Rosa liegt auf der Weide und zittert. Vor wenigen Tagen hat der Bauer die Holsteinkuh zusammen mit ihrer Herde zum ersten Mal auf die Frühlingsweide getrieben. Nun kann die Kuh nicht mehr aufstehen, ihr fehlt die Kraft dazu. Aktuell ist dieses Phänomen kein Einzelfall, mehrere Landwirtinnen und Landwirte beklagen festliegende Kühe auf der Weide. Diese Tiere durchleben eine Weidetetanie.

Muskelkonkraktion wird nicht mehr unterbrochen

«Hintergrund dieses Festliegens ist eine Magnesiummangel, welcher dazu führt, dass die Kühe die Muskelkontraktion nicht mehr unterbrechen können. Dies zeigt sich unter anderem in Muskelkrämpfen und Zittern», erklärt Jonas Salzmann, Ressortleiter Marketing bei der UFA AG. Wie er erklärt, äussert sich ein Magnesium- oder auch ein anderer Mineralstoffmangel zu Beginn in einem Rückgang der Milchleistung – begleitet von Fressunlust. Beim Magnesiummangel folge danach starkes Ohrenflattern. Krämpfe, die bis zum Tod führen, seien dann oft eines der letzten Stadien.

Neben einer Ergänzung mit dem passenden Mineralstoff sollte der Weideaustrieb überlegt gestaltet werden. So erfreulich der Weidegang im Frühling für Tier und Mensch auch sein mag: Er geht mit einer Fütterungsumstellung einher. Die Mikroben in der Verdauung müssen sich anpassen. Fachmann Jonas Salzmann spricht von drei Wochen.

Kühe sollten in den ersten Tagen nur drei bis fünf Stunden auf die Weide gehen und immer noch ¾ der Ration im Stall fressen. Nach 14 Tagen kann (je nach Grasqualität) auf 50 % oder weniger reduziert werden.

Tipp: Kühe nicht hungrig auf die Weide schicken, sondern gut an der Krippe füttern.

Gefragt nach dem Fehler erklärt Salzmann, dass dieser in der Unterversorgung mit Magnesium (Mg) liegt. Da Kühe im Körper keine Magnesiumreserven anlegen können – anders als bei Kalzium und Phosphor – sind sie auf eine tägliche Mineralstoffzufuhr angewiesen. «Frühlingsgras enthält grundsätzlich wenig Magnesium, anders als Herbstgras, welches eigentlich genügend Magnesium enthält, aber die Mg-Aufnahme wird durch den hohen Anteil an Kali gehemmt», erklärt Salzmann den Unterschied zur Weidetetanie im Herbst. Aber auch hier ist klar: Das Resultat ist immer ein Magnesiummangel.

Zu schnell umgestellt

Weiter sei eine zu schnelle Futterumstellung oft ein Problem. «Pansenmikroben brauchen rund drei Wochen, bis sie sich an eine neue Ration angepasst haben», erklärt er. Bei einer schnellen Umstellung steige die Passagerate und es werde somit weniger Mg absorbiert, «weil das Futter schneller durch die Kuh geht». Da Magnesium auch an der Auslagerung von Kalzium aus den Knochen beteiligt sei, entstehe im Zusammenhang mit einem Magnesiummangel auch ein Kalziummangel.

Magnesium-Absorption sinkt mit steigendem Alter

Grundsätzlich seien Tiere mit hoher Leistung und dementsprechend hohem Bedarf am gefährdetsten, benennt Jonas Salzmann die Risikogruppe. Zudem sinke die Mg-Absorption mit steigendem Alter der Kühe. Und: «Kühe, die keine fixe Menge an Mineralstoffen erhalten, sind sicher auch gefährdeter als solche, die eine tägliche Grundmineralisierung erhalten.» Rosa, die auf der Weide liegt, erlebt einen Akutfall. «Hier sollte der Tierarzt hinzugezogen werden», sagt Jonas Salzmann. Präventiv sei der Einsatz eines Mg-reichen Mineralstoffs rund um den Weideaustrieb im Frühjahr entscheidend und sinnvoll. «Hinzu kommt, dass das Anweiden schrittweise über 14 Tage erfolgt», rät er.

Gräserreiche Grasbestände würden oft tiefere Mg-Gehalte als leguminosenreiche Bestände aufweisen. Besonders zu beachten sei die Magnesiumversorgung im Frühjahr und Herbst. «Je höher der Weideanteil im Frühjahr ist, desto mehr sollte auf die Zugabe von Magnesium geachtet werden», mahnt Jonas Salzmann.