tiere verletzt oder getötet werden», stellt Sandra Helfenstein von Schweizer Bauernverband fest. Die Situation bei Katzen lasse sich aber nicht 1:1 mit jener bei Rehkitzen vergleichen. Letztere bleiben bei Gefahr instinktiv liegen und müssen daher vor dem Mähen in Sicherheit gebracht oder umfahren werden. Katzen hingegen suchen normalerweise das Weite, wenn eine laute Maschine näher rückt. Daher gehe man auch davon aus, dass Zwischenfälle mit Katzen sehr selten seien, so Helfenstein.

Die allgemeinen Massnahmen zur Rettung der Rehkitze wie Pfeifen, Abwehrspray oder Vergrämungsmethoden sind auf diese Tiere zugeschnitten und entsprechend kaum wirksam bei Katzen, führt Samuel Furrer aus. 

Willkommener Nebeneffekt bei der Rehkitzrettung

Hingegen lassen sich Katzen durchaus mit Drohnen erkennen. «Das ist sozusagen ein willkommener Nebeneffekt», sagt Ann Schärer von Rehkitzrettung Schweiz. So könne man mit Drohen Katzen und insbesondere junge Kätzchen suchen und aus dem Feld vertreiben bzw. weg tragen. «Sowieso werden mit Drohnen und Wärmebildkameras nicht nur Rehkitze, sondern auch immer wieder junge Feldhasen, Feldlerchen usw. gesichtet und gerettet», so Schärer. 

Von Innen nach Aussen zu mähen, sei sicher nicht kontraproduktiv, ergänzt Samuel Furrer. «Grundsätzlich lässt sich festhalten: Wenn Wiesen seriös nach Rehkitzen abgesucht werden, dann sind die Chancen gut, dass auch Katzen entdeckt und in Sicherheit gebracht werden können», fasst der Zoologe zusammen. 

Whatsapp-Gruppe macht trotzdem Sinn

Auch die Katzenbesitzer können in die Pflicht genommen werden. Mancherorts sieht man entsprechende Infozettel am Feldrand, die über baldiges Mähen informieren. Oder es werden Flyer in der Nachbarschaft verteilt. Eine weitere Möglichkeit sind Whatsapp-Gruppen, in denen Bauern Katzenfreunde vorwarnen können, damit diese ihre Tiere zum fraglichen Zeitpunkt bei sich behalten.

Angesichts der Seltenheit der Vorfälle mit Katzen hält der SBV eine breite Infokampagne vor dem Mähen nicht für zwingend. «Wer in der Nähe des Dorfes oder einer Siedlung Flächen bewirtschaftet, kann sich aber durchaus überlegen, eine Whatsapp-Gruppe mit den Anwohnern einzurichten – sofern diese das auch wollen», meint Sandra Helfenstein dazu. Darin könne man ausserdem auch noch auf andere Tätigkeiten hinweisen, z. B. baldiges Güllen (keine Wäsche raushängen), Arbeiten spät am Abend oder in der Nacht. Wenn die Gruppe einmal stehe, könne man dank vorgängigen Entschuldigungen für Beeinträchtigungen mit wenig Aufwand viel für das bessere Verständnis zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft tun, ist Helfenstein überzeugt. 

 

Haftbarmachung schwierig

Zum Schutz bzw. der Rettung von Rehkitzen gibt es ein standardisiertes Vorgehen zum vorgängigen Absuchen von Wiesen. Wenn dies unterlassen werde, könne ein Landwirt rechtlich belangt werden, erklärt Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz STS. Im Fall von Katzen sehe es aber anders aus, weshalb eine Haftbarmachung hier schwierig sei.