Es ist ein trauriger Anblick, wenn Jungtiere, die gerade noch fröhlich herumgehüpft sind plötzlich ihre Lebenskraft verlieren. Betroffen sind oft die stärksten, frohwüchsigsten Gitzi. Was mit einem Schwanken der Hinterhand beginnt, geht rasch in eine allgemeine Schwäche des ganzen Körpers über und endet mit dem Festliegen. Später setzt, wenn die Tiere unbehandelt bleiben, auch die Muskulatur der Verdauung und Atmung aus, die Tiere sterben.

Sofort weg von der Milch

Wie Stofftiere liegen die erkrankten Gitzi im fortgeschrittenen Stadium unkoordiniert auf dem Boden, der Körper hat kaum noch Muskelspannung. Viele knirschen laut mit den Zähnen, können sie noch stehen, lassen sie den Kopf hängen und der Rücken ist aufgewölbt. Der Bauch wirkt leicht gebläht. Sie haben weder Durchfall noch Fieber.

Zu Beginn erinnert die Krankheit noch an einen Selenmangel. Die Tiere zeigen einen unsicheren Gang, versuchen trotzdem zu hüpfen und fallen hin. Ungebrochen ist hingegen ihr Appetit. Und hier passiert oft der fatale Fehler, dass die kranken Tiere zum Trinken animiert werden. Hilft nämlich die Gabe von Selen nicht gegen das Schwanken, dann muss an die Glangger-Krankheit gedacht werden und bei der gilt: Sofort für rund 24 bis 36 Stunden die Milch absetzen. Dabei ist das Alter und die körperliche Konstitution der Tiere zu beachten und das richtige Mass zwischen so lange wie möglich und so kurz wie nötig.

Ursache unbekannt

Typischerweise tritt die Krankheit um die zweite Lebenswoche auf und betrifft sowohl saugende Jungtiere wie auch solche, die mutterlos aufgezogen werden. Über die Faktoren, die zu der Krankheit führen ist wenig bekannt. Oft tritt sie bei Frühlings- oder Sommergeburten auf, wenn die Mütter im frischen Gras sind. Auch eine Ration mit viel Stärke und Kraftfutter ist im Verdacht, die Krankheit zu begünstigen. Bei saugenden Jungtieren sind eher diejenigen von Müttern mit guter Milchleistung betroffen. Eine gute Mineralstoffversorgung in der Trächtigkeit, insbesondere mit Selen, Kupfer und Zink, hilft vorbeugend.

Stark übersäuert

Bei der Obduktion hat die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich festgestellt, dass der Darm der betroffenen Gitzi stärker mit milchsäurebildenden Bakterien besiedelt ist als normal. Dadurch wird aus der Milch viel D-Laktat gebildet, das ins Blut gelangt und zu einer starken Übersäuerung des Tieres führt – ähnlich der Pansenazidose beim erwachsenen Tier. Ebenfalls beim pansentrinkenden Kalb ist der Stoffwechsel dahingehend gestört. Die Pansensituation beim Glangger-Gitzi zeigt sich hingegen unauffällig. Bei fortgeschrittener Krankheit können im Labmagen und in den Därmen starke Verklumpungen festgestellt werden.

Puffer helfen auf die Beine

Werden die Tiere rechtzeitig behandelt, ist die Prognose gut. Dazu müssen sie von der Milch abgesetzt werden und es muss Pufferlösung eingegeben werden. Hier können die handelsüblichen Puffer für Kälber eingesetzt werden oder auch einfach Backpulver. Dazu werden in einer Tasse Wasser zwei Teelöffel Backpulver und ein halber Teelöffel Salz aufgelöst, davon werden den Tieren rund alle vier Stunden 10 bis 20 ml mit einer Spritze in den Mund getröpfelt. Ausserdem müssen sie wenn möglich mit Elektrolyten versorgt werden. Ist die Krankheit jedoch zu stark fortgeschritten, fehlt der Schluckreflex. Doch nach der Gabe von Puffer erholen sich auch vorher hoffnungslos aussehende Tiere rasch. Bereits nach wenigen Stunden stehen zuvor festliegende Tiere wieder auf ihren Beinen. Nach 24 Stunden verlangen die meisten lauthals nach Nahrung und können dabei die Köpfe wieder aufrecht halten.

Langsam wieder Milch

Zu diesem Zeitpunkt können sie langsam wieder auf Milch umgestellt werden. Saugende Gitzi sollten nur dosiert zum Muttertier gelassen werden, optimalerweise wird vorher der grösste Teil der Milch abgemolken. Bei der mutterlosen Aufzucht wird die Milchgabe ebenfalls langsam gesteigert. Wichtig sind in den ersten Tagen Trinkpausen von vier bis sechs Stunden und die weitere Gabe von Puffer zwischen den Mahlzeiten. Beginnen die Jungtiere dann kurze Zeit später Raufutter zu fressen, ist die Gefahr eines Rückfalls zumeist gebannt.