«Jede vierte Hektare Ackerland der Schweiz ist mit Mais belegt», sagte Jürg Hiltbrunner. Er ist verantwortlich für die Maissortenversuche bei der Forschungsanstalt Agroscope. Die Zahl unterstreicht die Relevanz dieser Kulturpflanze in der Schweizer Landwirtschaft. Die Mais-Anbaufläche ist seit den 1970er-Jahren stark angestiegen. Gründe dafür sind unter anderem die adaptierte Technik und Züchtungsfortschritte.

Der Zuchtfortschritt beläuft sich laut Agroscope jährlich auf rund 2 dt/ha Mehrertrag. Dabei ist die Rede von der Trockensubstanz der ganzen Pflanze – also bei Silomais, abgeleitet von den Agroscope-Sortenversuchen.

22 % Mais auf offener Ackerfläche

Ein weiterer Grund für die wachsende Anbaufläche war die Züchtung von frühreiferen Sorten und natürlich der Klimawandel, der den erfolgreichen Anbau auch in einstigen klimatischen Grenzlagen ermöglicht. Mittlerweile hat sich die Anbaufläche stabilisiert. Auf rund 22 % der offenen Ackerfläche wächst heute Mais. Das entspricht rund 60 000 Hektaren.

Spätestens beim Referat von Jürg Hiltbrunner am ersten Rindviehtag des Inforamas auf der Rütti bei Zollikofen BE Mitte Juni zückten die Anwesenden den Kugelschreiber – das Thema schien zu interessieren. Wie produziere ich guten Mais? Welche Faktoren, die einen erfolgreichen Maisanbau begünstigen, kann ich beeinflussen? Welche nicht?

Sind 110 kg N noch zeitgemäss?

Ein Fokus des Vortrags lag denn auch auf der angepassten Düngung von Mais und der Referent warf die Frage in die Runde: Braucht jeder Mais gleichviel Nährstoffe? Hiltbrunner verwies dabei auf die aktuell gültige Düngungsnorm von 110 kg N/ha und auf das Projekt «MaisNet», in welchem auf rund 140 Praxisfeldern über drei Jahre und in Zusammenarbeit mit vielen Partnern Informationen gesammelt wurden. Diese Düngungsnorm für Mais wird derzeit im Rahmen der GRUD-Revision überarbeitet (wir berichteten). Dabei wird darauf abgezielt, die Düngungsempfehlungen an die tatsächlichen Ertragspotenziale und Standortbedingungen anzupassen.

Düngeeffekt nur bei 58,8 %

Die Ergebnisse aus den Praxisflächen erstaunen: Auf 58,8 % der Silomaisflächen konnte ein Düngeeffekt beobachtet werden. Dieser wurde im Vergleich zu einer nicht mit Stickstoff gedüngten Teilfläche ermittelt und als solcher bezeichnet, wenn die Düngung den Ertrag um mindestens 10 % erhöhte. 41,2 % der Flächen zeigten keinen Düngeeffekt. Verglichen wurden die drei Verfahren «null» (keine Düngung), «betriebsüblich» und «empfohlen». Das heisst:

Düngeeffekt vorhanden (58,8 %): Auf diesen Standorten hat die Düngung – sei es betriebsüblich oder empfohlen – den Silomaisertrag im Vergleich zur Nullparzelle um mindestens 10 % erhöht.

Kein Düngeeffekt (41,2  %): Hier steigerte die Düngung den Silomaisertrag gegenüber der unbehandelten Fläche um weniger als 10 %.

Im Umkehrschluss legte der Fachmann den Anwesenden nahe, auf der Maisparzelle eine ungedüngte Teilfläche anzulegen – sozusagen ein Düngefenster – und noch genauer zu beobachten, inwiefern sich der Unterschied im Ertrag abzeichnet.

Der Grund: Auf vielen der untersuchten Flächen war die Menge an Stickstoff, die während der Wachstumszeit durch die N-Mineralisation für den Mais verfügbar wurde, sehr hoch – teils sogar höher als die gedüngte Menge. Obwohl es grosse Unterschiede zwischen den Flächen gab, wurden bestehende Erfahrungen bestätigt. Für einen nachhaltigen Maisanbau mit guter Stickstoffnutzung ist es deshalb wichtig zu wissen, wie viel Stickstoff der Boden liefert. So kann die Düngung besser an den Standort angepasst werden, erklärte Hiltbrunner.

Die lange, kritische Phase

Hinsichtlich der standort- und ertragsangepassten Düngung machte der Agronom auf die kritische Phase beim Mais aufmerksam. Eine saubere Maisparzelle während des Jugendwachstums ist nicht nur wegen schwacher Konkurrenzkraft der Nutzpflanze entscheidend, sondern auch, weil beispielsweise ab dem 3-Blattstadium bis zum 9-Blattstadium die Anzahl Reihen pro Kolben und die Anzahl Kornanlagen pro Reihe bestimmt wird. In dieser kritischen Phase wird der Kolben dimensioniert. Im Längenwachstum bis zum Rispenschieben wird dann die Anzahl Kolben pro Pflanze bestimmt. Während der Blüte folgt die Festlegung der Anzahl Körner pro Kolben durch die Befruchtung. Erst später, während der Reife, wird das Tausendkorngewicht bestimmt.

Wo drückt der Schuh?

Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage untersuchte Agroscope, wo im Maisanbau «der Schuh drückt». Zwar sei der Rücklauf der Umfrage bescheiden gewesen, sagte Jürg Hiltbrunner. Für aussagekräftige Aussagen hätten die Antworten dennoch ausgereicht, so Hiltbrunner. Unter anderem wurde deutlich, dass im Zusammenhang mit Sorteneigenschaften folgendes erwünscht wären:

  • Informationen zur Wassereffizienz und zur Ertragsstabilität
  • Eine grössere Auswahl bei frühreifen Körner- und Silomaissorten
  • Angaben zur Restpflanzenverdaulichkeit bei Silomaissorten

«Das ist relativ einfach»

Aus der Umfrage ergab sich, dass die meisten Bauern weiterhin breitflächig Herbizide einsetzen möchten. «Dabei ist Mais ja eigentlich eine Hackfrucht und eine mechanische Regulierung der Begleitarten wäre vergleichsweise einfach», gab Hiltbrunner diesbezüglich zu bedenken. Entsprechend werde sich Agroscope in diesen Themenbereichen an die Arbeit machen, scherzte er am Rindviehtag des Inforamas – damit die Produzentinnen und Produzenten den Maisanbau weiter optimieren können.

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