Die Qualität der Wolle steht bei der Schafhaltung in der Schweiz nicht im Fokus, vielmehr konzentriert man sich auf Fleischproduktion und Landschaftspflege. Bekanntlich ist die Schafschur für die meisten Betriebe nicht profitabel, weil der Verkaufserlös der Wolle die Scherkosten nicht deckt.

Thurgauer Projekt

Vor Jahrzehnten, als noch ein grosser Teil des Wollaufkommens für Decken und Mäntel für das Schweizer Militär verwendet wurde, stellte sich die Lage ganz anders dar. Die Branche schätzt, dass zirka 70 % der anfallenden Wolle für Duvets, Matratzen und Gebäudeisolationen verwendet wird, dass aber immer noch ungefähr 200 t in allen Qualitäten auf Mülldeponien landen.

Weltweit wird seit einigen Jahren Wolle als wertvolles Naturprodukt zu hochwertigem Dünger verarbeitet. So ist auch der Verein Fiwo in Amriswil TG vor einigen Jahren in die Düngerpellet-Produktion eingestiegen. Diese Non-Profit-Organisation bietet ein Integrationsprogramm für Arbeitslose an und verarbeitet Schweizer Wolle zu hoch-qualitativen Dämmstoffen, Bettwaren und Filzen.

Düngerpellets statt Deponie

Während feine Wolle im Heimtextilbereich Einsatz findet, werden gröbere Qualitäten zu Dämmstoffen und Filzen verarbeitet. Die durch Stroh, Samen und Kot stark verschmutzte Wolle, die meist von der Bauch- und Beinregion der Schafe stammt, wird zu Dünger pelletiert. Dank dieser Verwertungsmöglichkeit kann sich der Schafhalter wenigstens die Deponiekosten sparen. Diese Restwolle muss im Gegensatz zu den hochqualitativen Wollen nicht sortiert und aufwendig im Ausland gewaschen werden. Sie wird in einer Mühle zu kurzen Fasern zerkleinert. Um einen wertvollen Langzeitdünger zu erhalten, wird die Wolle mit Rapsschrot und biologischen Spurenelementen gemischt und anschliessend zu Pellets gepresst, die mit Dampf erhitzt werden, um Keime abzutöten. Der von Fiwo produzierte Dünger ist FiBL-gelistet und somit ein anerkannter biologischer Langzeitdünger.

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Im Gartenbau wie auch bei Topfpflanzen und Rosen finden Wolldüngerpellets einen idealen Einsatzbereich.

Gute Fleischigkeit

Auf der andern Seite gibt es zunehmend Züchter, welche Nolana-Schafe züchten. Diese Rasse zeichnet sich durch einen natürlichen Fellwechsel aus und muss nicht geschoren werden.

Die Beweggründe, mit einem Teil der Herde auf Nolana-Schafe umzustellen, waren für den Meisterlandwirt Philipp Wicki ganz andere als vorerst angenommen. Mit der extensiven, graslandbasierten Bewirtschaftung hatte er bei mehreren Schlachtlämmern trotz guter Fleischigkeit oft mit zu geringer Fettabdeckung zu kämpfen.

Zersetzt sich schnell im Gras

Die vom Merinoschaf abstammende, saisonale Rasse wird im englischen Herkunftsland als «Easy care»-Rasse bezeichnet, weil sie wenig Arbeit verursacht und viel Fleisch bringt. Auen stossen sukzessive bis Ende Mai und Lämmer bis Mitte Juli schon ihre erste Wolle ab. Damit spüren sie ein besseres Tierwohlsein und verbrauchen besonders während heissen Tagen weniger Energie und können deswegen mehr Fett ansetzen, ist Wicki überzeugt.

«Schlussendlich suchte ich nach weiteren Vereinfachungen für meinen Betrieb», so der leidenschaftliche Vollzeitschäfer, welcher in Neuseeland die professionelle Schafschur erlernte und heute immer noch über 600 Schafe pro Jahr bei Kollegen schert und damit den Aufwand bestens kennt. «Obwohl ich zuerst auch skeptisch war, dass viel Wolle im Futter wiederzufinden sein wird, so war ich positiv überrascht, da diese Wolle schnell in den Boden gelangt und sich abbaut», sagt er. Ab und zu seien im Gras einige Wollbüschel zu finden, die aber bei der Dürrfutterproduktion kaum stören. Philipp Wicki plant einen weiteren Teil der Herde mit Nolana-Schafen zu ersetzen und in Zukunft 80 bis 100 Auen zu halten.

 

Betriebsspiegel

Name: Philipp Wicki und Irene Mettler

Ort: Ruchschwand, Sörenberg LU

LN: 24,7 ha

Alp: Alp Gummenen angrenzend: Schafe: 30 Stösse, Rinder: 17 Stösse, Winterherde Kanton Baselland und Blatten LU

Schafbestand: 150 Auen, davon 40 Nolana-Muttertiere,200 Lämmer, davon 40 für Nachzucht, Widder aus Reinzucht

Rassen: Schwarzbraunes Bergschaf (SBS), Engadiner und Nolana in Reinzucht, Kreuzungen Engadiner und SBS × Nolana oder Dorper, drei Esel und zehn Mutterziegen für Landschaftspflege

Hunde: vier Herdenschutzhunde und ein Hütehund