«Wenn die Wiesen besonders hoch stehen, meist an den heissesten Tagen im Jahr, werden sie von einer Minute auf die andere gemäht.» Doch gerade dieser Eingriff sei es denn auch, der über tausende von Jahren hinweg dazu geführt habe, dass sich eine besondere Auswahl von Pflanzen in diesen Wiesen zusammengefügt habe, erklärte Thomas Fabbro, Geschäftsführer Pro Natura Baselland, an der diesjährigen Preisverleihung der erstmals im Baselbiet durchgeführten Wiesenmeisterschaft am Mittwoch in Dittingen. Doch diese Wiesen, die Trespen- und Fromentalwiesen, oder Mager- und Blumenwiesen, wie sie auch gerne genannt werden, die eigentlich erst durch die Landwirtschaft entstanden sind, werden durch die Intensivierung der Bewirtschaftung heute wiederum bedroht. «Medizinalheu» bezeichnet sie die Biologin Susanne Kaufmann, die der Jury angehörte und aus den 92 angemeldeten und schliesslich 82 für die Teilnahme zugelassenen Wiesen deren zwölf prämieren durfte.

Viel mehr Biodiversitätsflächen als gefordert

Im Baselbiet sind 2777 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) mit Biodiversitätsflächen von hoher Qualität belegt, konnte Markus Plattner, Leiter Natur und Landschaft am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung den Landwirten und Gästen berichten. Das entspreche 13 % der LN. Also fast dem Doppelten, was vom Bund gefordert werde. Dass im Baselbiet nicht nur Quantität, sondern auch Qualität stimmt, zeigte die Begehung einiger Parzellen, die Auszeichnungen erhielten. Flächen, auf denen 20 Orchideen-Arten wachsen und seit Generationen gepflegt werden, zeichnen das Engagement der Landwirte aus. Grund genug, ihnen Ehre anzutun, waren sich die Trägervereine der diesjährigen Schweizer Wiesenmeisterschaft einig.

Preisträger in vier Kategorien geehrt

Die Trägerschaft für das regionale Projekt «Baselbieter Wiesenmeisterschaft 2020» bildeten der Bauernverband beider Basel, ­Baselland Tourismus und Pro Natura Baselland. Die Wiesenmeisterschaft wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Ebenrain-Zentrum durchgeführt und vom Swisslos-Fonds Baselland und der Fondation Sur-la-Croix , Basel, finanziell unterstützt. In vier Kategorien unterteilt (Tal/Berg und Fromental/Trespen) gab es insgesamt zwölf Podestplätze. Die Sieger jeder einzelnen Kategorie erhielten 2000 Franken. Auf dem zweiten Platz lockten 1000 und auf dem dritten Platz gar noch 500 Franken.

Die Bevölkerung aufmerksam machen

«Mit der Wiesenmeisterschaft wird die Bevölkerung auf die Schönheit und den ökologischen Wert der Wiesen aufmerksam gemacht. Die Bauern und Bäuerinnen, die ihre Wiesen standortgerecht bewirtschaften, werden zudem für ihren grossen Einsatz belohnt», erklärt Urs Crétien von Pro Natura. Die überragende Bedeutung von artenreichen Wiesen für die Biodiversität und das Landschaftsbild seien unbestritten. «Extensiv bewirtschaftete Magerwiesen können auf wenigen Quadratmetern mehr als 60 verschiedene Pflanzenarten und eine grosse Insektenvielfalt aufweisen. Sie gehören damit zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt», so Crétien. Anlässlich der Preisverleihung in Dittingen wurde mehrfach betont, dass es wichtig sei, zusammenzuarbeiten, auch wenn man nicht stets gleicher Meinung sei. «Wir haben es sehr geschätzt mit den Bauern», erklärte Urs Crétien dann auch im Schlusswort.