In der Nacht vom 26. auf den 27. Januar 2023 erlegte die Glarner Wildhut in Elm einen Jungwolf. Der Abschuss erfolgte aus dem Rudelverband und in Siedlungsnähe, wie der Kanton mitteilte. Bereits Ende Dezember war es gelungen, im wenigen Kilometer entfernten Engi ein Jungtier zu schiessen.
Mindestens 50 Schafrisse
Dem betreffenden Rudel werden 50 Schafrisse zugeschrieben, weitere 14 Tiere blieben nach den Angriffen vermisst. Die Schäden wurden durch das Kärpf-Rudel und durch Einzelwölfe oder Wolfspaare verursacht. Bereits im August war ein Einzelwolf aufgrund einer kantonalen Abschussverfügung durch die Wildhut erlegt worden. Trotz deutlicher Herdenschutzmassnahmen kam es zu weiteren Schäden.
Vor diesem Hintergrund hatte der Kanton Glarus Anfang Oktober beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) ein Gesuch für die Regulierung des Kärpf-Wolfsrudels eingereicht. Anfang Dezember erfolgte die Bewilligung durch das Bafu, maximal zwei der fünf Jungwölfe mit Jahrgang 2022 des betreffenden Rudels zu erlegen. Unter der Bedingung, dass die Abschüsse im Bereich der Nutztierherden und im Beisein von mehreren Wölfen erfolgt. Damit erhoffte man, einen Lerneffekt bei den anderen Wölfen zu erzielen, sodass sie Siedlungen künftig meiden.
Die Wölfe breiten sich rasch aus
«Das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein», stellte Thomas Elmer, Präsident Fachkommission Grossraubtiere des Glarner Bauernverbands (BVGL), gegenüber der BauernZeitung fest. Man könne sich ausrechnen: Vom Kärpf-Rudel sei ja noch eine Anzahl Jungwölfe der Jahrgänge 2021 und 2022 am Leben, die nun zur Bildung von weiteren Rudeln und zu einer exponentiellen Vermehrung beitragen würden.
Im Hinblick auf den kommenden Sommer habe er ein ungutes Gefühl, so der Schafhalter. Er befürchte noch mehr Schäden als während der letzten Alpsaison. So sei etwa zu erwarten, dass zuwandernde Wölfe zunehmend auch Gebiete besetzen würden, die bisher verschont geblieben sind. Zudem mache er sich darüber Sorgen, dass der Wolf trotz Massnahmen zur Abschreckung keine Scheu vor dem Menschen zeigt.
«Wir sind überzeugt, dass es ein sehr striktes Management braucht, um die Ausbreitung zu regulieren, damit die Koexistenz zwischen Wolf und Herdentieren gelingen kann», so Elmer. «Zwar habe der Regierungsrat sich für eine Lockerung des Wolfsschutzes ausgesprochen, doch sei man noch weit entfernt von der Umsetzung.»
