Über den Feldern und Reben der Brüder Umbricht ertönten an diesem Märzmorgen Schaufelgeräusche. Fredy Umbricht ist mit einem guten Dutzend Helferinnen und Helfern damit beschäftigt, eine Sandlinse für Wildbienen zu bauen. «Massnahmen für Bestäuber sind ein wichtiger Bestandteil unserer integrierten Produktion», betont Fredy Umbricht, der den Betrieb Wugu – Wein & Gemüse Umbricht – gemeinsam mit seinem Bruder Pirmin leitet. Als IP-Produzenten beteiligen sich die Umbrichts freiwillig am Programm «Blühflächen – gemeinsam für Bienen», welches der Imkerverband «Bienen Schweiz» betreibt.

Blühflächen und Nistplätze

Mit dem Förderprogramm des Imkerverbands wird die Anlage von Blühflächen und Nistelementen unterstützt. Rund 20 Sandlinsen pro Jahr entstehen mit Unterstützung von Bienen Schweiz auf Landwirtschaftsbetrieben in der ganzen Deutschschweiz. «Neben den Honigbienen spielen Wildbienen eine entscheidende Rolle für die Bestäubungssicherheit. Mit den Sandlinsen schaffen wir Nistplätze für bodenbrütende Wildbienen – denn diese machen mehr als die Hälfte aller heimischen Bienenarten aus», erklärt Programmleiter Marius Fischer, der den Sandlinsenbau begleitet. Besonders wichtig sei, dass Blühfläche und Nistplatz nicht weiter als 300 m auseinanderliegen, weil sich sonst der Bruterfolg markant reduziere, betont er. Fredy Umbricht hat für seine Sandlinse einen sonnigen Standort am Ackerrand gewählt, angrenzend an eine Fromentalwiese und in unmittelbarer Nähe zur Rebfläche mit extensiv bewirtschafteten Fahrgassen.

Strukturen für Wildbienen

Da sich Umbrichts auch am Aargauer Vernetzungsprogramm Labiola beteiligen, sind auf ihrem Betrieb bereits mehrere Strukturen für Kleintiere entstanden. Für die Sandlinse hat Fredy Umbricht im Kieswerk einen Kipper voll ungewaschenen Sand geholt. «Bindig muss er sein», betont der Betriebsleiter, «sonst fallen die Gänge zusammen.» Im Programm Labiola sind Sandlinsen als Vernetzungsmassnahmen anrechenbar. Weitere Wildbienenfördermassnahmen wie «offener Boden», «Holzstapel mit Bohrlöchern» sowie «Aufgeschnittene Brombeerstängel» zählen neu ebenfalls als Labiola-Kleinstrukturen. Diese Massnahmen wurden im Aargauer Ressourcenprojekt «Bienenfreundliche Landwirtschaft» während sechs Jahren getestet und haben sich bewährt.

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Weiterbildung in Profigruppe

Für die neuen Labiola-Wildbienenfördermassnahmen interessiert sich auch die Gruppe, die beim Bau von Umbrichts Sandlinse mit anpackt. Es sind Bäuerinnen und Landwirte, die sich unter dem Namen «Profigruppe Biodiversität» regelmässig zu Biodiversitätsthemen weiterbilden. «Die Teilnehmer schätzen die praxisnahen Inputs der Fachleute und ganz besonders den Austausch untereinander», fasst Markus Basler die Stimmung an den Profigruppentreffen zusammen, die er als Präsident der IG Natur & Landwirtschaft mitorganisiert. Am Anlass in Untersiggenthal freute ihn besonders, dass sich ältere und jüngere Teilnehmende gegenseitig mit Ideen inspirierten.

Wer sich für die Profigruppe interessiert, kann sich bei Niklaus Trottmann vom LZ Liebegg (niklaus.trottmann@ag.ch) für die Mailingliste anmelden.

Online-Weiterbildung Wildbienen: Am 1. April um 20 Uhr bietet die Liebegg ein Webinar «Wildbienen fördern» an, mit Tipps zum Bau von Sandlinsen und weiteren Fördermassnahmen.

Teilnahmelink

Bestäubervielfalt sichert Erträge

Die Präsenz von Wildbestäubern hat eine positive Wirkung auf den Ertrag und die Qualität von Ackerkulturen und Früchten. Wildbienen und Schwebfliegen ergänzen dabei die Arbeit der Honigbiene. Ackerbohne und Luzerne (Saatgutvermehrung) sind besonders stark auf die Bestäubung durch Wildbienen angewiesen, ebenso zahlreiche Wildpflanzen. In Regionen mit wenig Honigbienen leisten Wildbestäuber den grössten Teil der Bestäubungsarbeit (Britische Untersuchung, Breeze et. al, 2011). Der Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen und Wildbestäubern wird für die Schweiz auf rund 200 bis über 400 Millionen Franken geschätzt. Quelle Agroscope

Betriebsspiegel Wugu

Fredy und Pirmin Umbricht

Ort: Untersiggenthal
Nutzfläche: 27,6 ha LN
Kulturen: Reben (10 Sorten), Gemüse im Tunnel und Freiland, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben, Getreide, Mais, 7,6 ha Biodiversitätsförderflächen inkl. artenreiche Rebflächen
Arbeitskräfte: Zwei Betriebsleiter, acht Angestellte
Vermarktung: Regionale Gastronomie, Hofladen mit Bedienung, 24-h-Verkaufsautomat, Festraum-Vermietung; www.wugu.ch